Im Kulturhauptstadtjahr 2010 gab es eine spektakuläre Aktion. Eine mit gelben Ballons bestand, die dort aufstiegen, wo einst Zechen waren. Mitstreiter erinnern sich gern – auch an Nachtwachen.
Bis zu 80 Meter hoch ragten sie im Mai 2010 in den blauen Himmel des Ruhrgebiets über den ehemaligen Zechen der Region. Die Rede ist nicht von den Fördertürmen, von denen es viele schon gar nicht mehr gab, sondern von den gelben Ballons der Aktion Schachtzeichen. Die Idee stammte von Volker Bandelow. Er wollte schon lange eine Aktion initiieren, die die vorherrschende Stellung der Zechen im Ruhrgebiet wieder ins Gedächtnis holen sollte. Im Kulturhauptstadtjahr 2010 im Ruhrgebiet war nun die passende Gelegenheit gekommen.
Insgesamt 311 Ballons mit einem Durchmesser von 3,7 Metern wurden ab dem 22. Mai mit Helium befüllt und an einem Anhänger befestigt. Um 12 Uhr stiegen sie zum ersten Mal auf. Eine Woche lang, bis zum 30. Mai, schmückten die Schachtzeichen das Ruhrgebiet.
An diesen vier Stellen stiegen Ballons auf
In Castrop-Rauxel gab es an vier Standorten Ballons: am Erin-Turm und Hammerkopfturm der Zeche Erin, am Mittelstandspark West, wo sich einst die Zeche Victor I/II befand, sowie im Kulturzentrum Agora, dem ehemaligen Standort der Zeche Ickern I/II.
Doch man beließ es nicht nur bei den Luftballons: Ein Arbeitskreis Schachtzeichen aus zehn Leuten organisierte fünf Ausstellungen zu jeder einzelnen Zeche und zur Bergbautechnik, die bis Mitte Juni liefen. „Wir wollten die Aktion etwas mit Leben füllen“, erklärt Stadtarchivar Thomas Jasper, der im Arbeitskreis mitmischte. In unmittelbarer Nähe der Luftballons und der ehemaligen Zechen – im Dieze und Baukompetenzzentrum Ruhr im Erin-Park, im Agora-Kulturzentrum und im Haus Oestreich auf Schwerin – konnten Besucher die Bergbaugeschichte der Stadt anhand zahlreicher Fotos und Informationen nachvollziehen.
„Wir wollten auch für die junge Generation dokumentieren, wo der Bergbau in der Stadt zu finden war“, sagt auch Johannes Materna, der den Arbeitskreis Schachtzeichen leitete.
Wachen wurden geschult
Eine große Hilfe war die Unterstützung durch Norbert Meier. Der ehemalige Bergmann arbeitet die Geschichte der Zechen in der Region auf. Zum Zeitpunkt der Aktion Schachtzeichen arbeitete er an einem Buch über die Zeche Graf Schwerin und habe sich mächtig ins Zeug gelegt, wie Johannes Materna betont.
Aber auch rund 50 freiwillige Helfer sorgten mit dafür, dass die Aktion ein Erfolg werden konnte. Denn die Ballons mussten Tag und Nacht bewacht werden. Auch Roswitha und Heinz Dieter Becker vom Deutsch-Österreichischen Knappenverein halfen dabei. Sie bewachten den Ballon in der Agora und erinnern sich gerne an die Woche zurück. „Wir waren ungefähr zwölf Leute und bekamen vorher eine Schulung in Essen“, erzählt Heinz Dieter Becker.
Zwar habe es zum Teil auch Probleme gegeben, wegen Schäden am Ballon und starker Winde, aber insgesamt sei alles sehr gut organisiert gewesen. Auch an die Nachtschachtzeichen, als die Ballons an zwei Abenden bis 1 Uhr in der Luft waren und dabei beleuchtet wurden, denken sie gerne zurück. „Es hat uns viel Spaß gemacht“, fasst Heinz Dieter Becker zusammen.
Sowohl das Ehepaar Becker als auch Thomas Jasper könnten sich eine ähnliche Aktion in der Zukunft gut vorstellen. „Die Ausstellungen könnte man zu verschiedenen Anlässen noch einmal zeigen“, sagt Thomas Jasper. Und auch Heinz Dieter Becker ist für eine Wiederholung. „Ich würde es mir wünschen“, sagt er.
Gehört zur Generation „Ich mach was mit Medien“. War schon als Kind Fan von der rasenden Reporterin Karla Kolumna. Nach der Ausbildung zur Medienkauffrau und dem Journalistik-Studium im Ruhrgebiet „hängen geblieben“. Vorher in Düsseldorf zu Hause, jetzt schon fast echte Bochumerin.
