Das Parookaville-Festival im August 2022 war in gewisser Weise eine Zeitenwende: Electric Callboy aus Castrop-Rauxel spielten auf einem Electro-Festival, dem größten in Europa, in Weeze am Niederrhein. Dorthin kommen Jahr für Jahr rund 200.000 Musikbegeisterte. Es ist ein Meilenstein auf der steilen Treppe, die die Metalcore-Band mitnahmen: die erste (gitarrenlastige) Metalband überhaupt auf diesem Festival, auf dem sonst vor allem DJs auflegen.
Das ist schon ein Jahr her. Und seitdem ist noch viel mehr passiert mit den sechs Jungs um Frontmann Kevin Ratajczak, Familienvater aus Ickern: 60.000 Tickets verkauft auf ihrer letzten Tour, mittelgroße Hallen wie die Frankfurter Festhalle gefüllt, aber auch international viele Konzerte restlos ausverkauft. Dazu Millionen Abrufe ihrer Songs auf YouTube und bei Spotify. Die Castrop-Rauxeler Band, die in ihrem Probenraum an der Wartburgstraße ab dem Jahr 2010 groß und größer wurde und bis heute dort arbeitet, ist auf einer Raketen-Mission.
Electric Callboy bald auf US- und Kanada-Tour
Bis es im August auf Nordamerika-Tournee (New York, Toronto, Philadelphia, Chicago, Montreal, Boston und mehr) geht, ist noch ein bisschen Zeit, den Festival-Sommer zu feiern. Das tun die Jungs am Freitag (30.6.) auf dem „Open Air St. Gallen“ in der Schweiz. Am Wochenende sind sie beim Tuska-Festival in Finnland. Ende Juli steht das Deichbrand-Festival an, es folgen weitere Gigs auf verschiedenen Festival-Bühnen in Europa.
Im Oktober folgt Großbritannien, im November Australien. Der Tourkalender liest sich wie eine wunderbare Weltreise. Zwischendrin steht noch das eigene Festival, das „Escalation Fest“ in der Arena Oberhausen (23.9.2023) auf dem Plan. Praktisch ein Heimspiel. Karten kosten rund 69 Euro.

Wer Erfolg messen möchte, muss auf Zahlen schauen: 150 Millionen Views auf Videos auf ihrem YouTube-Kanal, über 500.000 Follower auf Social-Media-Plattformen, 1,6 Millionen monatliche Hörer auf Spotify. Diese Statistik haben die Musiker, die von Jens Gödde aus Obercastrop promotet und gemanagt werden, selbst aufbereitet.
Das aktuelle Album „Tekkno“ mit den schrägen, aber einzigartigen Sounds dieser Band, die in jedem ihrer Songs zwischen hammerharten Riffs und rausgebrülltem Metal und meist hochmedolischen Eurodance-Beats hin und her springt, erreichte nach der Veröffentlichung im September direkt Platz 1 der deutschen Charts – das ist die alte Musiker-Währung, die immer noch was zählt.

Jetzt: Evergreen von Maggie Reilly gecovert
Als Maggie Reilly 1992 ihren bis heute im Radio gespielten soften Popsong „Everytime we touch“ sang, da hätte sie vermutlich nicht gedacht, dass man ihn auch so interpretieren könnte wie Nico Sallach, Kevin Ratajczak, Daniel Haniß, Pascal Schillo, Daniel Klossek und David Friedrich.
13 Jahre in der weitgehend selben Besetzung liegen hinter der Band. Wenn sie spielt, egal wo auf der Welt, dann sind oft eine oder zwei Castrop-Rauxel-Flaggen im Publikum zu sehen, geschwenkt über den Köpfen der bunt gemischten Zuhörer. Das Andreaskreuz im blauen Wappen auf blau-gelbem Hintergrund zeigt: Die Band ist Botschafter für die Europastadt mit zigtausend Fans in aller Welt.

„Die Highlights sind auf jeden Fall die Shows, in denen du in großen Arenen stehst, wie jetzt grad in Leipzig“, sagte Nico Sallach im Mai in einem Interview mit dem Musik-Magazin „earshot.at“ zur Tour im Frühjahr. „Du stehst halt vor einer Riesen-Masse und denkst dir ‚Alter Schwede, wohin mit meinen Augen?‘, also ich weiß gar nicht, wo ich hingucken soll. Aber man muss auch sagen, egal wie groß der Club war, die Leute sind jeden Abend komplett ausgerastet.“
Kevin Ratajzcak im selben Interview: „Beeindruckend, was da aufgefahren wird, nur wegen der Tatsache, dass wir da unsere Musik machen. Da muss man jeden Tag dafür dankbar sein.“ Man müsse sich manchmal denken: „Heiliger Bim-Bam, was geht hier ab?“
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