Ehrlichkeit ist keine Schande Castrop-Rauxel ist ein Vorbild, auch wenn es weh tut

Ehrlichkeit ist keine Schande: Die Stadt ist Vorbild, auch wenn‘s weh tut
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Tobias Weckenbrock

Hallenbad schließen. Turnhallen auf 10 Grad herunterkühlen. Im Rathaus ein Viertel der Büros schließen, die anderen auf 19 Grad heizen. In Schulen die Raumtemperatur um 1 Grad senken, im Hallenbad die Wassertemperatur um 2 Grad: Das klingt nach einem Plan mit „Doppelwumms“.

Ja, für manch einen klingt das eher nach dem Plan des Grauens. Jeder hätte es gern weiter warm im Hallenbad und angenehm in der Sporthalle. Vermutlich würde sich auch jeder lieber mit lauwarmem Wasser die Hände waschen als mit kaltem. Aber wir sind hier nicht bei „Wünsch dir was“, sondern in der Krisen-Realität. Für Menschen im Krieg geht es um Leben und Tod, für uns um Bequemlichkeit.

Wenn man sich umschaut in Nachbarstädten – und ja, Herr Kravanja: Das ist erlaubt! – ist es viel ruhiger als in Castrop-Rauxel. In deren Sparplänen wird die Umrüstung der Straßenlaternen auf LEDs genannt, die Abdeckung von Sole-Außenbecken, das Anstrahlen des Wahrzeichens der Stadt – und ja, auch die Warmwasser-Waschbecken. Schwimmbad- oder Sporthallenschließung? Macht bisher niemand – oder: spricht keiner offen aus.

Wie ehrlich sind die Stadtverwaltungen anderswo? Wie transparent ist die in Castrop-Rauxel? Energiespar-Szenarien aufzustellen und der Politik (und Öffentlichkeit) vorzustellen, wie es die Stadt seit dem Sommer tut, war ein grundsätzlicher und ehrlicher Ansatz. Nun ist ein Konzept beschlossen.

Was nicht passieren sollte: Dass der Castrop-Rauxeler sagt: Meine Stadt ist so nicht lebenswert. Und zum Baden und Schwimmen nach Herne ins Wananas fährt. Wie ehrlich wäre das eigentlich?

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