Die Corona-Krise flachte gerade ab, da stürzten sich die beiden Kumpels Philipp Greulich und Dejan Kloj in die gastronomische Selbstständigkeit. Vor genau drei Jahren erfüllten sie sich ihren Traum und eröffneten die Gaststätte die Zwei in Ickern. Doch leichter wurde es damit nicht unbedingt. „Die Kosten stiegen alle“, erinnert sich Philipp Greulich. Aber er sagt auch: „Wenn viel zu tun ist, macht es am meisten Spaß.“ Am Donnerstagnachmittag (10.4.) werden hinten die Bierfässer rein gerollt und der Getränkelieferant schleppt Kisten. In der Küche bereitet Dejan Kloj die Currywurstsauce vor und vorne im Gastraum steht Philipp Greulich Rede und Antwort.
Live-Musik, Fußball und Kneipenquiz
Die ersten drei Jahre waren nicht leicht. „Man muss immer kämpfen und sich neue Ideen überlegen“, sagt der 36-Jährige, der vor der Selbstständigkeit mit „Die Zwei“ auch schon als Angestellter in der Gastronomie tätig war. Vorbei seien die Zeiten der Zechen, als die Kneipiers ihre Läden nur aufschließen mussten und schon brummte die volle Kneipe. Heute müsse man sich stets etwas Neues einfallen lassen, um den Kunden etwas zu bieten, um Stammkunden zu halten und neue anzulocken. An normalen Tagen seien es vor allem Ickerner, Habinghorster und Henrichenburger, die im „Die Zwei“ an der Theke sitzen.
„Wenn wir Live-Musik haben, kommen die Gäste aber auch von weiter her“, sagt Greulich. Die Auftritte der Bands seien genau wie das Kneipenquiz erfolgreiche neue Ideen, die wohl auch bleiben werden. Neben den Fußballübertragungen sind es diese neuen Formate, die gut funktionieren und Laden und Kassen füllen. Die stärksten Tage sind – wenig überraschend – Freitag und Samstag, da könne auch kein Champions-League-Abend mithalten.

Doch nicht nur neue Ideen seien gefordert, sondern auch harte, teils undankbare, Entscheidungen. So mussten sich Philipp Greulich und Dejan Kloj vergangenen Sommer dazu durchringen, die Küche an den normalen Öffnungstagen zu schließen. „Das war nicht schön“, sagt Greulich. Die Energiekosten seien in den vergangenen Jahren so sehr gestiegen, dass es sich bei der Industrieküche nicht mehr lohne, sie jeden Tag zu nutzen. Für besondere Anlässe oder größere Vorbestellungen koche man jedoch weiter gerne. Es müsse aber eben auch wirtschaftlich sein. Und der tägliche Betrieb der Küche war es eben nicht. Mit Blick auf die Preise von Sky, Dazn und Co. entschied man sich auch dazu, nur noch in einem der zwei Gasträume Fußball zu zeigen. Auch das war nicht einfach.
Kosten und Preise steigen
„Preise sind immer ein Thema bei den Kunden“, sagt Philipp Greulich. Wenn man die erste Getränkekarte mit der heutigen vergleichen würde, fielen die Teuerungen auf. Ein kleines Bier kostet inzwischen 30 Cent mehr, ein halbes Liter 50 Cent mehr. Und damit bewege man sich nicht im hohen Bereich. Auch der Wiederanstieg der Mehrwertsteuer in der Gastronomie von 7 zurück auf 19 Prozent habe nochmal reingehauen. Zumal die beiden Gastronomen von „die Zwei“ mit 7 Prozent gestartet waren. Da schmerzte der Anstieg besonders.
„Viel arbeiten heißt nicht viel zu verdienen“, sagt Philipp Greulich, der genau wie Dejan Kloj in Vollzeit bei „Die Zwei“ arbeitet: „Man muss das gerne machen, gerade bei den Arbeitszeiten.“ Trotzdem scheint der 36-jährige Ickerner die Entscheidung nicht zu bereuen: „Man kann das machen, was man gerne macht.“ Am Freitag möchten beide genau das feiern.
Die Zwei in Ickern feiern am Freitag (11.4.) Geburtstag
- Ab 16 Uhr öffnet die Kneipe an der Recklinghauser Straße 62.
- „Nicht nur die Stammkunden, sondern alle sind herzlich willkommen“, sagt Wirt Philipp Greulich.
- Es gibt Currywurst von Dejan Kloj.
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