Steigende Temperaturen, erste wärmende Sonnenstrahlen – der Frühling ist nicht mehr aufzuhalten. Viele Radfahrer holen ihre Drahtesel aus dem Keller oder aus der Garage, um die eine oder andere Tour im Norden der Stadt zu genießen.
Sehr beliebt sind hier die Wege entlang der Emscher und des Rhein-Herne-Kanals. Das Radelvergnügen wurde seit Monaten aber durch die Bauarbeiten am Emscherland stark beeinträchtigt. Eine Umleitung mit teilweise schlechtem Bodenbelag sorgte für Unmut unter Radfahrern. Die Sperrung des Radwegs soll aber bald der Vergangenheit angehören.
Wir waren vor Ort, genau am „Walkway and Tower“, wo man einen herrlichen Blick über das Areal des Emscherlands hat und wo die Umleitung beginnt. Hier herrschte am Wochenende reger Radverkehr, sodass wir uns ein Meinungsbild unter Radlern verschaffen konnten.
Vorfreude und viele Fragen
Die Vorfreude auf das, was das Emscherland verspricht, war deutlich zu spüren und äußerte sich in vielen Fragen, wie um Beispiel: Kann die Brücke „Sprung über die Emscher“ im Sommer dieses Jahres nutzbar sein und den Emscher-Radweg durchgängig befahrbar machen? Wie wird der Rad- und Fußgängerverkehr über die Brücke angesichts einer Breite von 2,5 Metern geregelt? Wie wird die Überquerung der Wartburgstraße erfolgen?
Die Eröffnung kaum abwarten kann der 80-jährige Dieter Finke, der seit Jahren seine Radtouren entlang des Emscher Radwegs genießt: „Ich bin sehr froh, dass ich das Emscherland noch erleben darf. Das wird bestimmt super!“

Von Recklinghausen aus fährt der rüstige Rentner in den letzten Monaten nur bis zur Sperrung am „Walkway and Tower“. Er hofft auf die baldige Öffnung des Radwegs. Werden sich seine Hoffnungen erfüllen? Wir fragten nach bei der Emschergenossenschaft.
Promenade steht vor Eröffnung
Pressesprecher Ilias Abawi erklärt dazu: „Die Emscher-Promenade wird spätestens im zweiten Quartal dieses Jahres durchgängig von der Industriestraße in Castrop-Rauxel Richtung Westen für Spazierende und Radfahrende zu nutzen sein. Da die finale Zuwegung von der Industriestraße wegen der Brückenbauarbeiten noch nicht hergestellt werden kann, wird bis zur Eröffnung der Brücke eine provisorische Zuwegung vorgehalten. Sobald die Brücke dann im Spätsommer eröffnet ist, kann auch der Radweg am Rhein-Herne-Kanal freigegeben werden.“
Auf dem rund 18 Kilometer langen Abschnitt des Emscher-Weges, zwischen dem Schellenbruchgraben in Herten und der Ickerner Straße in Castrop-Rauxel, entsteht die Emscher-Promenade. Hier werden Aufenthalts-, Spiel- und Bildungsstationen eingerichtet. Durch neue Brücken und Unterführungen unter stark befahrenen Straßen können Fußgänger und Radfahrer die Natur und die Angebote entlang der Promenade genießen. Die einzelnen Maßnahmen sollen bis Ende 2023 fertig gestellt werden.
Auf eine baldige Öffnung des Radwegs hoffen die beiden Arbeitskolleginnen Jessica Kolmer und Christine Köntje: „Wir fahren gern auf dem Emscher-Radweg, allerdings nervt uns die Umleitung. Leider bekommt man auch keine Informationen, wie lange die Sperrung noch anhält. Man hätte Info-Tafeln aufhängen können.“

Gespannt ist man unter Radlern auch, wann sie endlich „über die Emscher springen“ können. Geplant ist die Freigabe und Eröffnung der Brücke laut Ilias Abawi für das vierte Quartal des Jahres: „Wir hatten aufgrund des Ukraine-Krieges erhebliche Lieferschwierigkeiten beim Material, die zeitlich nicht so einfach aufzuholen waren.“
Rücksichtnahme auf der Brücke
Christian Hiltner ist oft mit seinem Rad auf dem Emscher-Radweg unterwegs. Er befürchtet auf der Brücke in Stoßzeiten Probleme: „Dann könnte es ganz schön eng werden. Es gibt Rad- und Fußgängerverkehr in beide Richtungen.“

Soll es hier eventuell offizielle Regelungen geben? Ilias Abawi dazu: „Eine Regelung ist nicht geplant und normalerweise auch nicht üblich. Gegenseitige Rücksichtnahme ist gefordert.“
Da können Ingrid Fischer und Günter Makowski nur zustimmen. Mit ihren Pedelecs sind sie im letzten Jahr über 1000 Kilometer entlang der Emscher und des Rhein-Herne-Kanals gefahren. „Auf der Brücke müssen sich Radfahrer und Fußgänger eben arrangieren. Wir fahren sowieso immer sehr defensiv und gegenseitige Rücksichtnahme ist entscheidend“, erklärt Ingrid Fischer.
Eine offizielle Regelung wird es übrigens für den Übergang über die Wartburgstraße zur Weiterfahrt an der Emscher geben. Hier ist nach Angaben der Emschergenossenschaft eine Signalanlage vorgesehen.
Abstellbügel und Ladestationen
Nach Aussage des Pressesprechers wird es an Abstellmöglichkeiten für Fahrräder nicht mangeln: „Es gibt insgesamt zwei Eingangsbereiche, im Norden an der Suderwicher Straße südlich der A2 und im Osten an der Industriestraße. In unmittelbarer Nähe der Eingangsbereiche sowie entlang der Emscher-Promenade werden ausreichend Radabstellbügel installiert. Ebenfalls an den Eingangsbereichen werden auch E-Bike-Ladestationen vorhanden sein.“

Die Vorfreude auf das, was das Emscherland demnächst zu bieten hat, ist unter den Radfahrern auf jeden Fall sehr groß: „Soweit man durch den Bauzaun erkennen kann, wird das Areal bestimmt sehr schön und eine große Attraktion für die Stadt“, sagt Christian Hiltner und genießt weiter den Emscher-Radweg – trotz Umleitung.
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