Seit Jahren kämpft eine Bürgerinitiative im Stadtteil Pöppinghausen gegen die Pläne des Stromnetzbetreibers Amprion. Doch die Bemühungen waren offenbar umsonst. Die Bezirksregierung Münster hat den von Amprion vorgeschlagenen Leitungsverlauf zum Umspannwerk durch einen Planfeststellungsbeschluss bestätigt. Einwände, Stellungnahmen, Anregungen und Planunterlagen seien geprüft und abgewogen worden, teilt die Bezirksregierung mit.
„Das, was jetzt umgesetzt wird, ist unser Vorschlag“, bestätigt Amprion-Projektsprecher Dr. Matthias Machinek. Die Bezirksregierung als neutrale Stelle habe der vorzugswürdigen Planung die Genehmigung erteilt. Er sei „enttäuscht und verständnislos“, sagt wiederum Karl-Heinz Vogel von der Bürgerinitiative. Wie die Vernetzung zwischen dem Konzern und der Bezirksregierung aussehe, wisse er nicht genau. Schlecht könne sie nicht sein. „Amprion hat die Muskeln spielen lassen. Das ist eine Machtdemonstration.“

Streitpunkt: Leitungsverlauf
Der Stromnetzbetreiber will das in Pöppinghausen gelegene Umspannwerk aufrüsten, um zukünftig den Strom von modernen Höchstspannungsleitungen einspeisen und auf haushaltsübliches Format bringen zu können. Bislang ist das Werk auf maximal 220 kV (1000 Volt entspricht 1 kV) ausgelegt. Für den Wechsel auf 380 kV muss die alte Technik erneuert werden. Gegen die Umrüstung an sich sei die Bürgerinitiative nicht vorgegangen, betont Karl-Heinz Vogel. „Erneuerbare Energie möglichst verlustfrei transportieren zu können, ist richtig.“ Der Streitpunkt ist der Verlauf neuer Leitungen. Es ist von „Ersatzbau“ und „Ersatzneubau“ von Höchstspannungsfreileitungen die Rede.
Die Lebensqualität im Stadtteil werde durch den von Amprion geplanten Leitungsverlauf voraussichtlich beeinträchtigt, sagt Vogel. Leiterseile würden „quer übers Dorf“ führen. Die Schutzstreifen um die Leitungen schränkten Entwicklungsmöglichkeiten ein. Es gebe die Sorge vor gesundheitlichen Folgen durch elektrische Felder. Das Dorf könnte durch das Vorhaben „verschandelt“ werden. Der Amprion-Vorschlag sei „voll und ganz durchgewunken“ worden, ohne den Bürgern auch nur einen Zentimeter entgegenzukommen. Die Bürgerinitiative wolle sich trotzdem über mögliche rechtliche Schritte beraten lassen.
Amprion nimmt Stellung
Amprion stellt die Auswirkungen des Umbaus als deutlich geringer dar. Zum Thema elektrische Felder gebe es „enge Grenzwerte, die wir einhalten“, sagt Machinek. Gesundheitliche Auswirkungen seien ausgeschlossen. Es gebe keine „unsichtbare Bedrohung“. Selbst wenn die größtmögliche Menge an Strom ankomme, würden die Grenzwerte unterschritten.
Da überwiegend bestehende Trassen genutzt würden, gebe es „kaum neue Betroffenheit“, sagt Machinek. 33 Flurstücke seien neu betroffen. Die meisten davon seien im Eigentum der Stadt. Der Schutzstreifen um die Leitungen bleibe gleich groß. Da die Freischnitt-Periode begrenzt sei, sei schon mit den Rückschnitt-Arbeiten begonnen worden. Für die Phase der Umrüstungen würden Provisorien errichtet. „Der Strom kann nicht einfach abgeschaltet werden“, sagt Machinek. Die bisherigen Masten würden durch neue ersetzt und die neuen Leitungen angeschlossen. Nicht in jedem Fall würden die Masten an der exakt selben Position ersetzt, zum Teil gebe es kleinere Verschiebungen.
Die neuen Masten seien entweder kleiner oder gleich groß, wie die bisherigen. Der größte Mast sei bisher 79 Meter hoch – dieser werde durch einen 59-Meter-Mast ersetzt. Im dritten Quartal 2025 werde mit den Arbeiten an den Leitungen begonnen. Im Umspannwerk selbst wird schon gearbeitet, zum Beispiel an den Schaltfeldern.
Alternativvorschlag missachtet
Enttäuscht ist Karl-Heinz Vogel darüber, dass dem Alternativvorschlag der Bürgerinitiative durch die Bezirksregierung nicht zugestimmt worden sei. „Der hätte nur Vorteile gehabt. Zwei unabhängige Gutachter haben bestätigt, dass er technisch umsetzbar wäre. Wir hatten auch die Stadt Castrop-Rauxel auf unserer Seite.“ Der Vorschlag habe vorgesehen, die Auswirkungen auf den Stadtteil so gering wie möglich zu halten. „Gelegenheiten waren da, um das Dorf herumzubauen. Neue Trassen wären nicht nötig gewesen.“
Neue Strommasten für Pöppinghausen: Die Stadt Castrop-Rauxel wehrt sich gegen die Pläne