Ein Findling erzählt seine Geschichte Im Emscherland kommt ein besonderer Stein zur Ruhe

Von Rolf Peter Polus
Ein besonderer Stein: Findling erzählt seine Geschichte im Emscherland
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Es ist einer Initiative des Verkehrsvereins Suderwich-Essel zu verdanken, dass auf einem Findling im Emscherland, kurz vor der Brücke über die Emscher zum Weinberg hin, eine Info-Tafel aus Schiefer angebracht wurde. Doch was ist so besonders an dem Findling? Was für einen Weg hat dieser Stein hinter sich gebracht?

Es gab früher einige Theorien, wie diese großen Steine transportiert wurden. Es wurde angenommen, dass diese Steine Meteoriten oder Gesteine vulkanischen Ursprungs seien, dann machte der deutsche Geologe Leopold von Buch (1774 bis 1853) die Sintflut für die Verlagerung der Steine verantwortlich. Erst 1875 gelang dem schwedischen Geologen Otto Martin Torell (1828 bis 1900) aufgrund der Beobachtungen von Gletscherschrammen auf dem Muschelkalk und von Oberflächenschrammen auf den Findlingen der Nachweis der Verschiebung durch Gletscher.

Blick aus der Vogelperspektive aufs Emscherland
Blick aus der Vogelperspektive aufs Emscherland: Links von der Brücke liegt der Findling. © Polf Peter Polus

Heute ist natürlich bekannt, dass diese großen Steine Zeugen der letzten Eiszeit (Höhepunkt vor 21.000 Jahren, Ende vor ca. 10.000 Jahren) sind. Dieser Stein dürfte vor 20.000 Jahren durch die Gletscher von Skandinavien zur Emscher transportiert worden sein. Dort liegt also ein Relikt der Eiszeit, das rund 1000 Kilometer Weg hinter sich gebracht hat.

Doch damit war seine Reise nicht beendet. Mitte der 30er-Jahre des letzten Jahrhunderts baute man die A2 von Berlin nach Oberhausen. Die Brandheide in Suderwich wurde im Zuge der Bauarbeiten zur Sandgewinnung für den Autobahnbau genutzt. Beim Auskoffern der Sandgruben wurde dieser und zwei weitere Findlinge gefunden und an einer Wegkreuzung am Emschertalweg in der Suderwicher Brandheide abgelegt.

Der Findling wird angehoben, viele gucken zu.
Groß war das Interesse der Suderwicher, als der „dicke Brocken“ 1977 zum Alten Kirchplatz transportiert wurde. © Archiv

In der Jahreshauptversammlung des Verkehrsvereins von 1977 erklärte der damalige 1. Vorsitzende Walter Zillessen, dass als erster Schritt zur Verschönerung des Alten Kirchplatzes in Suderwich der am Emschertalweg liegende Findling vor die Gaststätte Haus Schlüter geschafft werden sollte. Der Findling wurde mit einer Bronzeplatte versehen, die an die 1334 erstmals urkundlich erwähnte Dorfkirche St. Johannes erinnerte. Als Beitrag zum 50-jährigen Bestehen der Kolpingsfamilie wurde der Findling an Pfingsten in einem Festumzug durch die Suderwicher Straßen gefahren, bevor er seinen Platz vor Haus Schlüter einnahm.

Aber auch hier sollte er auf Dauer nicht verweilen. Nach Gesprächen zwischen dem VV Suderwich-Essel und der Emschergenossenschaft wurde der Findling 2022 wieder in die Nähe seines endeiszeitlichen Fundortes gebracht, ins heutige Emscherland. Und genau diese Geschichte erzählt die Schiefertafel. Sie ist mit drei QR-Codes versehen, die auf die Homepage des VV Suderwich-Essel, die VV-Facebook-Seite sowie den Bericht über den Umzug des Findlings zum Alten Kirchplatz verweisen. Jetzt kann der Findling zur Ruhe kommen.

Schiefertafel auf dem Findling mit Infos
So sieht die Schiefertafel aus, die jetzt am Findling angebracht ist. © Rolf Peter Polus

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