Diskriminierung soll nicht still ertragen werden Diese zwei Frauen helfen in Castrop-Rauxel

Neue Beratungsstelle in der Agora hilft bei Diskriminierung
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Vor allem in Schulen werden Menschen oftmals wegen ihres Aussehens, ihrer Herkunft oder ihres Glaubens diskriminiert, also schlechter behandelt als andere. Das lässt sich anhand der Menschen ablesen, die sich im Jahr 2023 an eine Antidiskriminierungsstelle in NRW wandten. In 70 Prozent der Fälle waren Lehrende Ausgangspunkt der Diskriminierung. Wie hoch die Dunkelziffern sind, ist unklar.

Menschen, die von Diskriminierung betroffen sind, können in einer neuen Beratungsstelle im Kulturzentrum Agora Hilfe finden. Seit dem 1. November gibt es dort eine Antidiskriminierungsstelle, in der Ines Carralero y Martínez Betroffene betreut. Betroffene können per E-Mail oder Telefon Termine vereinbaren.

Aber wie läuft ein Termin ab? Vor Ort können Betroffene zunächst in einem Sessel Platz nehmen. Wer mag, erhält Kaffee oder Wasser. Dann können die Menschen von ihren persönlichen Erfahrungen erzählen. Anschließend bespricht Carralero y Martínez mögliche Hilfestellungen mit der Person. „Die Menschen finden hier einen geschützten Raum, in dem sie frei erzählen können und gehört werden“, erzählt die 37-Jährige.

Menschen jeden Alters können sich bei der Antidiskriminierungsstelle melden, die für Menschen aus Castrop-Rauxel, aber auch Orten im Umkreis, wie Herten, Oer-Erkenschwick oder Waltrop zuständig ist. Wer nicht gut Deutsch sprechen kann, findet bei den mehrsprachigen Mitarbeitern in der Agora Hilfe, um das Wichtigste zu besprechen und einen Termin auszumachen. Derzeit wird noch besprochen, ob die neue Beratungsstelle zu den Terminen bei Bedarf einen professionellen Dolmetscher hinzuziehen kann.

Diskriminierungen gibt es aufgrund der sexuellen Orientierung, wegen des Geschlechts oder Alters – trotz der vielen Arten von Diskriminierung liegt der Schwerpunkt der neuen Beratungsstelle in der Agora bei rassistischer und antisemitischer Diskriminierung. Wer Hilfe benötigt oder unsicher ist, kann sich dennoch an Ines Carralero y Martínez wenden. Sie kann Betroffene an die richtige Hilfsstelle verweisen, die auf das individuelle Problem spezialisiert ist und die nötige Fachexpertise hat. Da es zwischen den Stellen oft thematische Überschneidungen gibt, ist auch eine Co-Beratung durch zwei Stellen möglich.

Zwei gelbe Sessel und ein grüner Beistelltisch formen eine Sitzgruppe.
Die Antidiskriminierungsstelle bietet Raum für ein sicheres, ruhiges Gespräch über Probleme und Lösungen. © Katrin Popenda

Ines Carralero y Martínez hofft, dass sich möglichst viele Menschen „Luft machen“ und mit ihren Problemen gehört werden. „Ich wünsche mir, dass wir die Antidiskriminierungsarbeit weiter nach außen tragen und der Gesellschaft signalisieren, dass man eine Diskriminierung nicht still ertragen muss. Es gibt Hilfe“, sagt die 37-Jährige.

Stößt Carralero y Martínez auf besonders komplizierte Fälle, kann sie sich an Dr. Zübeyde Duyar wenden, die ebenfalls in der Agora tätig ist. Duyar ist Teil eines Modellprojekts der Landesregierung, in dem sie als eine von drei Juristen die Berater aller 42 Antidiskriminierungsstellen in NRW bei rechtlichen Fragen unterstützt und Schulungen anbietet.

Auch die neue Beratungsstelle wird nicht nur von der Griechischen Gemeinde des Agora-Kulturzentrums sondern auch vom Landesministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration gefördert. „Die Förderung zeigt, dass der Antidiskriminierungsarbeit auch von politischer Seite eine große Bedeutung beigemessen wird“, sagt Dr. Zübeyde Duyar. „Gerade im Hinblick auf die aktuelle politische Situation im Sinne eines Rechtsrucks ist es umso wichtiger, dass ein Zeichen gegen Diskriminierung gesetzt und dagegen gearbeitet wird.“

Aus Sicht der 48-Jährigen sollte die Gesellschaft für Diskriminierung in verschiedenen Lebensbereichen aufgeklärt und sensibilisiert werden, etwa im Bereich Wohnen oder Arbeit. Auch von Mitarbeitern von staatlichen Stellen könne jemand Diskriminierung erfahren: zum Beispiel bei Ausländerbehörden, Jobcentern, Sozial- oder Standesämtern – oder eben in Schulen.

Zum Thema

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Antidiskriminierungsstelle im Agora-Kulturzentrum

Kontakt zu Ines Carralero y Martínez:

E-Mail: ines.carralero@agora-kulturzentrum.de
Tel.: 02305/923040
(Montag bis Donnerstag, 9.30 bis 13.30 Uhr,
Termine zu anderen Zeiten möglich)

Weitere Informationen auf www.agora-kulturzentrum.de

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