Energiesparen in Castrop-Rauxel Nachbarstädte ergreifen deutlich mildere Maßnahmen

Energiesparen: Städte reagieren unterschiedlich auf die Krise
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Wenn der Stadtrat in Castrop-Rauxel am Donnerstag (24.11.) ab 17 Uhr über die Energiesparmaßnahmen der städtischen Einrichtungen berät und beschließt, dann liegt ein umfangreiches Paket auf dem Tisch: Es geht dabei ausschließlich um das Beheizen städtischer Bäder und Gebäude und den damit eingesparten Verbrauch von Erdgas und Fernwärme-Leistung.

Andere Städte dagegen verweisen gern auch auf Straßenlaternen mit LED-Leuchtmitteln, Verzicht auf Eisbahnen und das Anstrahlen von Wahrzeichen.

Wir geben nach einer Umfrage in Nachbar-Redaktionen und der Recherche auf städtischen Webseiten der Frage nach: Wie sieht es anderswo aus? Ein Überblick.

Castrop-Rauxel leitete Ende Juli erste Maßnahmen ein: die Einstellung der Warmwasserbereitung im Rathaus, die Absenkung der Wassertemperatur im Hallenbad um 2 Grad und die Reduktion der Beheizung des Freibades auf die Erwärmung durch einen Solarabsorber.

Seit Beginn der Heizperiode sind weitere Maßnahmen hinzugekommen: Im Rathaus ist die Raumtemperatur um 1 Grad gesenkt, ebenso im Haus der Jugend, in der Stadthalle und der Europahalle. Auch in Schulen, Jugendzentren und Feuerwehrhäusern gilt: 1 Grad weniger.

Für die Ratssitzung am Donnerstag (24.11.) stehen weitere Schritte zum Beschluss an: Das Hallenbad soll von Weihnachten bis zum 23. Januar geschlossen bleiben. Rund 20 Sport- und Turnhallen werden ab 19.12. im Wechsel in der einen Woche nur noch auf 10 Grad, in der zweiten Woche auf 17 Grad beheizt.

17 Grad durchweg in 7 Hallen

Nur 7 Hallen, darunter die Mehrfach-Sporthallen, bleiben immer auf 17 Grad, ausgenommen sind die Schließzeiten. All das führt laut städtischen Berechnungen zu 17,83 Prozent Einsparungen. Das Lehrschwimmbecken an der Uferstraße bleibt offen. Auch in der Sporthalle des Berufskollegs Castrop-Rauxel, die der Kreis Recklinghausen betreibt, soll es nicht kälter als 16 Grad werden, wie Kreis-Sprecherin Svenja Küchmeister unserer Redaktion sagte.

Dazu sollen Bürger sensibler gemacht werden, selbst auch zu sparen. Und die Stadt will einen Wettbewerb an Schulen ausschreiben: Wer spart am meisten?

Weniger Licht in Dortmund

Dortmund beleuchtet auf Grundlage einer Bundesentscheidung öffentliche Gebäude und Baudenkmäler von außen nicht mehr. Das spart 163.000 Kilowattstunden pro Jahr. Die weitere Beschaffung von smarter, dimmbarer LED-Ausrüstung für Straßenlaternen werde vorangetrieben. Ende 2024 soll er rund 80 Prozent des Gesamtbestandes der Straßenlaternen betragen. So sinke der Energieverbrauch auf 48 Prozent der Menge vor dem Umbau, heißt es von der Stadt.

Durch die Dimmtechnik der LED-Leuchten zu den verkehrsarmen Zeiten zwischen 22 und 5 Uhr wird nur noch halb so viel Lichtstrom verbraucht. Als Maßnahme gegen die vorherrschende Energiemangellage wurde die Nachtabsenkung zeitlich ausgeweitet. Ab 21.30 Uhr wird bis 5.30 Uhr auf 50 Prozent herabgedimmt. Vorher galt das von 22 bis 5 Uhr, nun also eine Stunde länger. Öffentliche Gebäude werden auf 19 Grad geheizt, die Temperatur in den drei städtischen Hallenbädern um 1 bis 2 Grad gesenkt.

Das Schwimmbecken im Südbad in Dortmund: Hier kann man auch in Zeiten der Energiekrise seinem Sport nachgehen. Allerdings ist es etwas kühler als üblich.
Das Schwimmbecken im Südbad in Dortmund: Hier kann man auch in Zeiten der Energiekrise seinem Sport nachgehen. Allerdings ist es etwas kühler als üblich. © Dan Laryea (Archiv)

Bochum senkt die Raumtemperaturen um 1 Grad auf 19 Grad, in Sporthallen auf 15 Grad, und auch in den Schwimmbädern wird es kälter. So werden 12 Prozent beim Heizen eingespart, heißt es auf der Website der Stadt. In Schwimmbädern ist die Wassertemperatur um 1 bis 2 Grad niedriger als üblich, an Waschbecken gibt es weitgehend nur noch kaltes Wasser. Einsparung: 1 Prozent.

Hausmeister werden geschult, Bürger sensibilisiert, an Schulen ein Spar-Wettbewerb veranstaltet. Mit 30 Maßnahmen soll ein Ziel erreicht werden: 20 Prozent der von der Stadtverwaltung Bochum verbrauchten Energie einzusparen. In Summe seien das 26 Millionen Kilowattstunden.

LED bei Straßenlaternen

Waltrop: Die Straßenlaternen werden auf LED-Technik umgerüstet. Gerechnet wird mit einem Energie-Einsparpotenzial von mindestens 60, vielleicht sogar 80 Prozent. Außerdem gibt es eine verkürzte, einheitliche Heizperiode für alle städtischen Verwaltungsgebäude, die nach den Herbstferien begonnen hat und mit Beginn der Osterferien enden soll. Eine Absenkung der Wassertemperatur im Hallenbad steht wohl noch im Raum. Klar ist aber: Das Bad der Schule Oberwiese bleibt bei 30 Grad, denn die Nutzer (u.a. Rheumaliga) brauchen diese Temperatur.

Recklinghausen beschloss im Sommer, dass 20 Grad Zimmertemperatur in der Heizperiode ausreichen, in Fluren, Treppenhäusern oder Lagerräumen sollen 10 bis 15 Grad nicht überschritten werden. Auch An Handwaschbecken soll seither kein warmes Wasser mehr zur Verfügung stehen. Zudem wurde im Hallenbad die Temperatur des Wassers um 1 Grad gesenkt. Auf dem Weihnachtsmarkt gibt es dieses Jahr keine Eisbahn.

In der Dorstener Innenstadt gibt es seit Jahren eigentlich eine Eisbahn zum Schlittschuhlaufen. Auf die verzichtete die Stadt in diesem Winter, um Energie zu sparen.
In der Dorstener Innenstadt gibt es seit Jahren eigentlich eine Eisbahn zum Schlittschuhlaufen. Auf die verzichtete die Stadt in diesem Winter, um Energie zu sparen. © Bludau (2017)

Dorsten strahlt den Förderturm der Zeche Fürst Leopold, das Wahrzeichen der Stadt, nicht mehr an. Eine Abschaltung gilt auch für andere Gebäude, Glockenspiele, Brunnen und Figuren. Im Freizeitbad Atlantis werden Solebecken im Außenbereich abgedeckt und die Lichtquellen um die Hälfte reduziert. Die markante Kuppelbeleuchtung bleibt nach Betriebsschluss hier aus. Auf die Eisbahn auf dem Weihnachtsmarkt wird 2022 verzichtet.

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