Castrop-Rauxeler Professor empfiehlt grüne Dächer und Gärten Grüning warnt aber vor Fehlern

Professor empfiehlt grüne Dächer und Gärten: Grüning warnt aber vor Fehlern
Lesezeit

Hitze und Starkregen prägen zunehmend die Themen und die öffentliche Wahrnehmung. Lange Trockenperioden und schwere Unwetter: Das ist in den Sommern zuletzt und wird auch in den künftigen Jahren wohl die Realität sein. Städte bereiten sich darauf vor. In Castrop-Rauxel auch. Es geht um das Stichwort „Klimaresilienz“ und wirkt sich an verschiedenen Stellen aus. Ein kleiner Bestandteil: die kleine Prämie zum Rückbau von Schottergärten, die jetzt politisch beschlossen ist, aber auch für Kritik sorgte.

Klar ist aber auch: Es gibt immer wieder Missverständnisse und Unklarheiten. „Immer wieder lese ich Beiträge zur Förderung des Rückbaus von Steingärten“, meldet sich jetzt ein Fachmann aus Castrop-Rauxel zu Wort: Helmut Grüning ist Diplom-Ingenieur und Professor an der Fachhochschule Münster in Steinfurt. Überflutungsvorsorge und wasserbewusste Stadtentwicklung, Gewässerschutz und Niederschlagswasserbehandlung: Das sind genau seine Themen.

Demnach verhinderten Steingärten nicht grundsätzlich die Versickerung von Regenwasser, wie oft diffus behauptet werde, da die Steine häufig auf einem durchlässigen Vlies liegen. „Allerdings versickert das Wasser relativ schnell und von den benetzten Steinen verdunstet es unmittelbar“, so Grüning. „Die Steine absorbieren die Strahlungsenergie der Sonne und geben diese in Form von Wärmestrahlung wieder ab.“ Diese Wärme staut sich dann in Städten und kann zu extremer Hitze führen.

Wasser werde hingegen eher im natürlichem Bodenkörper gespeichert. „Dunkle Asphaltoberflächen zeichnen sich im Vergleich zu natürlichem Boden, wie trockenem Lehmboden, durch eine dreimal so hohe Wärmeleitfähigkeit, doppelt so hohe Temperaturleitfähigkeit und einen über dreimal so hohen Wärmeeindringkoeffizienten aus“, so Grüning in Fach-Deutsch. Heißt: Steine und Asphalt heizen sich viel stärker auf als natürliche Böden.

Verdunstung kompensiert Wärme

Weiteres klares Argument gegen Schottergärten: Der natürliche Boden speichert Wasser. Wenn dann noch Pflanzen wie Stauden, Büsche und Bäume die Vorgärten prägen, werde durch Verdunstung die Wärmeenergie kompensiert.

Pflanzen lieferten zudem einen hohen Beitrag zur Biodiversität. „Ein so wichtiger Beitrag gegen das Artensterben, das ich als maßgebliche zusätzliche Bedrohung neben dem Klimawandel sehe“, so Grüning.

Helmut Grüning und Bürgermeister Rajko Kravanja 2021 im Technikum für Hydraulik und Stadthydrologie auf dem Steinfurter Campus der FH Münster.
Helmut Grüning hatte bereits 2021 Bürgermeister Rajko Kravanja und weitere Vertreter der Stadt in das Technikum für Hydraulik und Stadthydrologie auf dem Steinfurter Campus der FH Münster eingeladen. Hier sprachen sie über Folgen des Klimawandels. Grüning zeigte anschaulich seine Forschungsergebnisse. © Ronny von Wangenheim

Und was ist mit Gründächern, die immer wieder gefordert und auch gefördert werden? „Es ist richtig, sie zunehmend zu fordern.“ Aber: „Ein extensives Gründach mit geringem Bodenkörper kann ohne Wasser nicht mehr zur Kühlung beitragen, weil keine Verdunstung mehr stattfindet. Besser sind intensive Gründächer, die ein relativ dicker Bodenkörper und artenreiche Bepflanzung auszeichnet.“ Die seien allerdings teurer und aufwändiger.

Die Kühlwirkung von extensiven Gründächern mit Moosen und Sukkulenten werde überschätzt. Dennoch seien sie gegenüber einem Kies- oder Bitumendach schon deutlich besser, weil sie etwa 30 bis 60 Prozent des Niederschlagsvolumens eines Jahres aufnehmen können.

Fazit: Umbau ergibt oft Sinn

Fazit: Sowohl die Beseitigung von Schottergärten als auch Gründächer leisten Beiträge zur Klimaresilienz einer Stadt und damit auch im Kampf gegen den Klimawandel. Wer einen Schottergarten hat, kann ihn mit etwas Fördergeld (bis zu 500 Euro, je nach Größe der Fläche und Vorhaben) von der Stadt beseitigen. Anträge auf www.castrop-rauxel.de. Für Dach- oder Fassadenbegrünungen gab es 2021 und 2022 schon Förderprogramme. Aktuell stellte die Emschergenossenschaft über die „Zukunftsinitiative Klima.Werk“ bis zu 50 Euro pro Quadratmeter zur Verfügung. Die Förderbedingungen sind niederschwellig.

Castrop-Rauxel setzt auf ein simples Prinzip: Es hilft bei Starkregen und gegen Hitzewellen

Die neue Folge PottCAS ist da: Warum das Anti-Schottergarten-Programm nichts bringt

Schottergarten-Konzept ist ein Fehlschlag: Die Stadt Castrop-Rauxel muss sinnvoller planen