TikToker Levi Penell ist „Ehrenbotschafter“ von Castrop-Rauxel Doch das Amt gibt’s gar nicht

Ehrenbotschafter-Amt nur ausgedacht: Das sind die echten Ehrenträger
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Levi Penell kann sich zwar „Ehrenbotschafter“ der Stadt Castrop-Rauxel nennen, für einen bedeutungsvollen Titel reicht es aber noch nicht. „Das ist kein echter Titel und somit auch mit keinem Amt verbunden“, ergibt die Anfrage unserer Redaktion bei der Stadt Castrop-Rauxel. Der Titel „Ehrenbotschafter“ war offenbar mehr als Teil eines Gags gemeint und weniger als ernsthafte Auszeichnung für den TikTok-Star (@levihallo).

Dieser hat Castrop-Rauxel mindestens innerhalb der TikTok-Bubble zu Bekanntheit verholfen, indem er die Stadt als „schönste der Welt“ abfeiert. In den Kommentarspalten schließen sich zahlreiche Nutzer der scherzhaften Kampagne an und schwärmen ihrerseits von der Europastadt. Am vergangenen Sonntag folgten Hunderte Fans des TikTokers seiner Einladung nach Castrop-Rauxel, wo Bürgermeister Rajko Kravanja ihm im Ratssaal den erfundenen Titel verlieh. Wenn er ein echtes Amt von seiner neuen Herzensstadt Castrop-Rauxel bekommen will, wird sich Levi noch deutlich mehr ins Zeug legen müssen. Das Amt des Ehrenbürgers ist bislang fünf Männern vorbehalten, wie der Leiter des Stadtarchivs, Thomas Jasper, auf der städtischen Website klarstellt. Unter den Gewürdigten: Ein Pfarrer, ein Bischof und drei Bürgermeister.

Der erste Ehrenbürger

Der Pfarrer Franz Keweloh (1848-1929) wurde 1928 zum ersten Ehrenbürger der Stadt ernannt. Gewürdigt wurde er insbesondere für seine seelsorgerischen Tätigkeiten als Pfarrer, sein Engagement im Bereich der Caritas sowie die Förderung von Kunst und Wissenschaft. Keweloh leitete zudem bedeutende Projekte, wie den Neubau der Pfarrkirche St. Lambertus und den Bau von Einrichtungen wie dem Rochus-Komplex.

Anwalt der Ärmsten

Der Franziskanerpater und emeritierte Bischof

Hermann Paschasius Rettler (1915-2004) wurde 1993 zum Ehrenbürger ernannt. Bis zu seinem Tod war der gebürtige Merklinder für knapp 70 Jahre als Missionar in Brasilien tätig, hielt aber die Verbindung zu seiner Heimat aufrecht. Rettler galt als „Anwalt der Ärmsten“ und setzte sich in Brasilien gegen ungerechte Landbesitzer ein. Obwohl Rettler selbst wiederholt mit dem Tode bedroht wurde, ließ er sich nicht einschüchtern.

Bischof Hermann Rettler war der „Anwalt der Ärmsten“. 1993 wurde er zum Ehrenbürger ernannt.
Bischof Hermann Rettler war der „Anwalt der Ärmsten“. 1993 wurde er zum Ehrenbürger ernannt. © Archiv

Drei Bürgermeister gewürdigt

Komplettiert wird die kurze Liste der Ehrenbürger durch drei ehemalige Bürgermeister: Wilhelm Kauermann (1898-1973), Hugo Paulikat (1918-1998) und Hans Ettrich (1933-2014).

Der Bergmannssohn Kauermann musste im Ersten Weltkrieg als Soldat dienen, ehe er selbst als Bergarbeiter tätig war. Nach der Machtübernahme der Nazionalsozialisten, verlor das SPD-Mitglied seinen führenden Posten beim Bergarbeiter-Verband Bochum und eröffnete in Ickern einen Buchhandel. 1948 wurde er zum Bürgermeister gewählt. Während seiner 23-jährigen Amtszeit engagierte er sich besonders für internationale Verständigung, die Pflege von Städtepartnerschaften und die Schulpolitik. 1971 wurde er zum Ehrenbürger von Castrop-Rauxel.

Hugo Paulikat verlor im Zweiten Weltkrieg einen Arm und ein Bein. Nach Kriegsende zog er nach Castrop-Rauxel und arbeitete in der Sozialabteilung der Zeche Ickern 1/2. Von 1956 bis 1989 war Paulikat für die SPD im Stadtrat von Castrop-Rauxel tätig. 1971 wurde er zum Oberbürgermeister gewählt. Paulikats Arbeitsschwerpunkte waren die Pflege internationaler Kontakte und die Sozialpolitik.

Hans Ettrich prägte die Entwicklung von Castrop-Rauxel und der Region durch sein politisches Wirken als SPD-Politiker maßgeblich. Er war Bürgermeister (1989-1999), Kreistagsmitglied und fünf Jahre lang ehrenamtlicher Landrat. Seine Schwerpunkte lagen in der Wirtschafts- und Strukturpolitik der Emscher-Lippe-Region, wobei ihm auch die Jugendarbeit am Herzen lag. Ettrich förderte Städtepartnerschaften - er unterstützte insbesondere die brandenburgische Stadt Zehdenick nach der Wiedervereinigung. Seine Visionen realisierte er oft durch die Internationale Bauausstellung Emscherpark.