Jessica Glootz und "ihre Männer" besuchten am Samstag, 13. August, beim Europafest in Castrop-Rauxel.

Jessica Glootz und "ihre Männer" besuchten am Samstag, 13. August, beim Europafest in Castrop-Rauxel. © Lydia Heuser

Eine Stadt feiert Europafest: „Hier trifft sich heute ganz Castrop-Rauxel“

rn60 Jahre Europastadt

Seit 1962 trägt Castrop-Rauxel den Titel Europastadt. Am Samstag hat sich die Stadt deshalb selbst gefeiert. Das bunte Angebot kam gut an. Etwas kühler hätte es allerdings wohl sein dürfen.

Castrop-Rauxel

, 13.08.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Castrop-Rauxel hat sich und Europa am Samstag gefeiert. Der Stadtmittelpunkt war Treffpunkt für Vereine, Familien und Gäste aus den Partnerstädten der Europastadt. Der Anlass: Vor 60 Jahren, 1962, entschied der Europäische Rat in Straßburg, dass Castrop-Rauxel die Europafahne und damit auch der Titel Europastadt verliehen werden soll, „als Anerkennung und Dank für gute, den europäischen Völkern und deren Frieden dienende Arbeit“.

Trotz der sehr hohen Temperaturen und der kräftigen Sonne kamen viele Castrop-Rauxelerinnen und Castrop-Rauxeler zum Europaplatz, um zwischen Rathaus, Europahalle und vielen Ständen zu flanieren. „Das Parken hat schon mal gut funktioniert“, sagte Timo Weitz, der mit seiner Familie das Fest besucht. „Hätte das nicht geklappt, wäre ich auch wieder gefahren“, sagt er.

Die Atmosphäre und Herzlichkeit am Stadtmittelpunkt genießen

Ann-Kathrin Agatz steht mit ihrer Arbeitskollegin Simone Wieneke im Schatten unter Bäumen. Zufällig haben sie sich hier getroffen. „Das ist hier halt der Stadtmittelpunkt, hier trifft sich heute ganz Castrop-Rauxel“, sagt Ann-Kathrin Agatz. Den Zusammenhalt, den man allgemein in der Stadt spüre, den merke man jetzt beim Stadtfest besonders.

„Die Herzlichkeit an den Ständen, jeder hat ein offenes Ohr, die Atmosphäre ist entspannt“, sagte die Pädagogin, das schätze sie besonders an dem Fest. Auch Jessica Glootz mochte das Fest. Sie war mit ihren „Männern“ unterwegs. Ihre zwei Söhne konnten schon Eis essen und ein bisschen basteln. Besonders gut kam der Blick in die Feuerwehrautos an.

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60 Jahre Europastadt: Die Bilder zum Fest

Seit 1962 trägt Castrop-Rauxel den Titel Europastadt. Am Samstag hat die Stadt deshalb zum Europafest eingeladen. Es gab ein buntes Programm. Vereine, Familien und Gäste aus den Partnerstädten der Europastadt feierten gemeinsam.
14.08.2022

Nur ein Manko gebe es: „Es ist zu heiß.“ Gelsenwasser bot deshalb kostenloses Wasser an, die Stadtteilvereine gegen eine kleine Spende Slusheis. Wer weniger Sonne wollte, konnte sich ins Rathaus zurückziehen, an den Führungen des Stadtarchivars Thomas Jasper teilnehmen, sich die Ausstellung „Mehr Mitte für den Stadtmittelpunkt“ anschauen oder einem Vortrag im Rathaus zum Thema Europa lauschen.

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Viele Verleihungen und ein buntes Programm

Doch das war längst nicht alles, was alle gemeinschaftlich auf die Beine gestellt haben. Es fand an diesem Samstag sehr viel parallel statt. Die Verleihung des Ehrenpreises Gesellschaft und Kultur zum Beispiel, den die Jury unter Leitung des Bürgermeisters Rajko Kravanja an die Kindertageseinrichtungen und Tagespflegeeltern der Stadt vergab.

„Ihre Arbeit hat den Kindern Halt und Sicherheit gegeben und unten den gegebenen Bedingungen eine pädagogisch sinnvolle und schöne Kindergartenzeit gewährleistet“, würdigte Kravanja die Arbeit bei der Verleihung.

Dr. Holger Knapp, der mit Unterstützung der Praxisgemeinschaft der Hausärzte am Marktplatz Ickern mit unterschiedlichen Partnern ungewöhnliche Impfaktionen durchführte, bekam den Ehrenpreis des Bürgermeisters verliehen.

Die Ehrennadel der Stadt Castrop-Rauxel bekamen Stefan Bevc, 1. Vorsitzender des Bezirksverbands Castrop-Rauxel/Waltrop der Kleingärtner e.V., Elke Balz, 1. Vorsitzende des Vereins „Refugium für Tiere in Not e.V.“, und Cornelia Straßmann, Präsidentin des Vereins „CCCS Rot-Weiss 1959 e.V.“, für ihren Beitrag zum Erhalt des Brauchtums und des sozialen Engagements des Karnevalvereins wie auch des Shanty Chors, bei dem sie führend mitwirkt.

Den Heimatpreis, dotiert mit 5000 Euro, bekam der Sauerländische Gebirgsverein Abteilung Castrop-Rauxel (SGV) „für seinen Beitrag zur Erkundung der Heimat, aber auch des sozialen Charakters des Wanderns“. Für seinen Einsatz für den praktizierten Gewässer- und Tierschutz bekam der Angel- und Gewässerschutzverein DoCAS Blinker 1982 e.V. ebenfalls diesen Preis.

Verbunden mit 2000 Euro erhielt Mentor – die Leselernhelfer Dortmund e.V. für „sein außergewöhnliches Konzept der langfristig angelegten individuellen Leselernhilfe an Castrop-Rauxeler Schulen als dritte Organisation den Heimat-Preis“, teilt die Stadt mit.

Auf der Bühne wurden die Delegationen von fünf der sieben Partnerstädte von Castrop-Rauxel vorgestellt. Rund 25 Menschen aus Vincennes, Zehdenick, Nowa Ruda, Trikala und Zondulak kamen angesichts des 60. Europa-Geburstatges in die Stadt.

Europa bedeutet Gemeinschaft

Europa, das sagten alle befragten Gäste des Festes, ist längst keine Selbstverständlichkeit. Die offenen Grenzen und die Gemeinschaft schätzen sie. Mike Brunner, der auf dem Fest Kindern anbietet, kleine Leinwände mit dem Europafestlogo zu besprayen, sagt: „Gerade in der aktuellen Situation müssen wir Stellung beziehen.“

„Europa ist grundsätzlich wichtig“, meinte Besucher Thorsten Daunicht. Der Titel Europastadt gehöre für ihn zu Castrop-Rauxel einfach dazu. Er sei damit aufgewachsen.

Mike Brauner sprayt den Schriftzug Europa auf Folie.

Mike Brauner sprayt ein großes Europa-Graffito zur Feier des Tages. © Lydia Heuser

Wer ausruhen wollte, konnte das gleich neben dem großen Graffiti von Mike Brunner tun. 56 Tonnen Sand hatten am Vortag Häftlinge der JVA Meisenhof in Ickern zu einer großen Fläche zusammengetragen, auf der am Festtag selbst Strandfeeling aufkam. Sonnenschirme und Liegestühle luden zum Ausruhen ein. Nach dem Stadtfest können sich Bürger kostenlos am Sand bedienen und etwas für den Eigengebrauch mitnehmen. Das Angebot gilt bis Dienstag (16.8.).