Darf ich an der E-Ladesäule parken? Piktogramme in Castrop-Rauxel ohne rechtliche Bedeutung

Darf ich an der E-Ladesäule parken? Neue Piktogramme ohne rechtliche Bedeutung
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Darf ich vor der grünen Ladesäule der Stadtwerke in Castrop-Rauxel eigentlich noch mit meinem Benziner oder Diesel parken? Dürfen da nur Elektroautos stehen? Oder sogar nur, während sie laden? Die 100 Ladesäulen werfen neben mancher Kritik an den Standorten auch allgemein neue Fragen auf. Zumal die Stadt an vielen Stellen schon zwei Flächen direkt vor der Ladesäule mit Farbe markiert hat. Ein Piktogramm zeigt ein Auto mit Ladekabel. Aber was heißt das jetzt?

Was bedeuten die Piktogramme vor den Ladesäulen für Autofahrer?

Im Prinzip nichts, außer dass hier mögliche Stellflächen sind für Elektroautos, die an der Säule laden könnten. „Die Bodenmarkierungen werden vom Fördermittelgeber in dieser Form verlangt“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Jens Langensiepen dazu. „Sie haben direkt keine verkehrsrechtliche Relevanz, verdeutlichen jedoch, dass es sich um einen Parkplatz für E-Autos handelt. In Kürze wird es eine konkrete Beschilderung an den Ladesäulenstandorten geben, die Klarheit über die konkreten Parkregeln gibt.“ Heißt: Im Moment darf dort noch jeder stehen.

Stephan Miller, Jurist beim ADAC, hat sich auch schon mehrfach mit der Frage beschäftigt und kommt zu dem Ergebnis: „Der Ladevorgang ist rechtlich noch nicht genau definiert worden.“ Denn es gibt viele Unklarheiten und dazu noch verschiedene Schilder, die in anderen Städten schon im Einsatz sind. Eine lautet: Wie erkennt man, ob ein Auto gerade lädt oder nur angeschlossen ist? Wie schnell muss der Nutzer sein Auto wegfahren, wenn der Ladevorgang abgeschlossen ist? Wie ist die Regelung in der Nacht? „Solange solche Fragen nicht abschließend geklärt sind, müssen die Nutzer von E-Fahrzeugen beim Laden auf gegenseitige Rücksicht setzen“, so Miller.

Jens Langensiepen (Stadtwerke) gilt als Ideengeber für 100 Ladesäulen in Castrop-Rauxel.
Jens Langensiepen (Stadtwerke) gilt als Ideengeber für 100 Ladesäulen in Castrop-Rauxel. Bei diesem Termin stellte er mit Elektro Breilmann das Projekt vor. © Tobias Weckenbrock (A)

Wer darf also dort parken?

Im Moment (noch) alle nach den dort geltenden Parkbedingungen. Ob man aber unbedingt dort einen Benziner parken sollte, wenn man damit E-Autos die Lademöglichkeit blockiert, sei dahingestellt.

Darf hier nur stehen, wer auch lädt?
Darf hier nur stehen, wer auch lädt? © Tobias Weckenbrock

Wird denn überhaupt schon geladen an den grünen Säulen in Castrop-Rauxel?

Ja. „Im Juli wurden an den rund 20 zu diesem Zeitpunkt betriebsbereiten Ladesäulen knapp 6000 kWh abgenommen“, sagt Jens Langensiepen. „Unterstellt man eine durchschnittliche Stromabnahme von 30 kWh pro Ladevorgang, so wären dies ca. 200 Ladevorgänge.“ Inzwischen sind wir einen ganzen Monat weiter, und an weiteren Stellen sind die Säulen in Betrieb gegangen. Erkennbar ist das an den dann leuchtenden Displays. Über 80 Ladesäulen seien inzwischen errichtet, so Langensiepen. Über 60 seien schon betriebsbereit. Außer der Säule braucht es oft noch eine Strom-Infrastruktur, in der Regel auch Verteilerkästen.

Leser Kay-Uwe Langner findet das Ladesäulen-Programm in Castrop-Rauxel gut. Aber er schickt uns dieses Foto und schreibt: "Was mir negativ aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass man eine schlanke Ladesäule ausgewählt hat, die sich sicherlich gut in die Umgebung eingefügt hätte, aber dann einen Anschlusskasten davor setzt, der das filigrane zunichtemacht."
Leser Kay-Uwe Langner findet das Ladesäulen-Programm in Castrop-Rauxel gut. Aber er schickt uns dieses Foto und schreibt: "Was mir negativ aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass man eine schlanke Ladesäule ausgewählt hat, die sich sicherlich gut in die Umgebung eingefügt hätte, aber dann einen Anschlusskasten davor setzt, der das filigrane zunichtemacht." © Kay-Uwe Langner

Was kostet der Strom an den Ladesäulen?

Den Preis für eine Kilowattstunde legt der jeweilige Ladekarten- und Lade-App-Anbieter fest. „Darauf haben wir direkt keinen Einfluss“, sagt der Stadtwerke-Chef. Je Kilowattstunde werden grob 40 bis 70 Cent fällig. Der Durchschnittsverbrauch liegt bei etwa 15 kWh auf 100 Kilometer.

Wie kann ich an den Säulen laden? Benötige ich dafür eine spezielle App oder Kundenkarte?

Es gibt unterschiedliche Lademöglichkeiten: via Ladekarten, Ladeapps oder „Ad-hoc-Laden“. „Unsere Ladesäulen stehen über eine digitale Plattform allen Anbietern von Ladekarten und Ladeapps zur Verfügung“, sagt Stadtwerke-Chef Langensiepen. „Jeder kann unsere Ladesäulen in sein Portfolio aufnehmen. Wir schließen niemanden aus.“ Beim „Ad-hoc-Laden“ kann man ohne Anmeldung, App oder Ladekarte Strom auftanken.

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