Die Stadt Castrop-Rauxel soll 15.000 Euro einplanen, um – möglichst noch 2025 – Trucksperren zur Terror-Abwehr bei Veranstaltungen zu beschaffen. Das haben die Mitglieder des Stadtrats nach einem Antrag der CDU-Fraktion fast einmütig beschlossen. Nur Notburga Henke aus der neuen Fraktion Bündnis Gudjons Henke stimmte dagegen. Aber genügt das Geld, um die Sicherheit bei Veranstaltungen signifikant zu erhöhen? Mit dieser Frage wandten wir uns an zwei Experten aus der Nachbarstadt Herne.
Für 15.000 Euro bekommt man beim Unternehmen Herne Protect zurzeit knapp 20 Trucksperren. Ein Exemplar kostet 795 Euro. „Unsere Sperren haben einen Abstand von circa 80 Zentimetern“, sagt Geschäftsführer Christian Barz. „Dementsprechend kommen wir bei 20 Sperren auf 16 Meter.“
Das Stadtmarketing von Herne ist da in anderen Dimensionen unterwegs. „Wir stellen bei einem kleinen Stadtfest rund 100 Sperren auf. Bei der Cranger Kirmes haben wir 400 Sperren aufgebaut“, sagt Geschäftsführer Holger Wennrich. Wären die mit 15.000 Euro erschwinglichen 20 Sperren aus der Herner Fabrik für Castrop-Rauxel also nur ein Tropfen auf den heißen Stein?

Seit 2018 baut er Trucksperren
2018 wurde der erste Prototyp von Herne Protect designt. Nachdem das Stadtmarketing auf Barz zugegangen war. Barz leitet weiterhin ein Stahl- und Metallbauunternehmen leitet, aber seither auch die Trucksperren-Firma.
Es gelte zunächst festzuhalten, dass es verschiedene Arten von Anschlägen gebe, sagt Wennrich. Dazu gehören die sogenannten „Überfahrtaten“, also Angriffe mit Pkw oder Lkw. Anschläge dieser Art könnten nur verhindert werden, wenn man Sperrmaterial habe. Weder der Bund noch die Länder oder Kommunen hätten die gesetzliche Verpflichtung, Sperren aufzustellen. „Es ist aber so, dass nach dem Anschlag von Magdeburg die öffentliche Meinung sagt, es geht nicht mehr um das ‚Ob‘, sondern um das ‚Wie‘“.

Reicht für eine Gartenparty
Zunächst sei für ein Sperrkonzept eine „geschwindigkeitsverzögernde Maßnahme“ notwendig, sagt Barz. „Im Prinzip sind das Schikanen, die auf der Straße stehen.“ Diese Hindernisse sollen sicherstellen, dass schnelle Fahrzeuge abgebremst werden, damit sie dann die eigentliche Trucksperre nicht überwinden können. „Man muss sich natürlich den Plan des jeweiligen Orts angucken. Wenn ein Auto auch über den Bürgersteig fahren kann, muss da auch eine Sperre stehen.“
Die knapp 20 Sperren, die Castrop-Rauxel für 15.000 Euro kaufen könnte, würden 16 Meter abdecken. „Wenn ich eine Gartenparty mache, kann ich damit die Auffahrt sperren“, sagt Wennrich. Wer aber eine einzelne zweispurige Zuwegung mit normaler Straßenbreite sperren wolle, brauche inklusive der geschwindigkeitsverzögernden Maßnahme schon etwa 35 Sperren.
Vom Geld her gedacht
Bottrop habe zuletzt 360 Sperren bestellt. Kein Zufall, sagt Wennrich. „Die hätten nicht 360 bestellt, wenn sie auch mit 36 klarkommen würden. Wir merken, dass die Castroper es noch gar nicht durchdrungen haben“, sagt Barz.
Eigentlich hätte die Reihenfolge der Schritte in Castrop-Rauxel anders aussehen müssen, meint Wennrich: Zunächst wäre eine grundsätzliche Entscheidung zu treffen, ob Sperrmaterial zur Terrorabwehr bei Veranstaltungen angeschafft werden sollte. Dann bräuchte es einen Prüfauftrag: Welchen Bedarf hat eine Stadt überhaupt? Dann könnten Kosten ermittelt werden. Abschließend könnte es eine Entscheidung geben: Sollen Sperren beschafft werden oder nicht? Da die Sperren bei jeglichen Veranstaltungen eingesetzt werden könnten, würde der finanzielle Aufwand über die Jahre hinweg im Endeffekt „völlig unbedeutend“, findet der Eventplaner für Herne.
Einen ersten Kontakt zwischen dem Herner Stadtmarketing und der Stadt Castrop-Rauxel habe es schon gegeben. „Wir sind quasi bei der Herleitung einer Lösung. Deswegen bin ich ein bisschen erstaunt, dass sie jetzt schon vorpreschen und sich eine Summe freizeichnen lassen“, sagt Wennrich.
Vor Veranstaltungen in Castrop-Rauxel müssten stets Sicherheitskonzepte des Veranstalters vorgelegt werden. „Insbesondere der Schutz vor Überfahrtaten führt regelmäßig zu Diskussionen über Art und Umfang des erforderlichen Schutzes“, begründete die CDU jetzt ihren Antrag. Was nun konkret daraus und ob das Budget reicht: abwarten.