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Emscherland 2020 soll erlebbare Natur für alle sein: Gut gemeint und schlecht geplant?
Wasserkreuz
Im Umweltausschuss gab es viel Lob, aber auch viel Tadel für das Wasserkreuz bei Emscherland 2020. Der Bebauungsplanentwurf wird vier Wochen öffentlich ausgelegt. Es bleiben Fragezeichen.
Dicke Liebesbekundungen auf der einen Seite, harsche Kritik auf der anderen und ein klares Plädoyer von Stadtbaurätin Bettina Lenort: Politisch wurde wieder heftig und ausführlich über den Planbereich Emscherland/Wasserkreuz gerungen.
Konkret ging es um den Bebauungsplanentwurf 256 und die öffentliche Auslegung für das Projekt, das die Stadt Castrop-Rauxel jetzt seit mehreren Jahren auf der Agenda hat. Während Daniela Rotte (SPD) und Josef Berkel (CDU) Emscherland 2020 im Umweltausschuss ausdrücklich lobten, kam von Dr. Thomas Krämerkämper, der für den BUND als sachkundiger Bürger im Fachgremium setzt, viel Kritik. Er sagte: „Wie die Naturschutzverbände in einer Stellungnahme an den Kreis schon betont haben, gibt es erhebliche Bedenken zur Planung.“
Als Hauptknackpunkte bezeichnete er, dass auf der einen Seite Natur zwar wieder hergestellt werden solle, sie aber auf der anderen Seite vermarktet werde. Über 2 Hektar in dem insgesamt 33,5 Hektar großen Plangebiet, in dem ein regionaler Grünzug verläuft, würden für zusätzliche Wege beansprucht. Es fänden gärtnerische Eingriffe mit kleinen Hügelchen in der flachen Emscher-Aue statt. „Und die Biotopvernetzung für Tiere, ich sage mal vom Reh bis zum Igel, ist dank eines Metallgitterzaunes nicht mehr gegeben“, erklärte Krämerkämper.
Ein Stück begehbare Natur für Menschen ohne Garten
„Gibt es da noch eine Chance auf Nachbesserung, oder ist das alternativlos?“, wollte Grünen-Fraktionschef Dr. Bert Wagener von Stadtbaurätin Bettina Lenort wissen. „Ich möchte eine Lanze für das Projekt brechen“, sagte Lenort. Man offeriere hier eine sichtbare Erlebbarmachung der Natur - zwar von Menschen gemacht, aber immerhin. „Und ich sage: Wir bewerten das hier aus einer relativ privilegierten Situation, viele haben einen eigenen Garten; wir aber schaffen hier ein Stück begehbare Natur.“
Sie selbst habe als Kind die Emscher als stinkende Köttelbecke erlebt, hier gebe es drei Wasserverkehrswege übereinander. Im Übrigen sei die Planung, zu der es 2019 noch einen workshopähnlichen Prozess mit vielen jungen Leuten gegeben habe, nicht in Stein gemeißelt.
Auf die Frage Josef Berkels, was aus dem Naturschwimmbad geworden sei, antwortete Planungs- und Bauordnungsamtschef Philipp Röhnert: Dieses sei schon seit knapp zehn Jahren gestrichen. Und auch von der Haltung größerer Tiere wie Rindern sei man weg. Noch sei aber nicht klar, welche Tiere kommen sollen. Bienen wahrscheinlich. Oder die Hühnerhaltung.
Sorgen wegen ökologischer Entwertung
Auch über den Verkehr und die Öffnung der Wege für die Öffentlichkeit wurde kontrovers diskutiert. Krämerkämper malte ein fast schon apokalyptisch anmutendes Szenario im Hinblick auf das große Regenrückhaltebecken in Ickern und Mengede. „Da laufen ständig Hunde ohne Leine herum, und da sind zum Teil sehr aggressive Leute unterwegs“, sagte Krämerkämper, der das aber keinesfalls als allgemeinen Angriff gegen Hundehalter verstanden haben wollte. „Ich mache mir Sorgen wegen der ökologischen Entwertung“, betonte er.
Philipp Röhnert machte auf Nachfrage von Josef Berkel klar, dass darauf geachtet werde, dass der ÖPNV, sprich der Bus, in beide Richtungen funktionieren werde und habe auch ein Auge auf die Radwegeverbindung nach Suderwich. „Das Wasserkreuz wird hier schon auf Nahmobilität ausgerichtet und soll sich für Radtouren eignen“, betonte der Planungs- und Bauordnungsamtschef. „Alle Argumente, die wir hier gehört haben, kann man bei der Auslegung des Plans einbringen“, sagte Yasemin Dittrich (CDU). Der Auftrag zur öffentlichen Auslegung wurde bei einer Enthaltung (Grüne) und einer Gegenstimme (Linke) mit einer breiten Mehrheit getroffen. Und wie nicht anders zu erwarten war, hat auch der Stadtrat Ja dazu gesagt.