Gertrud Galewski verlor zwei Ehemänner an den Tod Eine Aufgabe zog sie aus dem Tal der Tränen

Gertrud Galewski hat die Ehrennadel für ihr Engagement erhalten
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Für Gertrud Galewski (76) war der Samstag (25.2.) ein ganz besonderer Tag, den sie noch lange in Erinnerung behalten wird. Noch zwei Tage später klingt sie glücklich und ihre Stimme hebt sich, als sie im Gespräch von dem Moment erzählt, als sie erfuhr, dass sie die Ehrennadel der Stadt Castrop-Rauxel verliehen bekommt.

Sie saß mit ihrem Sohn Wolfgang und dessen Lebensgefährtin Martina beim Neujahrsempfang in der Europahalle. Schon die Einladung hat die 76-jährige Henrichenburgerin gefreut. „Dass ich geehrt werde, hätte ich nicht gedacht.“ Gehofft aber habe sie es schon.

Ihr Sohn Wolfgang und seine Frau hatten sie bei der Stadt für die Ehrennadel vorgeschlagen. Martina sagt: „Wir haben das im Internet gesehen und uns gedacht, dass sie eine Auszeichnung verdient hat.“ Denn Gertrud Galewski engagierte sich jahrelang ehrenamtlich. Von August 2006 bis zum Ende des Jahres 2022 leitete sie die Seniorengruppe St. Josef in Habinghorst.

Und das tat sie mit großer Leidenschaft. „Du verwöhnst deine Senioren zu sehr“, habe man ihr im Scherz oft gesagt. 2 Euro im Monat nahm die heute 76-Jährige für die Mitgliedschaft in der Seniorengruppe. Mit diesem Geld und dem großen Engagement organisierte Gertrud Galewski Fahrten, Ausflüge und Treffen.

Ein Besuch am Möhnesee, mit Schifffahrt und Kaffee und Kuchen, ein kleiner Spaziergang durch einen Schrebergarten mit krönendem Abschluss – frischer Erdbeerkuchen und leckerer Kaffee – waren der Idee und dem Organisationsgeschick der Henrichenburgerin zu verdanken.

Gertrud Galewski hält Erinnerungsfotos der Ausflüge der Seniorengruppe St. Josef in den Händen
Gertrud Galewski hält Erinnerungsfotos der Ausflüge der Seniorengruppe St. Josef in den Händen. © Lydia Heuser

So lebensfroh und motiviert die Henrichenburgerin ihr Ehrenamt auch gelebt hat, der Grund dafür, dass ihr die Leitung angetragen wurde, ist alles andere als heiter. „Ich kam aus meinem Tief gar nicht mehr heraus“, sagt Galewski heute.

Nach den Schicksalsschlägen, die sie in sehr kurzer Zeit erlebt hat, verwundert das nicht. Acht Jahre lang pflegte Galewski ihren Mann Paul. In den letzten Lebensmonaten erhielt sie stundenweise von der Palliativpflege der Caritas Unterstützung – „Heinz“ kam zum Helfen. „Ich hatte dann ein paar Stunden Zeit für mich, konnte Besorgungen machen.“

Im Mai 2004 starb ihr Ehemann. Mit 58 Jahren war Gertrud Witwe. „2005 hat mich dann der Mann, der sich um meinen Ehemann gekümmert hatte, angerufen“, erinnert sich Gertrud. Vielleicht könne man einen Kaffee zusammen trinken? Frühstücken?

Als im Sommer dann ein Gemeindefest auf der Wiese von St. Josef stattfand, lud Heinz Gertrud ein. Die heute 76-Jährige erinnert sich an diesen besonderen Tag, beendet die Geschichte vom Beginn der Beziehung mit den Worten: „Von da an wurde unsere Liebe immer größer.“ Sie lächelt ein seliges Verliebtsein-Lächeln.

Ehrenurkunde und Blumenstrauß
Ein Blumenstrauß in den Farben des Stadtwappens und eine Urkunde hat Gertrud Galewski verliehen bekommen. © Lydia Heuser

Zwei Schicksalsschläge

Heinz wollte Gertrud heiraten, was sie auch taten. Am 18. März 2006 gaben sie sich das Ja-Wort in Österreich. „Ich wäre mit diesem Mann bis zum Mond geflogen.“

Das frisch vermählte Paar wollte zusammenziehen. An Ostermontag verabschiedete sich Heinz von seiner Gertrud mit den Worten: „Heute schlafen wir das letzte Mal getrennt. Danach verlasse ich dich nie mehr.“ So erzählt es Gertrud. Und dann: „In der Nacht ist er gestorben.“

Der plötzliche Tod riss der Henrichenburgerin den Boden unter den Füßen weg. „Ich hatte so viel Trauer in mir. Die Gemeinde hat mich aufgefangen.“ Du brauchst eine Aufgabe, habe man ihr gesagt und ihr die Leitung für die Seniorengruppe St. Josef übertragen. Ab Sommer 2006 übernahm sie die ehrenamtliche Aufgabe.

Über 16 Jahre lang organisierte sie Fahrten und Feiern. „Ich liebe meine Senioren“, sagt die 76-Jährige, die sich Ende 2022 unfreiwillig zurückziehen musste. Ihre Erkrankung lässt die Arbeit nicht mehr zu.

„Mit Rat stehe ich aber immer noch zur Seite“, sagt sie. Gekrönt wurde das jahrelange Engagement von Gertrud Galewski jetzt mit der Auszeichnung der Ehrennadel.