Der Markt in Castrop gehört an Samstagen laut einer Messung der IHK zu den meistbesuchten Orten im gesamten Kreis Recklinghausen. Zu Spitzenzeiten sind hier rund 1400 Passanten pro Stunde unterwegs. Trotzdem läuft es bei vielen Geschäften und Lokalen in der Altstadt schlecht. Zuletzt schloss der Imbiss Wurscht Factory. Das Schuhgeschäft Grosse-Kreul befindet sich im Räumungsverkauf und zahlreiche Läden stehen leer. Daher haben wir uns unter Marktbesuchern umgehört: Wozu kommen sie in die Altstadt? Und welche Art von Geschäften würden sie sich wünschen?
Trotz der ersten Novemberkälte ist es an diesem Samstag voll auf dem Castroper Wochenmarkt. „Ich komme gern donnerstags und samstags her, um frische Eier, Hähnchen, Obst oder Gemüse zu kaufen“, sagt Ulrike Hamelmann, die mit den Jungs Elias und Noah unterwegs ist. Die frischen Lebensmittel sind es, die sie in erster Linie herlocken. Damit ist sie nicht die Einzige – an den Ständen gehen stetig Waren über die Theke. Teilweise bilden sich Schlangen, in denen fröhlich gequatscht wird. Als die Buden noch auf dem Marktplatz aufgebaut wurden, hat Hamelmann das Einkaufen allerdings besser gefallen. „Gemütlicher“ fand sie den Markt, und sie hatte den Eindruck, dass es mehr Stände gab.

Wunsch nach vielen Cafés
Insgesamt findet sie das Einkaufserlebnis in der Altstadt in letzter Zeit „ein bisschen mau, weil so viel geschlossen hat“, sagt Hamelmann. „Ich bin froh, dass das Extrablatt da ist.“ Dorthin setzt sie sich gerne mal für einen Plausch oder bloß eine Pause. Auch der kleine Noah kann sich mit dem Extrablatt anfreunden. „Da essen wir auch manchmal was nach einer Fahrradtour.“
Als Nächstes sprechen wir mit Gertrude Meister, die fast jeden Tag in der Altstadt unterwegs ist. „Die Leute bestellen ja viel online, aber ich gehe viel lieber in die Läden“, sagt sie. „Die Geschäftsauswahl ist gut. Ich bekomme alles, was ich brauche.“ Schade findet sie, dass viele Läden geschlossen haben. Das gastronomische Angebot lasse zu wünschen übrig, findet Meister. Sie würde sich über mehr Cafés und Restaurants freuen.
Konkurrenz durch andere Städte
Dann sprechen wir Jenny und Daniela an, die sich gerade etwas am Fisch-Stand geholt haben. Obwohl sie nicht weit entfernt wohnen, kommen sie selten in die Altstadt. Heute sind sie hauptsächlich für einen Einkauf im Supermarkt hier. Was sie öfter in die City locken könnte, wären vor allem Modegeschäfte mit einer großen Markenauswahl. „Wie zum Beispiel bei Tara-M in Datteln“, sagt Jenny. Da die Auswahl woanders größer sei, fahre sie zum Shoppen manchmal nach Recklinghausen oder Dortmund – und nicht in die näher gelegene Castroper Altstadt.

Manchmal geht es online fixer
Auch Lukas kommt selten die Altstadt, zumal er mehrere Kilometer entfernt vom Markt wohnt. Wenn, dann sind es meistens „Apotheken, Drogerien oder die Stadtbücherei“, die ihn herlocken. „Manchmal sucht man nach einem ganz bestimmten Artikel – und wenn man ihn in vier Geschäften nicht findet, dann bestellt man ihn beim nächsten Mal lieber im Internet“, sagt er.
Einem Mann, der anonym bleiben möchte, brennt das Thema offenbar besonders stark unter den Nägeln – er besuchte uns in der vergangenen Woche in der Redaktion. Er selbst habe früher ein Geschäft geleitet. Dienstleister für den Kunden zu sein, habe für ihn die oberste Priorität: „Wenn der Kunde ein rotes Pferd will, dann kriegt er ein rotes Pferd“. Diese Einstellung teilten seiner Meinung nach nicht alle Geschäftsleute in Castrop-Rauxel. Mehrfach habe er in Modegeschäften darum gebeten, Klamotten für ihn zu bestellen, doch seine Bitten seien abgelehnt worden. Und auch in anderen Geschäften sei es ihm als Kunden eher schwergemacht worden, anstatt ihm seine Wünsche zu erfüllen. Eine große Ausnahme im positiven Sinne sei in seinen Augen die Buchhandlung Leselust.
Diese Läden in der Castroper Altstadt stehen leer