„Da werden Tote in Kauf genommen“ Ruhe und Anspannung: Wie geht es weiter im Familienstreit?

„Da werden Tote in Kauf genommen“: Wie geht es weiter im Familienstreit?
Lesezeit

„Es geht um die Vorherrschaft auf der Straße, da werden auch billigend Tote in Kauf genommen“: So zitiert die Bild-Zeitung am Wochenende Manuel Ostermann, den Vize-Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft. Nach dem Streit unter zwei Familien am Dienstag und Donnerstag in Castrop-Rauxel, den großen Menschenaufläufen in Merklinde und vor allem in der Essener Innenstadt am Freitag verlief das Wochenende selbst aus polizeilicher Sicht allerdings ruhig. Kehrt nun Ruhe ein in das von viel Polizei begleitete Aggressionsspiel?

Eine libanesische und eine syrische Familie im Streit, der offenbar unter Kindern entbrannte, mit Spucken und Schlägen schon am Dienstag (13.6.2023) in einem Innenhof in Castrop-Rauxel unter Nachbarn eskalierte und nun eine riesige Öffentlichkeit erreicht hat: Wie geht es hier weiter?

Andreas Wilming-Weber, Sprecher der Polizei Recklinghausen, sagte am Montagmorgen (19.6.2023) auf Anfrage unserer Redaktion, das Wochenende sei ruhig verlaufen. Die Behörde hatte angekündigt, in Castrop-Rauxel verstärkt Präsenz zu zeigen, um Ansammlungen wie am Freitagabend in Merklinde im Griff zu haben und womöglich schon im Keim zu ersticken.

Wie es nun weiter geht, ist offen. Der Stab wolle sich am Montag zusammensetzen und beraten. Hinter den Kulissen der Streithähne kann man wohl davon ausgehen, dass der Streit noch nicht als beendet angesehen wird.

„Es ist nicht hinnehmbar“

„Es ist nicht hinnehmbar, wenn sich Männerhorden zusammenrotten und teils sogar bewaffnen, um andere einzuschüchtern oder anzugreifen“, hatte CDU-Landesinnenminister Herbert Reul gegenüber der WAZ gesagt. Und: „Bei uns gilt das Recht des Staats und nicht das Recht der Familie.“

Das soll in den Clanmilieus anders sein. Dort gibt es mafia-ähnliche Strukturen mit Paten und Friedensrichtern, einen Zusammenhalt bis aufs Blut, Gewaltbereitschaft und einen hoch gehandelten Begriff von Familien-Ehre. Zu den im Rhein-Ruhr-Gebiet größten Clans zählen die Omeirats, die wohl auch in den Streit in Castrop-Rauxel verwickelt sind.

Beim Ausgangs-Streit der Nachbar-Familien am Dienstagabend an der Wartburgstraße in Castrop-Rauxel kam es schon zu einem Einsatz von mehreren Streifenwagen-Besatzungen. Am Donnerstag drauf, als sich weitere Verwandte und Freunde bemüßigt fühlten, extra anzureisen, um das Thema unter sich zu klären, waren unter anderem Hundertschaften mit insgesamt bestimmt 100 Polizeibeamten im Einsatz, dazu ein Polizeihubschrauber und gut ein Dutzend Rettungswagen plus Feuerwehr.

Am Freitag in Merklinde und Essen waren wieder Hunderte Polizeikräfte gebunden.

Zweiter Großeinsatz in Castrop-Rauxel: Polizei fand in Merklinde Waffe, Messer und Macheten

Massenschlägereien in Essen und Castrop-Rauxel: „Pulverfassmentalität“: Reul nimmt Syrer in den Foku

Polizeipräsidentin zeigt sich schockiert nach Massenschlägerei: „Dimension hat mich erschüttert“