
© Meike Holz
Chef Siebeneicker: Museum am Waltroper Hebewerk erfindet sich ganz neu
Industriekultur
Die Corona-Pandemie hat die Aktivitäten des Industriemuseum Altes Schiffshebewerk mächtig ausgebremst: Doch für 2022 gibt es Lichtblicke und mit Blick auf das IGA-Jahr 2027 ganz große Pläne.
Noch herrscht winterliche Ruhe am Alten Schiffshebewerk - doch Museumsfigur „Käptn Henri“ kündigt am Eingang bereits die neuen Zeiten an: Im März 2022 wird die nagelneue Dauerausstellung mit einer ganzen Festwoche eingeweiht, für 2024 ist eine große Sonderausstellung über Schiffscontainer geplant und bis zum Jahr 2027 - zur Internationalen Gartenausstellung (IGA) im Ruhrgebiet - wird der komplette Schleusenpark umgestaltet. Im Gespräch mit unserer Redaktion stellte Museumsdirektor Dr. Arnulf Siebeneicker am Freitag (7. 1.) die zahlreich geplanten Aktivitäten vor. Gleichzeitig schränkte er mit Blick auf die Pandemie ein: „Wir müssen natürlich gerade mit Blick auf kulturelle Veranstaltungen auf Sicht fahren.“

Die Türme des Alten Schiffshebewerks. © Jörg Gutzeit
Im August steht das „Steampunk Festival“ im Kalender
Das gilt beispielsweise für das „Steampunk Festival“, das für das Wochenende 13./14. August 2022 fest eingeplant ist: „Hier müssten wir jetzt festlegen, ob wir unser Gelände auch am Abend öffnen und ein Konzert anbieten wollen“, erklärt Arnulf Siebeneicker. „Doch das Engagement von Musikern und der Kartenvorverkauf bergen natürlich finanzielle Risiken“, gibt er zu bedenken. Nachdem das Fest im Jahr 2019, also vor Corona, an nur einem Tag rund 5000 Besucher angezogen hatte, konnten 2021 an zwei Tagen immerhin 1900 Fans begrüßt werden. Der Vergleich unterstreicht das Potenzial der Veranstaltung, das sogar zahlreiche Besucher aus den Benelux-Staaten nach Waltrop lockte.
Hoffen auf die „Extraschicht“ Ende Juni
Andere Highlights wie die Extraschicht am letzten Juni-Wochenende oder das Star-Wars-Fantreffen im Oktober fielen 2021 aus, werden „hoffentlich“ in diesem Jahr wieder stattfinden. Das gilt auch für das Museumsfest, das nun wieder am letzten April-Wochenende auf dem Kalender steht, und den Weihnachtsmarkt, der wie gewohnt für das erste Advents-Wochenende geplant ist. „Das war 2021 noch ein echtes Highlight, obwohl die Stände nur draußen aufgebaut werden konnten“, merkt Dr. Siebeneicker an.

Ein majestätischer Anblick: das Alte Schiffshebewerk. © Meike Holz
Neue Dauerausstellung wird mit Lichtspektakel eröffnet
Auch bei der neuen Dauerausstellung, die unsere Redaktion schon im November bei einer Preview vorstellen durfte, hängt vieles noch in der „Corona-Schleife“: „Monitore, die wir schon im letzten Juni bestellt haben, sollen nun wegen Lieferproblemen erst im Februar ankommen - also praktisch im letzten Moment“, so der Museumschef. Ab 26. März jedenfalls wird die Dauerausstellung im Kesselhaus und in der Maschinenhalle für jedermann geöffnet. „Das wird spannend“, macht Arnulf Siebeneicker Geschmack. Bis zum 2. April wird das Medienkunstspektakel „Futur 21“ am Hebewerk gastieren - mit tollen abendlichen Lichtaktionen und freiem Eintritt.

Eindrücke vom Weihnachtsmarkt am LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk in Henrichenburg. © Martin Pyplatz
Container-Ausstellung verspricht spektakulären Bau
Apropos Lieferschwierigkeiten: Schon jetzt plant Mathias Wegener, der neue Wissenschaftliche Mitarbeiter des LWL-Industriemuseums, eine große Sonderausstellung über und mit Containern, die im Sommer 2024 auf dem Gelände präsentiert werden soll. Es geht um Globalisierung, Lieferketten und das Arbeitsleben von Hafenarbeitern, skizziert der 34-jährige Historiker aus Herne. „Wir wollen zeigen, dass etwa die weltgrößte Ketchup-Fabrik in den Niederlanden, mit Tomaten aus China oder den USA gefüttert wird“, kündigt er an. Auch ein Containergebäude - ähnlich wie die Puma-City in Manchester - soll in Waltrop entstehen. Allerdings laufen den Machern gerade die Preise davon: Vor Monaten kostete ein Container noch 2500 US-Dollar, aktuell schon 6000 US-Dollar. Und ein Architekt werde auch noch gesucht, verrät Mathias Wegener. Immerhin: Insgesamt 750.000 Euro stehen für die spektakuläre Schau zur Verfügung.
Großer Umbau soll bis zur IGA 2027 kommen
Und dann kündigt sich noch der große Umbau des Museums bis zum Jahr 2027 an: „Wir müssen jetzt fleißig Förderanträge stellen, damit wir den Besuchern zur IGA ein neues Gesicht bieten können“, kündigt Arnulf Siebeneicker an. Was ist geplant? In enger Abstimmung mit der Stadt Waltrop soll der Schleusenpark mit seinen vier Abstiegsbauwerken in einen „Garten“ mit Aussichtsturm und Radanbindung bis in die Innenstadt verwandelt werden. Das Eingangsgebäude des Museums soll in diesem Zuge samt einer neuen Gastronomie ans Oberwasser verlegt werden, was der 55-jährige Museumsleiter auch „dramaturgisch“ sehr begrüßt. „Zuerst sind dann die Werkstätten und die historischen Schiffe zu sehen, bevor schließlich das majestätische Bauwerk aus Kaiserszeiten das Finale darstellt“, erläutert er.
Aufzug für Senioren und Behinderte muss her
Auch die Problematik, dass die Verbindung zwischen Ober- und Unterwasser heute noch durch die engen Treppentürme des Hebewerks führt, soll im Rahmen des Umbaus gelöst werden. „Ich hoffe, dass wir gemeinsam mit der Stadt Waltrop endlich einen Aufzug für Senioren und Menschen mit Handicap realisieren können“, hofft Dr. Siebeneicker. Bei den erhofften Touristenströmen sei dies jedenfalls unumgänglich, meint er. Und Corona ist dann hoffentlich längst Vergangenheit.
Besucherbilanz des LWL-Industriemuseums Altes Schiffshebewerk
Das Alte Schiffshebewerk in Waltrop ist Teil des Westfälischen Landesmuseums für Industriekultur, das der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) unterhält. Dazu zählen u. a. auch die Henrichshütte in Hattingen, die Zeche Zollern in Dortmund, die Zeche Hannover in Bochum oder das Textilmuseum in Bocholt. Das Museum verzeichnete im Coronajahr 2021 rund 39.600 Besucher, immerhin 3000 mehr als 2020. In der Regel liegt die Besucherzahl des beliebten Ausflugsziels jedoch bei 80.000 bis 90.000. Geöffnet ist das Museum dienstags bis sonntags sowie an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr. Es gilt die 2G-Regel. Vorübergehend gelten reduzierte Eintrittspreise, da das Kesselhaus aufgrund von Bauarbeiten für die neue Dauerausstellung geschlossen ist: Erwachsene zahlen 3,50 Euro (ermäßigt: 1,50 Euro), Kinder und Jugendliche haben freien Eintritt.Jahrgang 1963 und ein waschechter Waltroper, kam 1984 über den Lokalsport zum Medienhaus Bauer. Nach dem Studium (Germanistik und Politikwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum) heuerte er 1989 in der Nachrichtenredaktion an und leitete sie später viele Jahre – nicht nur die „große Politik“, sondern immer auch unsere Region und ihre Menschen im Blick. Dass er nach der Übernahme durch Lensingmedia seit 2020 die Kreisredaktion verstärkt, erscheint da nur konsequent. Sein liebstes Hobby ist übrigens das Rudern auf dem Datteln-Hamm-Kanal.