Dieter Heermann hat auf Erin Kohle gekloppt. 25 Jahre lang war er unter Tage im Streb gefordert, aber als dann das Aus der Castrop-Rauxeler Bergbau-Geschichte beschlossen war, war das für ihn früher überhaupt keine Tragödie. Keine Spur von Sentimentalitäten, es musste schließlich weiter gehen. Im Alter von 14 Jahren fuhr er erstmals auf Erin ein, heute lebt er in Datteln und hat eine ganz starke Meinung zu Castrop-Rauxel.
Ein anderes Leben, das konnte sich Dieter Heermann nie vorstellen, sagt der 77-Jährige heute. „Ich war von Anfang an Bergmann, ich kannte nichts anderes“, sagt der heutige Dattelner, der dort mit seiner Familie lebt. Unter anderem mit SuS-Pöppinghausen-Trainer Torsten Heermann, seinem Sohn. „Es war harte Arbeit, es war gefährliche Arbeit.“
„Kleinigkeiten“ habe es immer gegeben, blickt der begeisterte Fußballer zurück. Die großen Katastrophen unter Tage habe er glücklicherweise nicht erleben müssen. „Aber ich habe erlebt, wie ein junger Mann hinter mir gestorben ist.“
Doch Dieter Heermann war gerne Bergmann. „Wir waren eine große Gemeinschaft, man kannte sich unter den Bergmännern, auch von den anderen Zechen.“ Und man sei „belohnt“ worden, durfte das Schwimmbad auf Erin und die Erin-Kampfbahn nutzen. „Der Bergbau hat viel für uns gemacht.“
Früher war es gemütlicher
Und auch für Castrop-Rauxel. Denn früher sei es „gemütlicher“ gewesen in seiner ehemaligen Heimat. „Es hat sich vieles verändert“, sagt er. Der Bergbau verhalf der Stadt zu einem Aufschwung, nach der Schließung fielen zahlreiche Arbeitsplätze in der Stadt weg.
Was ihn aber bis heute mit Castrop-Rauxel verbindet, ist seine Liebe zum SV Wacker Obercastrop. Denn 1997 stellten die Mitglieder des BV Wacker Castrop mit ihrem Vorsitzenden Dieter Heermann die Weichen für die Fusion mit BW Obercastrop – und der heutige Westfalenligist, bei dem im Sommer sogar Weltmeister Kevin Großkreutz angeheuert hat, war geboren.
Mehr Zeit für Wacker
Und das Leben damals, es muss einfacher gewesen sein. „Wenn ich nicht unter Tage war, dann war ich bei Wacker“, erzählt Dieter Heermann bierernst. Es ist schließlich „sein“ Verein. An dem hängt er mehr als an Zeche Erin.
„In Hamm arbeiten oder hier arbeiten, das war egal“, sagt er. Denn an die Kohle hat er weiter fest geglaubt, das Erin-Ende war demnach kein Trauerspiel. „Am Anfang war es unbequem, weil wir mit dem Bus abgeholt wurden nach Hamm.“ Aber dann wurde er Schießmeister und durfte mit einem eigenen Wagen fahren – und hatte wieder mehr Zeit für Wacker.