„Wirtschaftlich sicherlich eine schwierige Situation“ Trotzdem übernimmt Caritas Kita in Castrop

„Kinder aus der ganzen Stadt“: Vorreiter-Kita wird Teil der Caritas
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Die Caritas übernimmt eine weitere Kindertagesstätte in Castrop-Rauxel. Die Kita Regenbogen an der Wittener Straße 53a wird seit Jahresbeginn nicht mehr von einem Trägerverein, sondern von dem Wohlfahrtsverband der katholischen Kirche betrieben. Fünf Erzieherinnen, eine sogenannte Alltagshelferin und eine hauswirtschaftliche Kraft kümmern sich hier um 35 Kinder aus der ganzen Stadt, wie die Kitaleiterin Andrea Sobik sagt.

„Kinder sind unsere Zukunft“

Dabei ist das Geschäft mit der Kinderbetreuung gerade finanziell gesehen kein leichtes. Veronika Borghorst, hauptamtliche Vorständin der Caritas in Castrop-Rauxel, erklärt, dass die Kosten für den Träger momentan steigen und die Einkünfte durch KiBiz-Pauschalen, die die Träger pro Kind bekommen, „immer erst ein Jahr später rückwirkend zum Preisindex angepasst“ werden. „Es ist wirtschaftlich sicherlich eine schwierige Situation im Moment“, fasst sie die Lage zusammen. Sie hoffe, dass die Politik in Zukunft mehr für die Kitaträger und Kitas tue.

Warum sich die Caritas trotz der schwierigen Gesamtsituation für die Übernahme entschied? „Die Kinder sind unsere Zukunft“, sagt Veronika Borghorst. „Es ist so wichtig, dass Kinder in Kindertageseinrichtungen sind, gerade Kinder, die die deutsche Sprache zu Hause als Muttersprache nicht sprechen oder jene, die aus anderen Gründen in schwierigen Verhältnissen sind.“

Auch die Tatsache, dass inzwischen mehr Kinder als früher ohne Geschwister aufwachsen, mache es noch wichtiger, dass sie lernen in der Gruppe und mit anderen Kindern zu interagieren. Ein weiterer Grund, der Kitas unverzichtbar mache, sei der Fachkräftemangel. Dass die Mutter zu Hause bleiben müsse, sei laut der Caritas-Vorständin „natürlich auch nicht mehr zeitgemäß“. „Wir haben auch 99 Prozent berufstätige Eltern hier“, bestätigt Kitaleiterin Andrea Sobik.

Vieles soll leichter werden

Die Caritas löst einen Trägerverein ab, der die Kita seit 1995 betrieb – damit ist nun Schluss. „Der Trägerverein wird sich jetzt auflösen, weil die Grundlage des Vereins jetzt wegfällt“, sagt Markus Meissner vom Verein und nennt drei Hauptgründen für den Rückzug: Die administrativen Aufgaben seien zu groß für den ehrenamtlichen Vorstand geworden, zeitgleich sank die Zahl der Mitglieder. Außerdem sei die aktuelle Kitalandschaft nicht mehr für kleine Einzelkämpfer wie den Trägerverein gemacht. „Wie alle anderen Branchen leiden auch wir unter Fachkräftemangel“, sagt er. Der Betreiberwechsel mache es jetzt einfacher, dem entgegenzuwirken.

Seit fast 29 Jahren gibt es die Kita Regenbogen in Castrop-Rauxel. Jetzt wird sie nicht mehr vom Trägerverein, sondern von der Caritas betrieben.
Seit fast 29 Jahren gibt es die Kita Regenbogen in Castrop-Rauxel. Jetzt wird sie nicht mehr vom Trägerverein, sondern von der Caritas betrieben. © Foto: Schlehenkamp (Archiv)

„Wenn man das als kleiner Träger alles selber organisieren und vorhalten muss, das macht es echt schwierig“, sagt auch Veronika Borghorst von der Caritas. „Es gibt so viele übergreifende Themen: Qualitätsmanagement, das Erstellen von Konzeptionen, Schulungen.“ Bei der Caritas könnten diese Themen für viele Kitas zusammen bearbeitet werden. „Jetzt wird vieles einfacher“, freut sich die Leiterin der Kita Andrea Sobik mit Blick darauf.

Im Arbeitsalltag an der Regenbogen-Kita wird sich durch den Betreiberwechsel jedoch nicht viel ändern. Denn auch der Trägerverein war zuvor schon eng an die Caritas angebunden.

Kita in der Vorreiterrolle

Im Mai wird die Kita 29 Jahre alt. 1995 startete die Einrichtung mit zwei Gruppen, in denen 15 Kinder im Alter von null bis sechs Jahren gemeinsam betreut wurden. Dass Kinder, die jünger als drei Jahre alt waren, betreut wurden, war damals nicht gerade üblich. Zusammen mit ihren Kolleginnen musste Andrea Sobik, die schon damals in der Kita Regenbogen arbeitete, im nahe gelegenen Rochus Krankenhaus extra einen Kurs zum Wickeln belegen. „Das war damals schon eine interessante Zeit“, sagt sie.

Ähnlich selten war, dass die Kita eine Betreuung von 7 bis 17 Uhr anbot. „Das kannte man sonst nur aus dem Osten von Deutschland“, sagt Andrea Sobik. „Das war, um den berufstätigen Müttern eine Chance zu geben, wieder arbeiten gehen zu können – auch mit Kleinstkindern.“ Die Kita war also seiner Zeit leicht voraus. Aktuell gibt es immer noch zwei Gruppen, die aber inzwischen nach Alter geteilt sind: 0 bis 3 und 3 bis 6 Jahre.

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