In Frankreich

Stefanie Kirsten aus Castrop-Rauxel floh aus französischer Waldbrand-Hölle

Massive Waldbrände wüten derzeit in Frankreich. Mittendrin: die Castrop-Rauxeler Sängerin Stefanie Kirsten. Sie musste mitten in der Nacht evakuiert werden – und wartet seitdem in einem Auffanglager.

Castrop-Rauxel

, 15.07.2022 / Lesedauer: 4 min

Mittwoch, 5 Uhr morgens, Campingplatz bei „Dune du Pilat“ an der Atlantikküste Frankreichs. Jemand klopft auf das Autodach von Stefanie Kirsten aus Castrop-Rauxel und ihrem Partner Philip Coenen und reißt sie aus dem Schlaf. „Wake up, wake up! Leave all your stuff!“ Als sie sich umschauen, sehen sie, dass die Hälfte des Campingplatzes schon leer ist. Und auch sie müssen jetzt schnellstmöglich weg. Denn: Ganz in der Nähe brennt es.

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Über eine Woche waren die Sängerin der Band „Steffi K. et cetera“ und ihr Partner schon an der Atlantikküste Frankreichs unterwegs, der Campingplatz direkt an der Düne sollte ihre letzte Station werden. Dass ihr Aufenthalt dort anders verlaufen könnte als geplant, ahnen die beiden schon am Vorabend (12.7.), als sie auf dem Campingplatz nahe der Stadt Teste-de-Buch ankommen. In der Ferne können sie Flammen sehen, eine riesige Rauchwolke steht am Himmel. „Mir war schon klar, dass sich da eine Katastrophe anbahnt, aber wir haben uns entschlossen, noch zu bleiben“, sagt Philip Coenen.

6000 Camper wegen Waldbrand evakuiert

Nur wenige Stunden später wird der Park schließlich evakuiert – gleichzeitig mit vier anderen Campingplätzen in der Nähe der Stadt Teste-du-Buch. 6000 Camper sind betroffen. Evakuiert werden die Campingplätze aus Sicherheitsgründen wegen der Waldbrände in der Umgebung, die seit einigen Tagen im Süden Frankreichs toben. Mehr als 7000 Hektar fielen den Flammen in Südfrankreich seitdem schon zum Opfer (Stand: 15.7.).

Sängerin Steffi Kirsten und ihr Partner Philip Coenen mussten vor dem Brand in Frankreich evakuiert werden. © Coenen

„Es war ein bisschen ein Kriegsgefühl“, beschreibt Steffi Kirsten die Nacht der Evakuierung. „Ich hatte schon ein bisschen Panik, ich konnte überhaupt nicht denken.“ Steffi Kirsten und Philip Coenen schmeißen ein paar Sachen in ihren Wagen, dann fahren sie los. Die Polizisten weisen ihnen den Weg nach Teste-de-Buch, wo es ein Auffanglager geben soll. Ganz genau verstehen sie es aber nicht: So gut ist ihr Französisch nicht.

Eine halbe Stunde später, gegen halb 6 Uhr morgens, kommt das Paar in Teste-de-Buch an. Wie es von dort weitergehen soll, wissen sie nicht. Polizisten, die den Weg weisen, stehen dort keine mehr. Dafür treffen die beiden auf viele andere deutsche Camper. „Wir haben uns durchgefragt“, erzählt Steffi Kirsten. „Viele wussten auch nichts, es gab viele Gerüchte“. Weil sie nicht wissen, wohin, parken sie in der nächsten Nacht auf einem Parkplatz vor einem Decathlon-Geschäft und schlafen im Auto.

„Hier sind alle zusammen: Alte im Rollstuhl, kleine Kinder, Babys“

Am nächsten Tag schicken ihnen schließlich andere Urlauber, mit denen sie die Telefonnummern ausgetauscht haben, eine Standortbeschreibung zum Auffanglager, das sich ganz in der Nähe befindet. Seit Donnerstag (14.7.) schlafen Steffi Kirsten und Philip Coenen dort auf einem Feldbett zusammen mit anderen Evakuierten. „Hier sind alle zusammen, Alte im Rollstuhl, kleine Kinder, Babys, es ist wie ein Flüchtlingscamp“, erzählt Stefanie Kirsten. „Es ist schon eine verrückte Situation, aber es schweißt auch zusammen. Man kommt mit Leuten ins Gespräch, mit denen man nie etwas zu tun hätte.“

Zusammen mit anderen Evakuierten schlafen Steffi Kirsten und Philip Coenen auf Feldbetten im Auffanglager. © Coenen

Damit es in dem Auffanglager nicht langweilig wird, sind alle kreativ: Die Biertische werden zu Tischtennisplatten umfunktioniert, Kinder befüllen Ballons mit Wasser. „Gestern haben Jugendliche die Betten übereinandergestapelt und dann Brennball gespielt“, erzählt Philip Coenen.

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Dazu gibt‘s auch Essen und Trinken „Gestern hat ein Eiscremefabrikateur frisches Eis gemacht“, sagt Coenen. „Heute ist ein Barista-Künstler da, der Cappuccino und Espresso macht.“ All das gibt es umsonst – oder freiwillig gegen eine kleine Spende, die an die Feuerwehr gehen soll, erklärt Coenen.

Besitz im Wert von 600 Euro zurückgelassen

Nur der Mangel an Duschen sei in dem Lager ein Problem, davon gebe es nur vier oder fünf. „Man riecht sich selbst nicht mehr“, lacht Steffi Kirsten. Genauso wenig wie sich selbst können die beiden von dem Langer aus das Feuer riechen, weil der Wind entgegengesetzt steht. Die Rauchwolke sehen sie aber noch in der Ferne. Und es ist weiterhin extrem heiß. „Wenn man keinen Schatten hat, würde man hier einfach verkokeln“, sagt Steffi Kirsten.

Sängerin Steffi Kirsten und ihr Partner Philip Coenen mussten vor dem Brand in Frankreich evakuiert werden. © Coenen

Länger als bis zum Wochenende möchten die beiden deshalb nicht bleiben. Sie hoffen darauf, dass sich die Lage bis dahin beruhigt und sie ihre Habseligkeiten wieder vom Campingplatz holen können. In der Hektik der Evakuierung mussten sie einiges zurücklassen, darunter ihr Zelt, Camping-Ausrüstung, Kamerazubehör und Geschenke für Familie und Freunde – alles zusammen im Wert von etwa 600 Euro, schätzen die beiden.

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Bisher sei der Campingplatz von dem Brand verschont worden, sagen sie. Sie hoffen, dass sie ihre Ausrüstung am Wochenende wieder holen können. Länger wollen sie dann aber nicht warten – ursprünglich wollten sie schon am Donnerstag wieder in Castrop-Rauxel sein. „Wir sehnen uns schon nach einem richtigen Bett und einer ordentlichen Dusche“, sagt Steffi Kirsten.

Traumhafte Düne, grässlicher Rauch – so sah es am 14.7. auf der Düne aus: rn.de/castrop

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