So wünscht man sich den Kulturplatz Leo regelmäßig: Schauplatz für Konzerte oder ähnliche Events, gut gefüllt mit Zuschauern. Die Realität sieht anders aus. © Volker Engel

Problemverlagerung

Die Probleme um den Kulturplatz Leo reißen einfach nicht ab

Sind Strom und Wasser die Krux bei der Vermietung des Leoplatzes? FDP und Die Partei belegen diese These mit einer E-Mail der Stadtverwaltung. Derweil haben sich die Probleme verlagert.

Castrop

, 21.09.2018 / Lesedauer: 4 min

Es sollte nur eine Maßnahme als Teil eines großen Pakets sein: Man belebt den Kulturplatz Leo mit Veranstaltungen, um dort unter anderem wieder für mehr Sicherheitsgefühl zu sorgen. Ihn wieder positiv ins Bewusstsein zu bringen – das war die Idee dahinter. Das Ergebnis: mager. Die FDP hat das nun hinterfragt und stößt auf interessante Erkenntnisse.

Demnach teile, so der Vorwurf der FDP, die Stadtverwaltung potenziellen Veranstaltern auf Anfrage mit, dass der Kulturplatz wohl weder über ein Konzept für eine Wasser- noch für eine Stromversorgung verfüge und nur über das naheliegende Bürgerhaus eine Option bestehe. „Dabei wurde uns in der Planung im Jahr 2009 noch angepriesen, dass der Einbau von elektrischer Infrastruktur wie Stromversorgung, Unterverteilung, Teilbeleuchtung der Bühnenbrüstungen und der Gabionen vorgesehen seien und Kabelkanäle verlegt werden“, so FDP-Chef Nils Bettinger.

Fehlende Infrastruktur oder falsche Angaben?

Wenn die Verwaltung anfragenden Institutionen offiziell mitteile, dass hier außer einer Steinbühne nichts vorzufinden sei, werde sich das Angebot hier weiterhin stark in Grenzen halten. Bettinger vermutet, dass es entweder eine technische Infrastruktur gibt, diese aber defekt sei; oder dass es trotz der Absprachen 2009 keine technische Infrastruktur gibt; oder dass „der zuständige Bereich in der Stadtverwaltung Veranstaltern falsche Informationen an die Hand“ gebe. „Jede dieser Möglichkeiten wäre für die Bespielung des Kulturplatzes ein Problem“, so Bettinger.

Veranstaltungen gab es in diesem Sommer, der sich für Kultur, Musik, Schauspiel oder ein Fest unter freiem Himmel eignet, am Leoplatz – aber wenige. Das Akkordeon-Orchester Druckluft trat an einem Nachmittag auf. Bei der „Nacht der Chöre“ wurde dort gesungen. In den Jahren zuvor war hier auch nicht mehr los. Es sei wieder an der Zeit für eine Bestandsaufnahme des Kulturplatzes, so die FDP.

Strom ist wohl da, Wasser nur im Bürgerhaus

Diese Anfrage brachte die Fraktion am Mittwochabend in den Betriebsausschuss 1 ein. „Soweit mir bekannt ist, gibt es Strom am Leoplatz, aber kein Wasser“, sagte Michael Eckhardt, Beigeordneter und Kämmerer der Stadt. Das bestätigte die Pressestelle der Stadt auf Anfrage. „Wasser kann man über das Bürgerhaus bekommen.“

Immerhin sei die Problematik um feiernde und randalierende Jugendliche am Kulturplatz Leo – das eigentliche Problem, das dahinter steckt – etwas besser geworden, wie Eckhardt berichtete. Allerdings: Seit es für sie durch verstärkte Kontrollen von Ordnungsamt und Polizei am Leoplatz ungemütlicher geworden sei, seien sie einfach umgezogen. Sie treffen sich jetzt eher am Lambertusplatz. Mit den gleichen Problemen wie zuvor: störende Geräuschkulisse, übermäßiger Alkoholkonsum, Vermüllung. Drogenkonsum und -handel soll es auch geben.

Neue Probleme jetzt am Lambertusplatz

Das berichteten Anwohner, Ausschussmitglieder – unter anderem die Grünen. „Wir mussten selber schon einmal die Polizei rufen, weil es vor unserem Büro eine Schlägerei zwischen zwei Leuten gab“, so Ursula Mintrop-Werkle. Hintergrund, so Mintrop-Werkle, sei ein Streit um Zuständigkeiten für den lokalen Drogenmarkt gewesen. „Die Jugendlichen treffen sich dort, um zu kiffen“, sagte Bettinger, unterstrich aber: „Die Lösung liegt nicht in der Verdrängung.“

Das Problem vom Leo- an den Lambertusplatz und oder wieder zum Simon-Cohen-Platz („Hier ist es zur Zeit etwas besser geworden“, sagt Eckhardt) zu verschieben, ist tatsächlich keine Lösung. Zumal die Bürger der Stadt diese Bereiche zunehmend als Angsträume wahrnehmen. Im vergangenen Jahr war das über den Kulturplatz Leo geäußert worden (wir berichteten). „Jetzt nehmen die Bürger den Lambertusplatz als Angstraum wahr“, sagte Eckhardt im Betriebsausschuss 1.

Jugendliche zunehmend respeklos

Widerspruch gab es von Thomas Roehl, Leiter des Ordnungsamtes, nicht. Er schildert die Situation für die Mitarbeiter des kommunalen Außendienstes so: „Sie treffen dort zunehmend Jugendliche, die respektlos gegenüber den Ordnungsbehörden auftreten.“ So würden auch schon mal Selfies mit dem Auto des Ordnungsamtes im Hintergrund gemacht.

Lösungsansätze gebe es wenige. Da müsse man mit aufsuchender Jugendarbeit ran, hieß es am Mittwochabend mehrfach. Ein Thema also für den Betriebsausschuss 2. „Eventuell könnte auch mehr Licht helfen“, schlug Ursula Mintrop-Werkle vor.

Die Partei macht jetzt „Krach“

Den Kulturplatz Leo zu beleben, bleibt derweil ein Thema. Der Kreisverband von „Die Partei“ kündigte in dieser Woche eine Veranstaltung für Samstag, 29. September, an. Um 16 Uhr habe man eine politische Kundgebung mit dem Motto „Krach gegen Ruhestörung am Leo!“ angemeldet. Man habe sich dieses Jahr an mehreren Abenden zu den Jugendlichen gesetzt. „Wir haben uns mit ihnen unterhalten und ein paar Biere getrunken“, so Vorsitzender Marcus Liedschulte. „Von Gefahr war dabei nichts zu spüren. Ungemütlich wird es wohl erst, wenn die Ordnungsamtsstreife kommt.“

Die Verwaltung unterstütze sie nicht bei dem Vorhaben, „sondern legt uns dazu noch Steine in den Weg“. Er zitiert eine Aussage des Ordnungsamtes, nach der „... eine Stromversorgung privat zu regeln...“ sei. Notfalls, so Liedschulte, werde man Generatoren und Flaschenbier herbeischaffen. Es soll Reden geben und Musik: Die Bands Leise iss schaiße, Bada Bing, Trash Kings und Am Limit sollen auftreten.

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