In Castrop-Rauxel steht ein Blitzer, der (fast) nie blitzt Ranking der Blitzersäulen im Kreis RE

Der Blitzer, der (fast) nie blitzt: Eine Säule ertappt kaum Temposünder
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Jahr für Jahr gibt der Blick in die Statistik des Kreises Recklinghausen Aufschlüsse: Wo wird am meisten geblitzt und gerast? Unter den Blitzersäulen in Castrop-Rauxel, betrieben allesamt vom Kreis, sind Ausreißer nach oben und nach unten. Die Säule mit den wenigsten Auslösevorgängen und eine, die mit am häufigsten Temposünder erwischt, stehen im Stadtgebiet. Wir geben einen Überblick über Zahlen und wer am deutlichsten über der erlaubten Höchstgeschwindigkeit lag.

Der mobile Blitzwagen des Kreises RE im Blitzer-Einsatz an der Dortmunder Straße zwischen Schellenberg und Rennwiese.
Der mobile Blitzwagen des Kreises RE im Blitzer-Einsatz an der Dortmunder Straße zwischen Schellenberg und Rennwiese. © Tobias Weckenbrock

Die Ergebnisse im Überblick

3,7 Millionen Euro hat der Kreis Recklinghausen im Jahr 2024 durch seine Tempokontrollen eingenommen. Das ist ein Rekord-Ergebnis. Das lag aber nicht unbedingt daran, dass die Autofahrer kreisweit schneller gefahren sind oder häufiger geblitzt wurden, sondern hat mit der Verschärfung des Bußgeldkatalogs zu tun. 2023 waren es noch 3,5 Millionen Euro, 2022 3,65 Millionen Euro. Alles weit mehr als in den Jahren davor. Seit November 2021 gelten die neuen Bußgelder. Darum lag das Ergebnis 2021 mit „nur“ 1,7 Millionen Euro deutlich darunter.

In die Statistik fließen die mobilen Tempokontrollen mit zwei Blitzerwagen und zwei Panzerblitzern ebenso wie die 24 Blitzersäulen ein, die an festen Punkten in den zehn Städten stehen.

Insgesamt wurden 2024 92.000 Verkehrsteilnehmer geblitzt. Der Großteil von ihnen erhielt lediglich ein Verwarngeld: Das liegt zwischen 5 und 55 Euro. Bei deutlicheren Geschwindigkeitsüberschreitungen gibt es ein Bußgeld ab 60 Euro. Ein Beispiel: Innerorts sind bei zu schnellem Fahren zwischen 11 und 15 Stundenkilometern 50 Euro fällig, außerorts 40 Euro. Über diesen Grenzen beginnt dann der Bußgeldkatalog.

Kennt jeder in Castrop-Rauxel: An der B235 etwa in Höhe des Europaplatzes hat der Kreis einen stationären Blitzer stehen.
Kennt jeder in Castrop-Rauxel: An der B235 etwa in Höhe des Europaplatzes hat der Kreis einen stationären Blitzer stehen. © Thomas Schroeter

Feste Standorte in Castrop-Rauxel

In Castrop-Rauxel gibt es Blitzersäulen an vier Standorten:

  • Habinghorster Straße (B235, zwischen A42 und EvK in Fahrtrichtung Norden / zweispurig bei Tempo 50)
  • Wittener Straße (B235 zwischen Merklinde und Altstadt, Tempo 50)
  • Recklinghauser Straße (Ortseingang aus Richtung DO-Mengede, Tempo 50)
  • Leveringhauser Straße (stadteinwärts aus Fahrtrichtung Waltrop, Tempo 50)

Der Kreis Recklinghausen betreibt diese Blitzersäule in Ickern-End an der Leveringhauser Straße. 2021 wurde die Säule neu aufgestellt. Ein alter Starenkasten verschwand dafür an selber Stelle.
Der Kreis Recklinghausen betreibt diese Blitzersäule in Ickern-End an der Leveringhauser Straße. 2021 wurde die Säule neu aufgestellt. Ein alter Starenkasten verschwand dafür an selber Stelle. © Tobias Weckenbrock

So schnitten die einzelnen Standorte ab

Das Schlusslicht unter den 24 Blitzersäulen im ganzen Kreisgebiet ist das Messgerät an der Leveringhauser Straße in Ickern-End. Die Säule steht gegenüber der Abzweigung Lohbrinkstraße nicht weit vom Ortseingangsschild entfernt und überwacht Autos, die aus Waltrop nach Ickern Richtung Uferstraße einfahren. Dort wurden 2024 ganze sechs Verkehrssünder ertappt. Es blitzte im Durchschnitt also nur alle zwei Monate einmal. Das muss aber nicht bedeuten, dass die Säule dort nicht notwendig wäre. Denn niemand weiß, wie sich die Verkehrsteilnehmer an der Stelle verhalten würden, wenn dort keine Säule stünde.

Die Säule an der Habinghorster Straße ist in Castrop-Rauxel die, die stadtweit am meisten Geld einbringt und kreisweit auf Rang 6 liegt. 6300 Mal blitzte es dort auf dem zweispurigen Stück zwischen A42 und Grutholzallee, also fast 20 Mal am Tag. Meistens ging es dabei um Überschreitungen abzüglich der üblichen Messwert-Toleranz um Verwarngeld-Sachen (87,5 Prozent der Fälle), hier also um Überschreitungen bis 15 km/h. Nur in 4,1 Prozent der Fälle fuhren die Ertappten 21 km/h oder mehr zu schnell. Zweimal fuhren Temposünder hier bei erlaubtem Tempo 50 schneller als 100 km/h.

Mit weitem Abstand folgt auf Platz 2 im stadtweiten Ranking die Wittener Straße mit 143 Verstößen. An der Recklinghauser Straße auf Platz 3 waren es 56 Verstöße, also nicht einmal fünf in einem Monat. Zum Vergleich: Die kreisweit am meisten auslösender Blitzersäule steht in Marl an der L522: Sie löste 2024 24.000 Mal aus, also 2000 Mal im Monat. Mit weitem Abstand folgen Waltrop (Brambauerstraße, 9400 Mal) und Haltern (Weseler Straße, 8000 Mal).

Dieser Kasten misst die Geschwindigkeit vorbeifahrender Autos und Lkw von der Seite und ist immer in Verbindung mit dem Wagen dahinter im Einsatz.
Dieser Kasten misst die Geschwindigkeit vorbeifahrender Autos und Lkw von der Seite und ist immer in Verbindung mit dem Wagen dahinter im Einsatz. © Tobias Weckenbrock

Das sagt der Kreis RE

Jenseits der Einnahmen-Statistik: Kreis-Sprecherin Lena Heimers betont, dass es bei den Tempokontrollen nicht um Geld, sondern „definitiv um die Sicherheit der Bürger“ gehe.

Neben den Blitzersäulen des Kreises finden weitere Tempokontrollen durch mobile Blitzer in Castrop-Rauxel statt: Der Kreis RE, die Polizei und die Stadt selbst (Panzerblitzer „Gunther“ und Messwagen) stehen an wechselnden Einsatzorten.