Wohnen kostet: Auch die Städte kassieren, sie nehmen die Grundsteuer von Wohnungseigentümern. Und die Eigentümer legen die Kosten auf die Mieter um. Wir vergleichen.

Wohnen kostet: Auch die Städte kassieren. Sie nehmen die Grundsteuer von Wohnungseigentümern. Und die Eigentümer legen die Kosten auf die Mieter um. Wir vergleichen. © dpa/Lukas

Günstig leben in Castrop-Rauxel? Die Steuern im Vergleich zu Nachbarstädten

rnGrundsteuer und Co.

Städte haben nicht viele Optionen, Einnahmen zu erhöhen. Wenn der Haushalt in Schieflage ist, hilft vor allem eine Erhöhung der Grundsteuer B. So hoch sind die Sätze in Castrop-Rauxel und Umgebung.

Castrop-Rauxel

, 20.10.2022, 14:55 Uhr / Lesedauer: 3 min

In Castrop-Rauxel wohnen, im Ruhrgebiet leben: Das ist als geflügeltes Wort von Bürgermeister Rajko Kravanja bekannt. Es ist ein Werbe-Slogan, der für das stehen soll, was viele mit der Europastadt verbinden: Wer hier wohnt, der lebt eben nicht nur in der Bindestrich-Stadt, sondern auch zwischen Dortmund und Bochum und damit mittendrin im bunten Ruhrgebiet. Ruhig und relativ günstig wohnen, aber doch zentral leben.

Aber trifft das mit dem günstigen Wohnen eigentlich zu? Ein Teil des Kostenfaktors sind die Steuern, die man seinen Wohnort zahlt – und deren Höhe durch die Städte und Gemeinden selbst festgelegt werden. Wir haben verglichen.

Grundsteuer A (landwirtschaftliche Grundstücke):

Der Hebesatz von 600 Prozent in Castrop-Rauxel ist höher als in allen anderen Städten der Umgebung. Unser Vergleich bezieht sich dabei auf die Städte des Kreises Recklinghausen und die drei großen Nachbarstädte, außerdem die Stadt Olfen im Süden des Kreises Coesfeld: Denn sie gilt als größer Wachstumsgewinner der Region bei den Bevölkerungszahlen. In der schuldenfreien Kommune am Rand des Ruhrgebiets werden große Baugebiete entwickelt. Die schöne und kleine Stadt wirbt mit der Nähe zum Ballungsgebiet. Die Vergleichsstädte haben einen Hebesatz von 300 bis 500 von Hundert. Aber: Die Grundsteuer A betrifft nicht das Wohnen, sondern die Landwirtschaft.

Grundsteuer B (bebaute und bebaubare Grundstücke sowie Immobilien):

Sie trifft fast alle Menschen in der Stadt, Eigentümer und Mieter. Mit einem Hebesatz von 825 Prozent rangiert Castrop-Rauxel mit Datteln, Haltern und Oer-Erkenschwick auf Rang 2 hinter Gladbeck (850). Bochum und Dortmund liegen bei um 650 Prozent. Noch höher als die Städte im Vest liegen Schwerte (880) und der bundesdeutsche „Spitzenreiter“ Witten (910). Doch aus manch einer Stadt ist zu hören, die Hebesteuer auf über 1000 Prozent zu erhöhen.

Die Not der Stadt-Haushalte ist groß: Viele Städte wissen nicht, wie sie das Haushalts-Minus ausgleichen sollen. Die Corona-Kosten drücken, die Energiekrise und die stark gestiegenen Zinsen für hochverschuldete Städte machen Sorgen.

Die Stadt Castrop-Rauxel will aber die Steuern nicht erhöhen. Der Plan: „Die Einbringung des Haushalts im November erfolgt auf Basis der gesetzlichen Grundlagen, auch zur Isolierung von corona- oder ukrainekriegsbedingten Mehraufwendungen“, wird Beigeordneter Michael Eckhardt auf Anfrage unserer Redaktion zitiert. „Prioritäres Ziel der Verwaltung ist es weiterhin, einen ausgeglichenen Haushaltsentwurf ohne Anhebung von Steuern, insbesondere der Grundsteuer, vorzulegen.“

Gewerbesteuer:

Bei der Steuer auf Unternehmensgewinne sind die Unterschiede nicht so groß. Hier liegen Marl und Recklinghausen vor Castrop-Rauxel (500). Besonders günstig ist aber auch für ein Unternehmen hier die Stadt Olfen: Wer sich dort ansiedelt, muss 410 Prozent Gewerbesteuer-Hebesatz einkalkulieren.

Weitere Steuern:

Es gibt noch weitere kommunale Steuern: Für einen Hund zahlt man in Castrop-Rauxel 96 Euro Steuern im Jahr. So viel wie in Datteln, Haltern und Oer-Erkenschwick, weniger als in Waltrop (112 Euro) und Gladbeck (132 Euro). Spielgeräte in Spielhallen (Vergnügungssteuer) kosten 40 Euro im Monat, abzuführen an die Stadtkasse. In Herten und Gladbeck (50 Euro) liegen die Steuern höher, in Datteln, Haltern und Oer-Erkenschwick niedriger (35 Euro). In Gelsenkirchen wird diese Steuer gar nicht erhoben.

Unterhaltungsgeräte in Gaststätten sind etwas günstiger: Castrop-Rauxel erhebt hierfür 20 Euro im Monat. Am Spieleinsatz ist Castrop-Rauxel auch beteiligt: 20 Prozent muss der Gerätebetreiber anteilig an die Stadtkasse abführen. Das ist mehr als in den anderen Städten. Dorsten ist mit 3,85 Prozent hier die günstigste Stadt.

Für Tanzveranstaltungen zahlt der Betrieb, in dem gefeiert wird, 1,50 Euro für zehn Quadratmeter Fläche. Zudem erhebt Castrop-Rauxel wie Dorsten, Haltern und Herten eine Wettbürosteuer. 1,5 Prozent vom Brutto-Wetteinsatz führen die Betreiber an die Stadt ab – noch. Denn: Ein Gericht hatte letztinstanzlich diese Steuer kürzlich für nicht rechtens erklärt.

Die Erträge aus der Wettbürosteuer lagen im Jahr 2021 bei rund 2500 Euro und für 2022 bei rund 3500 Euro für das Stadtsäckel. Das wirkt sich kaum aus. Die Steuer war eher als Steuerungsinstrument eingeführt worden, denn als wichtige Einnahmequelle.

Während Dorsten, Recklinghausen und Waltrop noch eine Sexsteuer erheben, gibt es eine solche in Castrop-Rauxel nicht. 3 Euro für sexuelle Vergnügungen je angefangene zehn Quadratmeter müssen Bordellbetreiber in den drei Städten abführen.

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