Der Super-Spielplatz am Hallenbad kommt. Das scheint sicher. Aber jetzt kommt ein 307-Seiten-Dokument auf die politische Agenda. Darin sind alte und neue Einwände gegen die Pläne niedergeschrieben und wie die Stadtverwaltung sie zurückweist.
Eine Vielzahl von Stellungnahmen sei eingegangen, bilanziert die Stadt. Aber: „Dabei handelt es sich fast ausschließlich um Stellungnahmen von Anwohnerinnen und Anwohnern.“ Und: „Der Großteil der Stellungnahmen ist im Wortlaut sehr ähnlich.“ In Zahlen: Bei der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit gingen im April/Mai 2022 13 Stellungnahmen ein, davon sind neun fast identisch und zwei weitere untereinander fast gleich. Bei der öffentlichen Auslegung gingen Anfang März 2023 dann 19 weitere Stellungnahmen ein, davon 18 sehr ähnlich.
Zudem sei ein offener Brief der Bürgerinitiative „Rettet die Hallenbadwiese“ eingeflossen. Der wurde zwischen den beiden planerischen Beteiligungsschritten veröffentlicht und fand ebenfalls „ausführlich Berücksichtigung im Abwägungsvorschlag“, so die Stadtverwaltung.
Die neue Beschlussvorlage kommt so auf satte 307 Seiten. Ein PDF für echte Kenner, das man sich herunterladen kann, aber besser nicht komplett ausdruckt. Aufgeführt sind Pläne und Gutachten, Einwendungen und die Stellungnahme der Verwaltung zu den einzelnen Punkten. Welche das sind? Ein Überblick:
„Im Planungsgebiet wird es zu signifikanten Erhöhungen der Emissionswerte in Bezug auf Lärm und Verkehr und damit zu negativen Umweltauswirkungen kommen“, heißt es in einer der zumeist inhaltsgleichen Einwendungen. Das untergrabe die Interessen der Anwohner, mindere den Wert des Wohneigentums und habe Auswirkungen auf Menschen, Tiere und Pflanzen. Das widerlegt die Stadt mit dem Schallgutachten und der Einschätzung der Unteren Immissionsschutzbehörde: keine Bedenken. Artenschutz-Beeinträchtigungen seien nicht zu erwarten, der Wert der Grundstücke sinke nicht.

Auch einen „Verlust der Erholungsfunktion“ oder einen Ausschluss einzelner Bevölkerungsgruppen, gar eine angeführte Diskriminierung von Senioren, weil sie eine offene Wiese mehr schätzten, sieht die Stadt nicht. Das sei eine „rein subjektive Einschätzung“. Es bleibe ein Naherholungsort, ein „Angebot für alle Bevölkerungsgruppen“. Freiflächen gebe es im westlichen Teil reichlich.
Einer fehlenden offenen Kommunikation über Veränderungen in den Plänen widerspricht die Stadt auch und spricht von einem „dynamischen Prozess“, in den durch frühzeitige Beteiligung immer wieder Anregungen eingeflossen seien. Stets seien die Informationen zugänglich gewesen.
Die Furcht der Einwender, es werde hier zu voll, widerlegt die Stadt ebenfalls: „Da das Gelände als zentraler Spielplatz für die gesamte Stadt massiv beworben wird, ist mit einer hohen Personenzahl zu rechnen“, so das Einwender-Schreiben, das beispielhaft auch Zahlen berechnet mit bis zu 1500 Menschen. Die Stadt sagt, Berechnungen auf Basis der Einwohnerzahl seien nicht plausibel. Als Veranstaltungsort sei die Fläche nicht ausgewiesen, Vereinssport finde nicht statt.
Auch erhöhte Verkehrsbelastung sei nicht zu erwarten. „Eine Abschätzung (...) ermittelt einen zusätzlichen Bedarf von ca. 15 Kfz‐Stellplätzen. Der kann im Bestand gedeckt werden, da ausreichend Stellplätze (...) verfügbar sind. (...) Falls erhöhter Parkdruck festgestellt wird, ermöglicht der Bebauungsplan die Anlage von weiteren Stellplätzen.“ Bei einer angenommenen maximalen Nutzung von fünf verschiedenen Nutzern pro Stellplatz am Tag würden sich 75 zusätzliche An- und Abfahrten ergeben, über den Tag verteilt.
Beanstandete Fehler im Planverfahren bei der Frage, ob es sich um ein Landschaftsschutzgebiet handelt oder nicht und zum Thema Artenschutz und Klimaresilienz weist die Stadtverwaltung zurück. Altlasten im Untergrund auf Spielflächen sichere man zudem durch Bodenaustausch und Grabesperren ab.
Und dann beanstanden die Kritiker noch, dass Firma nts aus Münster sowohl Planerin als auch Gutachterin sei. „Wer dafür bezahlt wird, etwas auszuführen, sollte nicht in Personalunion seine eigenen Gutachten schreiben“, so der Einwand. Die Stadt kontert: „Die Anordnung der Sport‐ und Spielgeräte hatte so zu erfolgen, dass keine schädlichen Auswirkungen auf schutzwürdige Nutzungen zu erwarten sind. Aus diesem Grund wurde das Büro neben der Planungsleistung ebenfalls mit der gutachterlichen Tätigkeit zum Schallschutz beauftragt.“ Und: „Für Umweltbericht und Artenschutzprüfung wurden drei Angebote von verschiedenen Unternehmen angefragt. Die nts Ingenieurgesellschaft mbH hat das wirtschaftlichste Angebot vorgelegt“, so die Stadtverwaltung.
Im Umweltausschuss am Dienstag (17.4.) sind 307 Seiten noch einmal Thema. Eine Anfrage unserer Redaktion an mehrere Projekt-Gegner verlief am Montag ergebnislos. Die Sitzung beginnt um 17 Uhr im Ratssaal. Sie ist öffentlich.
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