Linda Edelhoff ist von ihrem neuen Elektroauto begeistert.

© Dieter Düwel

E-Autos boomen: Zahl der Zulassungen steigt auch in Castrop-Rauxel

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Die Neuzulassungen von E-Autos schießen auch in Castrop-Rauxel in die Höhe. Die Nachfrage nach Ladestationen und regenerativem Strom steigt entsprechend. Kann der Bedarf gedeckt werden?

Castrop-Rauxel

, 13.12.2020, 08:55 Uhr / Lesedauer: 4 min

Für die einen sind Elektroautos ökologisch sinnvoll, andere sind noch eher skeptisch. Fakt ist: Die Neuzulassungen von Elektroautos hat sich in diesem Jahr verdoppelt.

Anfang Januar verzeichnete die Kfz-Zulassungsstelle Recklinghausen noch 80 Neuzulassungen für Castrop-Rauxel, bis zum 13. November waren es bereits 170. Die Zahl hat sich also innerhalb von zehn Monaten mehr als verdoppelt.

Linda Edelhoff ist von ihrem neuen Elektroauto begeistert.

Linda Edelhoff ist von ihrem neuen Elektroauto begeistert. © Dieter Düwel

Familie Edelhoff aus Habinghorst hat sich im September einen elektrischen Renault Zoe zugelegt, den vorwiegend Tochter Linda fährt. Ausschlaggebend für den Kauf in diesem Jahr waren die staatliche Förderprämie und die geringere Umsatzsteuer.

Tochter ist von dem Auto begeistert

Linda Edelhoff ist begeistert von dem angenehmen Fahrgefühl, das das Elektroauto vermittelt: „Man musste sich am Anfang schon etwas an den neuen Wagen gewöhnen, aber die schnelle Beschleunigung und die Geräuscharmut beeindrucken mich.“

Die Edelhoffs haben bereits eine Solaranlage auf ihrem Haus installiert. „Für uns macht das E-Auto nur Sinn, wenn man es mit regenerativem Strom laden kann“, sagt Linda Edelhoff.

Autohändler bestätigen Trend zu E-Mobilität

Frank Ambrozy, Filialleiter des Renault-Autohauses Rehag in Rauxel, bestätigt den Trend zur Elektromobilität in diesem Jahr: „Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen ist enorm angestiegen. Unser Modell ‚Zoe‘ ist hier am stärksten gefragt. Es ist auch europaweit das am meisten verkaufte Elektrofahrzeug.“

Laut Ambrozy spielt das wachsende Umweltbewusstsein der Käufer eine Rolle, aber die Förderprämie hat den Schritt zum Kauf eines Elektromobils erleichtert: „Es ist eben so: Mit Speck fängt man Mäuse.“

Auch bei Volkswagen sei ein wachsendes Umweltbewusstsein seitens der Käufer zu beobachten. Thomas Hackenberg, Betriebsleiter im Autohaus Tiemeyer zum Boom in der E-Mobilität: „Ausschlaggebend für den wachsenden Absatz unserer E-Fahrzeuge ist aber sicherlich die Förderung seitens des Staates und des Herstellers.“

Hackenberg sieht optimistisch in die Zukunft: „Unsere Modelle ‚eGolf‘ und ‚Golf GTE‘ laufen schon jetzt sehr gut. Im nächsten Jahr kommt der ‚ID.4‘ hinzu. Wir können also interessante Alternativen zu den Verbrennern anbieten.“ Die gestiegene Nachfrage nach E-Autos ist auch an dem Autohaus Habinghorst nicht spurlos vorbeigegangen. Laut Verkaufsberater Patrick Weidner könne man die Nachfrage der Kunden kaum befriedigen.

Fleischerei Bols fährt elektrisch

Neben den privaten Elektrofahrzeugen sind auch mehr und mehr E-Autos von Behörden und Firmen in Castrop-Rauxel unterwegs. Stadtverwaltung und EUV Stadtbetrieb betreiben seit August 2018 einen gemeinsamen Fuhrpark.

Sabine Latterner vom EUV erklärt: „Aktuell sind unter den 44 Autos insgesamt 11 Elektro-Wagen im Einsatz, Tendenz steigend. 2013 wurde das erste Elektrofahrzeug angeschafft. Weitere E-Fahrzeuge sollen dazu kommen.“

Willi Bols setzt bei den Wagen seiner Fleischerei auf E-Mobilität

Willi Bols setzt bei den Wagen seiner Fleischerei auf E-Mobilität. © Dieter Düwel

„Wenn wir neue Fahrzeuge anschaffen, dann auf jeden Fall E-Autos“, kündigt Willi Bols an, Chef der Traditionsfleischerei in Obercastrop. Was die jährliche Kilometerleistung seiner Geschäftswagen betrifft, so werden bereits 75 Prozent elektrisch abgedeckt. Seit sechs Jahren sind bei Bols ein Renault ‚Twizy‘ und ein Nissan ‚NV200‘ im Einsatz.

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Willi Bols verweist auf die lange Tradition seines Betriebs im Bereich Ökologie und E-Mobilität: „Wir haben bereits zweimal den Öko-Preis der Stadt Castrop-Rauxel gewonnen. Im nächsten Jahr werden wir für unsere Mietwohnungen am Grünen Weg einige Ladesäulen für Elektrostrom aufstellen.“ Was ist der Grund für sein Engagement? Der Fleischermeister zitiert seinen Vater: „Ich möchte meinen Enkelkindern die Welt gescheit hinterlassen.“

Mit dem ersten Elektroauto in der unternehmenseigenen Fahrzeugflotte macht die Evangelische Krankenhausgemeinschaft einen wichtigen Schritt in Richtung umweltbewusstes Transportwesen. Zwei weitere Fahrzeuge werden folgen.

„Im innerstädtischen Bereich ist ein Elektroauto ideal“, sagt Fahrdienstleiter Udo Schmidt. „Die Reichweite von 316 km ist für unsere Zwecke völlig ausreichend.“ Betankt wird das Fahrzeug an den Ladestationen in den jeweiligen Parkhäusern der Evangelischen Krankenhäusern.

Starke Nachfragen nach Ladesäulen

Parallel zum rasant steigenden Absatz von Elektromobilen wächst der Bedarf an Ladestrom. Jens Langensiepen, Geschäftsführer der Stadtwerke Castrop-Rauxel, erklärt: „Über das ganze Jahr, aber besonders in den letzten Monaten, sehen wir an den Stromzählern unserer beiden Ladesäulen am Altstadtmarkt und am Ickerner Markt, dass der Verbrauch deutlich gestiegen ist. Wir erhalten immer mehr Rückmeldungen, dass beide Plätze belegt sind.“

Langensiepen weist darauf hin, dass der Strom an beiden Säulen kostenlos ist, was aber im nächsten Jahr geändert wird: „Bisher ist das natürlich für uns ein Zuschussgeschäft.“ Bleibt abzuwarten, ob sich dann das Ladeverhalten ändern wird.

Zahnarzt Hans-Joachim Günther ist absoluter „Fan“ von Elektromobilität und bietet seinen Patienten das kostenlose Laden ihrer E-Autos an der Station neben seiner Praxis an.

„Das Laden erfolgt während der Behandlungszeit. Natürlich wird dann die Batterie nicht komplett aufgefüllt, aber keine Angst, deshalb verlängere ich die Behandlung nicht“, sagt Günther mit einem Augenzwinkern.

Photovoltaik und E-Mobilität

Immer mehr Fahrer von Elektroautos fragen sich, ob und wie sie den Strom, mit dem sie ihre Batterie laden, selbst produzieren können. Anke Hormel, Energieberaterin der Verbraucherzentrale Castrop-Rauxel, hat sich intensiv mit dem Thema beschäftigt: „Wenn man sich für E-Mobilität entscheidet, ist es ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll, dass man den Strom dafür möglichst selbst produziert. Erdöl und Erdgas sind endliche Rohstoffe. Der Strom, den man für das Betreiben von E-Autos benötigt, ist natürlich unendlich, wenn man ihn regenerativ produziert.“

Beratung ist wichtig

Die Frage, ob sich ein Haus für die Einrichtung einer Photovoltaik-Anlage eignet, wird Anke Hormel immer häufiger gestellt, oft in Verbindung mit der Anschaffung eines Elektromobils: „Unsere Verbraucher fragen sich oft, wie man beide Techniken am besten zusammenbringen kann. Wir können dann ausführlich und individuell beraten.“

Mehr Informationen

  • Die Verbraucherzentrale Castrop-Rauxel bietet ausführliche Beratung persönlich, telefonisch oder auch online an. Energieberaterin Anke Hormel gibt Tipps zur Gewinnung erneuerbarer Energie und deren Nutzung für Elektrofahrzeuge. Öffnungs- und Beratungszeiten: montags und donnerstags: 9 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr; dienstags: 9.30 bis 15 Uhr, freitags: 9.30 bis 15 Uhr. Mühlengasse 4, 44575 Castrop-Rauxel, Tel.: (02305) 6 98 79 05.
  • Die Stadtwerke Castrop-Rauxel beraten in allen Fragen zu Ökoladestrom und zu anderen Castrop-Rauxeler Energieprodukten und Energiedienstleistungen. Ansprechpartner ist Michael Zois, der auch bei Bedarf Hausbesuche macht. Öffnungs- und Beratungszeiten: montags bis freitags 10 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr. Anschrift: Lönsstraße 12, 44575 Castrop-Rauxel, Tel. (02305) 94 77 11. Kontakt auch per E-Mail möglich: service@swcas.de

Trotz der klaren Vorteile der Elektromobilität gibt es aber auch Skepsis seitens der Verbraucher, vor allem was die Batterie betrifft. Die Rohstoffgewinnung ist immer noch sehr energieaufwendig. Anke Hormel dazu: „Man ist aber dabei, Möglichkeiten zu schaffen, dass man dafür weniger Rohstoffe braucht und dass man sie recyclen kann. Aber immer noch muss jeder abwägen, ob er sich für Elektromobilität entscheidet oder bei Diesel und Benzin bleiben will. Vielleicht kommt man dann doch zu der Schlussfolgerung: lieber Fahrradfahren!“