Als Reichspogromnacht wird die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 bezeichnet. Die Nazis zerstörten Tausende jüdische Geschäfte und Wohnungen und brannten Synagogen nieder. Viele Juden wurden bei den Angriffen verletzt oder getötet.
Der Stadtjugendring (SJR) organisiert auch in diesem Jahr eine Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht. Am Samstag, 9. November, beginnt sie um 17 Uhr am Jüdischen Friedhof, Obere Münsterstraße. Von dort aus gibt es einen Schweigemarsch zum Simon-Cohen-Platz, dem Ort der ehemaligen Synagoge von Castrop. Dort erwarten die Teilnehmer laut Ankündigung ab 17.20 Uhr eine Rede von Bürgermeister Rajko Kravanja, Stille, akustische Untermalung und Aktionen. Das Ende der Veranstaltung ist für 18 Uhr geplant.
Bei der Organisation arbeitet der SJR mit dem Team Jugendarbeit der Stadt Castrop-Rauxel, den Freien Verbänden des SJR, dem Kinder- und Jugendparlament, der Anti-Rassismus-AG des Adalbert-Stifter-Gymnasiums und dem Bündnis für Demokratie zusammen. Der Vorbereitungskreis steht für alle interessierten Bürger offen. Das letzte Vorbereitungstreffen ist am Mittwoch, 6. November, von 19 bis 20.30 Uhr im Gemeindehaus Heilig Kreuz, Wilhelmstraße 56. Der SJR-Vorsitzende Frank Ronge ist unter 0151/23486695 für Fragen erreichbar.
Ein Jahr nach zerrissener Israel-Flagge
Im vergangenen Jahr nahmen am Schweigemarsch besonders viele Menschen teil, zumal der Hamas-Überfall auf Israel erst einen Monat zurücklag. Hunderte Castrop-Rauxeler gingen schweigend durch die Altstadt, um den Opfern des Holocausts zu gedenken. Die Polizei hatte ihre Präsenz im gesamten Kreisgebiet erhöht. Dennoch entrissen zwei junge Frauen dem Grünen-Politiker Thomas Krämerkämper während der Veranstaltung eine Israel-Fahne, liefen damit davon und zerrissen sie. Ein junger Mann zog im Anschluss ein Türkei-Amulett sowie ein Feuerzeug hervor und legte nahe, die Fahne anzünden zu wollen.
Mehrere Castrop-Rauxeler folgten den Fahnendiebinnen und stellten sie, bevor die jungen Frauen im Alter von 16 und 19 Jahren festgenommen wurden. Als unsere Redaktion ein halbes Jahr später bei der Staatsanwaltschaft Dortmund nachfragte, waren die Ermittlungen eingestellt worden. Der damals 16-Jährigen sei „eine Beteiligung an der Sachbeschädigung an der Flagge nicht nachzuweisen“ gewesen. Die andere junge Frau habe „eingeräumt, dem Geschädigten die Flagge weggenommen und später auf einem Schulhof zerrissen zu haben“. Dennoch wurde ihr Verfahren – zunächst vorläufig – eingestellt, da sie „strafrechtlich noch nicht in Erscheinung getreten war, ihr Fehlverhalten eingeräumt hat und auch ihr Bedauern über ihre Tat zum Ausdruck gebracht hat“. Allerdings wurden erzieherische Maßnahmen durch das Jugendamt Dortmund eingeleitet.
Hier lesen Sie, wie der Diebstahl der Israel-Flagge ablief und ausging.