Coups in Herten, Castrop-Rauxel und Olfen Jetzt sind die Tage eines „Autoknackers“ gezählt

„Autoknacker“ sind neue Strafen total egal: Er muss das Land verlassen
Lesezeit

Seitenscheibe einschlagen, Auto durchwühlen, Beute machen: In Herten, Castrop-Rauxel, Olfen und Umgebung treibt ein „Autoknacker“ Dutzende Pkw-Besitzer monatelang zur Verzweiflung. Jetzt steht ein 29-Jähriger in Bochum vor Gericht. Dass er bei den 32 angeklagten Aufbrüchen im gesamten Ruhrgebiet ganz oft seine Hände im Spiel hatte, will er gar nicht bestreiten.

„An vielen Vorwürfen ist etwas dran, an einigen aber auch nicht“, sagte sein Verteidiger Christoph Pindur am Donnerstag (27.3.) zum Prozessauftakt am Bochumer Landgericht. Sein Mandant (sechs Alias-Identitäten, vielfach vorbestraft und aktuell in anderer Sache im Gefängnis) wisse auch ganz genau, dass er „hier am Ende eine Freiheitsstrafe kriegen wird“. Das sei dem Mann aber praktisch total egal. Denn für den „Autoknacker“ sei die Zeit hierzulande so gut wie abgelaufen.

„Seine Frau und seine Kinder sind kürzlich schon abgeschoben worden“, berichtete Verteidiger Pindur. Und auch der 29-Jährige wisse genau, dass er in Deutschland in Freiheit keine Perspektive mehr hat. Nach Verbüßung seiner noch offenen Haftstrafen, werde auch der Serieneinbrecher „direkt abgeschoben“, so der Bochumer Anwalt.

Der Prozess gegen den "Autoknacker" findet vor der 9. Strafkammer am Bochumer Landgericht statt.
Der Prozess gegen den "Autoknacker" findet vor der 9. Strafkammer am Bochumer Landgericht statt. © Werner von Braunschweig

Staatsanwalt Philipp Rademacher wirft dem Angeklagten insgesamt 43 Taten vor. Dabei geht es auch um Urkundenfälschung und Betrug. Mal soll der 29-Jährige Pkw-Kennzeichen gestohlen, mal mit zuvor erbeuteten Bankkarten kontaktlos Zigaretten „eingekauft“ haben. Bis März 2024 soll der „Autoknacker“ mindestens 32 Auf- und Einbrüche im Ruhrgebiet verübt haben. Vereinzelt soll er bei seinen Coups die Pkw auch selbst angelassen und danach mit zuvor gestohlenen Nummernschildern genutzt haben.

Die Anklage nennt neben den zahlenmäßig meisten Aufbruch-Tatorten in Witten und Bochum auch Tatorte in Herten (Mühlenkampstraße), Castrop-Rauxel (Bladenhorster Straße) und Olfen (Voßkamp). Die Beute des Einbrechers bestand offenbar überwiegend aus Geldbörsen, verschiedenen Chipkarten und Papieren.

Aber auch einen Schwerbehindertenausweis und ein Kinderuntersuchungsheft soll der Serientäter mitgehen lassen haben. Laut Anklage beläuft sich der Gesamtwert der Beute auf rund 3.500 Euro.

Urteil frühestens am 9. Mai

Die Bochumer Richter sind auf einen aufwändigen Prozess mit zahlreichen Zeugenbefragungen eingestellt, haben Verhandlungstermine bis zum 9. Mai anberaumt. Mit Blick auf eine drohende Strafe mahnte Richterin Katja Nagel den „Autoknacker“, möglichst früh viele Pluspunkte zu sammeln: „Unterm Strich geht es für sie nicht um wenig.“