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E-Scooter fahren ab Donnerstag in Castrop-Rauxel: Pendler als Zielgruppe
Mobilität
Bisher fuhren in Castrop-Rauxel noch keine E-Scooter. Ab Donnerstag (15.4.) ändert sich das. Spin Mobility, Tochterfirma des Autobauers Ford, will eines anders machen als die Konkurrenz.
In 16 Städten in Deutschland ist die Spin Mobility GmbH am Start. Ab Donnerstag (15.4.) kommt Castrop-Rauxel dazu. Auch hier werden die orangefarbenen E-Scooter von Spin an vielen Orten stehen, bereit, jederzeit ausgeliehen zu werden. Die ersten 100 Scooter werden am Donnerstag angeliefert, unter anderem am Europaplatz. Vor dem Start hat sich die Politik mit dem Projekt beschäftigt.
In den digitalen Sitzungen des Umwelt- und des Wirtschaftsausschusses am Dienstagabend stellte Koray Aktas, General Manager der Ruhr Region bei Spin, das Vorhaben vor. Der Castrop-Rauxeler Digitalisierungsbeauftragte Jan-Philip Hermes machte zu Beginn eines klar: „Verhindern können wir es aus rechtlichen Gründen nicht.“ So habe man auf einen konstruktiven Austausch mit dem E-Scooter-Anbieter gesetzt, um städtische Interessen einfließen zu lassen.
Spin sieht ebenfalls Vorteile in einer Kooperation. So wird jetzt ein dreimonatiges Pilotprojekt starten. 150 bis 200 E-Scooter sollen an 64 Orten im Stadtgebiet platziert werden. Starten werde man mit einer kleineren Anzahl, sagt Koray Aktas auf Anfrage unserer Redaktion. In der Regel geht man vom Zentrum aus und von dort aus in die Stadtteile. Vor allem mit einem Detail will sich Spin von der Konkurrenz unterscheiden.
Mit dem E-Scooter von der Bahn zum Arbeitsplatz
Es geht um die sogenannte letzte Meile. Also die kurzen Strecken beispielsweise von Bus oder Bahn zum Arbeitsplatz. Wenn Mobilitätsangebote zusammenspielen, kann der Umstieg vom Auto auf den öffentlichen Nahverkehr attraktiver werden.
Genau hier setzt ein Angebot von Spin an. „Wir haben günstige 7-Tages- und 30-Tage-Pässe, die andere Anbieter nicht haben“, so Koray Aktas. So könnten auch Pendler als Kunden gewonnen werden, hofft Aktas.
Er nennt Preise: Der Monatspass kostet 49,99 Euro, der Wochenpass 24,99 Euro.“ Wer den E-Scooter für eine Stunde ausleihen will, zahlt 5,99 Euro. Gestaffelt geht es weiter bis 9,99 Euro für 24 Stunden. Und natürlich gibt es auch den Standardtarif mit der Entsperrungsgebühr von 1 Euro und 0,25 Euro pro Minute. Das Ganze könne allerdings noch angepasst werden, je nach Frequentierung, so der Spin-Manager.
Absprachen mit der Stadt zu Flottengröße oder speziellen Zonen
Absprachen mit der Stadt gibt es, was die Flottengröße und Ausbringungs- und Abstellorte angeht. In bestimmten Zonen sollen die eScooter nicht abgestellt werden dürfen. Auch die Fußgängerzone kann dazu gehören. „Kann man die E-Scooter ganz verhindern?“, fragte ein Politiker im Umweltausschuss. Aktas: „Technisch ginge das, aber es ist nicht legal.“
Die Stadt könne zudem Daten über das Nutzungsverhalten abgreifen, könne also sehen, wo viel, wo und wann gefahren wird und dann zum Beispiel den Busverkehr darauf abstimmen.
Es gab weitere Fragen in den beiden Ausschüssen: Welcher Strom wird verwendet? Wie werden die Scooter eingesammelt? Kann man über Stadtgrenzen hinaus fahren. Hier Aussagen von Koray Aktas:
- Spin gibt es seit einem Jahr in Deutschland, man konzentriere sich auf das Rheinland und das Ruhrgebiet. Vernetzung ist wichtig. Da passe Castrop-Rauxel gut ins Bild. In Dortmund, Herne, Gelsenkirchen, Recklinghausen, Essen, Mülheim und Duisburg gebe es Spin bereits. Mit der Stadt Bochum führe man Gespräche. Von Castrop-Rauxel kann man also auch über die Stadtgrenze nach Dortmund rollen und die Scooter dort abstellen. In Bochum erst einmal nicht.
- Spin Mobility beschäftige nur Festangestellte „weit über Mindestlohn“. Sie sammeln E-Scooter bei Bedarf ein und bringen sie zum Aufladen in das zentrale Lager in Essen.
- Die Reichweite der E-Scooter betrage offiziell 25 Kilometer, „im Sommer leicht auch 50 Kilometer“.
- Die Ausbringungsorte könnten noch angepasst werden.
- Helme werden empfohlen, eine Pflicht gebe es nicht. Es gebe aktuell keine entsprechenden Fächer an den Scootern. Das könne sich bei künftigen Modellen ändern. Eventuell werde es als Anreiz Vergünstigungen für Helmträger geben.
- Die Daten über die Routen würden getrennt von persönlichen Daten festgehalten., „Wir verkaufen auch keine Daten nach China.“
- Für die Energieversorgung seien gerade Verträge für Ökostrom abgeschlossen worden. „Es ist unser Ziel, emissionsfrei zu werden.“
- Die E-Scooter würden eingesammelt, wenn sie leer sind. Oder wenn es Beschwerden gebe, zum Beispiel weil sie falsch abgestellt sind. „Probleme werden priorisiert behandelt.“ Reagiert werde spätestens nach sechs Stunden. Zurzeit werde in zwei Schichten gearbeitet, morgens und am Abend. Am Sonntag gebe es eine Bereitschaft. Eingesammelt werde mit einem Diesel-Van. In Herne werde gerade der Einsatz eines Lastenrads getestet. Als Pilotprojekt würden dort auch Wechselakkus eingesetzt.
Wild in der Gegend herum liegende E-Scooter – diese Befürchtung hatten einige Politiker. Koray Aktas betonte, dass die Beschwerdelage in anderen Städten nicht sehr groß sei. Sich darum zu kümmern, sei Sache von Spin, so auch Stadtbaurätin Bettina Lenort. Sie reagierte im Umweltausschuss auf eine entsprechende Wortmeldung: „Der Kommunale Ordnungsdienst hat gerade jetzt Besseres zu tun, als nach fälschlicherweise abgestellten E-Scootern zu fahnden.“