Das Kraftwerk Knepper in der zweiten Oktober-Woche: In etwa zwei Monaten sollen laut Angaben des Abriss- und Revitalisierungsunternehmens Hagedorn der Schornstein und der Kühlturm gesprengt werden. Bis dahin knabbern die riesigen Abriss-Bagger weiter an den Gebäuden herum. © Tobias Weckenbrock
Vom Bau und Abriss
Das große Knepper-Knabbern und die Kapitel der Kraftwerks-Geschichte
Sie will aus einem „Brownfield“ ein „Greenfield“ machen: die Hagedorn-Unternehmensgruppe, die mit 90 Mitarbeitern am Kraftwerk Knepper knabbert. Bilder und die Geschichte einer Landmarke.
Im Dezember sollen die eigentlichen Landmarken fallen: Das Kraftwerk Knepper wird wohl noch in diesem Jahr den Kühlturm und den Schornstein verlieren. Sie werden nach aktuellen Plänen der Hagedorn Revitalisierungs-Gesellschaft vor Weihnachten gesprengt.
Die Hagedorn-Unternehmensgruppe, die das Gelände 2017 kaufte und seit Spätwinter 2018 abreißt, will bis Anfang 2020 alle Gebäude zurückgebaut haben. „Die möglichst vollständige Aufbereitung von Wertstoffen in Sekundärrohstoffe ist die Zukunft des Abfalls und das Ziel unserer Unternehmensgruppe“, heißt es jetzt aus der Hagedorn-Führung auf Anfrage unserer Redaktion. Zu Kosten und Erlösen macht man dort keine Angaben.
Abriss-Fortschritt liegt bei etwa 60 Prozent
Für den Revitalisierungsprozess seien zwei bis drei Jahre angesetzt. In dieser Zeit komme die gesamte Hagedorn Prozesskette zum Einsatz: Abbruch, Rückbau, Sanierung der Altlasten und Tiefbau sowie die Entwicklung eines sinnvollen Nachnutzungskonzepts für Gewerbe und Logistik. Mit den rund 90 Mitarbeitern, die zurzeit Tag für Tag die zum Teil schweren Maschinen übers Gelände steuern, sei man derzeit bei rund 60 Prozent angelangt, was den Fortschritt angehe. Woche für Woche sieht man vom Zaun an der Oestricher Straße aus den Fortschritt. Mitte Dezember gehe man mit der Sprengung der beiden großen Türme dann in die nächste Phase über.
Und was kommt dann? Das ist nach wie vor offen. Klar ist, dass Hagedorn den Anspruch hat, hier Gewerbe anzusiedeln. Sonst hätte das Unternehmen die 59 Hektar große Kraftwerksbrache mit 750.000 Kubikmetern umbautem Raum nicht erworben, die das Eon-Tochterunternehmen Uniper 2017 deutschlandweit zum Verkauf ausgeschrieben hatte. Hagedorn bezeichnet das Areal als strategisch günstig gelegen und bezieht sich dabei auf die nahen Autobahnen A2, A42 undA45.
Ansiedlung von neuen Unternehmen ab 2020 möglich
Nach aktueller Planung sollen im Jahr 2020 „interessierte Projektentwicklungsgesellschaften die mit erteiltem Baurecht angebotenen Flächen bebauen können“, heißt es auf der Website des Unternehmens. Aus dem Brownfield, wie es in der Hagedorn-Sprache heißt, soll dann ein Greenfield geworden sein.
Die Geschichte des Kraftwerks begann im Zweiten Weltkrieg
Dann kann ein neues Kapitel eines Buches aufgeschlagen werden, das in die Zeit des Zweiten Weltkrieges zurück reicht. Mit dem Bau des Kraftwerks wurde 1942 begonnen. Die erste Ausbaustufe konnte aber erst 1951 bis 1955 in Betrieb genommen werden. Die Blöcke A und B mit je 64 Megawatt folgten 1958/59. 1971 nahm schließlich der Block C mit einer Leistung von 345 Megawatt die Stromerzeugung auf. Er war der letzte, der bis Ende 2014 in Betrieb war, während die anderen Anlagen vorher schon stillgelegt wurden.
Das Kraftwerk Knepper lieferte neben Strom jahrelang auch Fernwärme. Erst nach Dortmund, ab 2003 auch in das Netz der Stadt Castrop-Rauxel, an das das EvK, das Rathaus, das Hallenbad und andere Verbraucher angeschlossen sind. Das heiße Wasser aus dem Kühlkreislauf diente saisonal zudem zur Beheizung von Spargelfeldern in direkter Nachbarschaft. So war der Dingener in vielen Jahren der erste erntereife Spargel der Region.
BUND taxierte 2007 den Feinstaub-Ausstoß auf 120 Tonnen
Der BUND kritisierte 2007 den Kraftwerks-Neubau in Hamm mit dem Hinweis, dass das Kraftwerk Knepper allein 120 der 166 Tonnen Feinstaub ausstoße, die die Dortmunder Industrie insgesamt erzeuge.
2009 stellte der Betreiber Eon das Kraftwerk erstmals auf den Prüfstand, ob es für die Zukunft taugt oder nicht.
Ende 2013 wurde bekannt, dass es schon ein Jahr später seinen Dienst einstellen würde. Für die 70 Mitarbeiter fand man damals weitgehend gütliche Vorruhestandsregelungen. Am 23. Dezember 2014 um 12 Uhr stieg kein weißer Dampf mehr aus dem Kühlturm in die Luft aus. Die Lichter erloschen.
„Ich behaupte, dass wir bei Knepper eine neue Bestmarke setzen“
Zur Nachfolge-Entwicklung des Geländes sagte Stadtentwickler Martin Oldengott schon 2016: „Ich behaupte, dass wir bei Knepper eine neue Bestmarke setzen. Der Investor wird das Tempo bestimmen.“
2017 kaufte die Hagedorn-Unternehmensgruppe dem Eon-Tochterunternehmen Uniper das Kraftwerk ab.
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