Die Petrikirche in Habinghorst wird in Zukunft keine Kirche mehr sein: Die Evangelische Kirche trennt sich von dem Gebäude, das 1911 gebaut wurde. Man müsste 750.000 Euro in die Sanierung investieren. © Tobias Weckenbrock
Castrop-Rauxeler Norden
Evangelische Kirchengemeinden vereinigen sich zu einer - Eine alte Kirche wird aufgegeben
Die Evangelischen Kirchengemeinden im Norden Castrop-Rauxels verschmelzen zu einer Gemeinde. Der Name ist noch offen - aber eine ehrwürdige und markante Kirche wird aufgegeben. Alle Details.
2003 gab es die letzte Vereinigung zweier evangelischer Kirchengemeinden im Norden Castrop-Rauxels: Damals verbanden sich die Henrichenburger Gemeinde rund um die Erlöserkirche und die Ickerner rund um die Christuskirche zu einer neuen Friedenskirchengemeinde. Nun geht der Prozess weiter: Die Kirchengemeinde Habinghorst und die beiden vereinten Gemeinden gehen zusammen.
„Seit zwei Jahren stehen wir in Verhandlungen und planen, uns am 1.1.2020 zu einer Kirchengemeinde zu vereinigen“, sagte jetzt Sven Teschner, Pfarrer der Habinghorster Kirchengemeinde, im Gespräch mit unserer Redaktion. Pikant an diesem Prozess: Die Habinghorster Petrikirche und das Christophorusheim in der Nachbarschaft werden aufgegeben.
Fast 2 Millionen Euro Sanierungskosten
Vor zwei Jahren habe man in Habinghorst erkannt und sich von einer Architektin bescheinigen lassen, dass die Gebäude marode sind. Sowohl die Kirche, Baujahr 1911, als auch das Gemeindehaus. „Der bauliche Zustande ist desolat“, so Teschner. „Man müsste für die Kirche 750.000 Euro in die Hand nehmen, und für das Gemeindehaus 1 Million Euro.“
Das Christophorusheim an der Wartburgstraße wird aufgegeben. Es gibt Sanierungsbedarf in Höhe von 1 Million Euro. © Tobias Weckenbrock
So viel Geld hat die Gemeinde nicht. Die Zahl der Gemeindeglieder geht zurück, heute sind es 2400 bis 2500, so Teschner. Um die 3000 waren es vor zehn Jahren. Der demografische Wandel spielt eine Rolle, aber auch die Zahl der Kirchenaustritte. Eine Studie der Evangelischen Kirche Deutschlands ergab, dass die Glaubensgemeinschaft bis 2060 auf die Hälfte schrumpfen wird.
„Rundherum sind ja viele Kirchen...“
„Wir haben das Geld nicht. Es ist aber auch nicht sinnvoll, diese Summe in ein Gebäude zu stecken, das 400 Sitzplätze vorhält, die wir aber nur ein paarmal im Jahr auslasten“, sagt Teschner. Der Entschluss sei ihm trotzdem nicht leicht gefallen. „Aber rundherum sind ja viele Kirchen: die Erlöserkirche, die Christuskirche...“
Steuern in eine gemeinsame Zukunft unter dem Kirchturm: Die evangelischen Pfarrer Dominik Kemper, Sven Teschner, Nina Ciesielski und Claudia Reifenberger (v.l.) sind Teil einer bis zum 1.1.2020 vereinigten Kirchengemeinde im Norden Castrop-Rauxels. Hier stehen sie unter der zentralen Kirche der neuen Gemeinde, der Christuskirche an der Ickerner Straße nebst Lutherhaus, dem zentralen Gemeindezentrum. © Tobias Weckenbrock
Das Gemeindehaus sei stark frequentiert, der Jugendtreff Café Q, das Weltcafé, Kinderküche, Sprachkurse, dazu hinten das Festivalgelände mit der Waldbühne und dem dahinter liegenden Gänsebusch. Den Standort werde man schweren Herzens aufgeben - aber nicht den Stadtteil: Geplant ist, an der Langen Straße ein Geschäftslokal für zehn Jahre anzumieten, zu dem auch ein Raum für Versammlungen gehört. Dort sollen Gottesdienste möglich sein.
Ein Verlust - „aber wir begreifen es als Chance“
„Wir begreifen es als Chance, aber natürlich ist es auch ein Verlust“, sagt Sven Teschner. „Wir verbinden mit dem Gebäude viele Gefühle, aber letztlich ist unser Glaube nicht an Steine gebunden. Wir sind davon überzeugt, dass es gut wird, wir im Stadtteil bleiben und wir viele Angebote erhalten können.“
Das Christophorusheim an der Wartburgstraße wird aufgegeben. Es gibt Sanierungsbedarf in Höhe von 1 Million Euro. © Tobias Weckenbrock
Auch aufseiten der Friedenskirchengemeinde bestand Interesse zur Fusion: Sie verliert eine Pfarrstelle, weil die Vertretungsstelle von Nina Ciesielski nach zwei Jahren ausläuft. Hier sind dann noch zwei statt bisher drei Pfarrer tätig. Mit Pfarrer Teschner sind es dann wieder drei Stellen. Ickern und Henrichenburg kommen zusammen auf rund 7000 Gemeindeglieder, der Trend ist aber derselbe: Es werden weniger.
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