Das Haus stand im medialen Fokus, als am 13. März 2023 um 16.55 Uhr plötzlich ein Linienbus in die vordere Ecke des Gebäudes krachte. Die Bewohner standen unter Schock: Das Haus hatten sie erst 2017 gebaut und bezogen. Der Fahrer des HCR-Elektrobusses der Linie 324 wurde schwerstverletzt. Der einzige Fahrgast im Bus, eine Frau, schwer. Ein Segen, dass im Hauswirtschaftsraum des Hauses, der nur noch Schrott war, zu dem Zeitpunkt niemand war.
Der Fahrfehler, so stand hinterher fest, beruhte auf einem medizinischen Notfall: Der Fahrer aus Dortmund, zum Unfallzeitpunkt 58 Jahre alt, war wohl bewusstlos. Der Bus kam von der Straße ab, prallte gegen zwei am anderen Straßenrand parkende Autos und schoss von dort fast ungebremst mit annähernd Tempo 50 in die Hausecke. Der Fahrer wurde zwei Wochen später aus der Klinik entlassen.
43 Stunden nach dem Unfall gab es eine spektakuläre Bergungsaktion: Der Bus wurde von einem Abschlepp-Koloss mit 580 PS aus dem Bau gezogen. Vorher sicherte man die Statik des Hauses, damit es dabei nicht einstürzt. Unbewohnbar war es ohnehin, da sich Risse durch das gesamte Mauerwerk und den Dachstuhl zogen. Rund einen Monat später stand fest: Hier kommt keine Reparatur, sondern nur ein Abriss und Neubau in Frage.
Monate später treffen wir Henning Börgmann und Natascha Geesmann am Ort des Dramas vom März. „Unser Haus befindet sich nun endlich im Wiederaufbau“, antworten die beiden 49-Jährigen auf eine Anfrage unserer Redaktion zum Stand der Dinge. Der Rohbau ist zu diesem Zeitpunkt schon fast fertig. Als nächstes stehen das Dach und die Fenster an.

Am 4. September ging es hier von fast null los: Die Bodenplatte konnte bleiben, der Rest war im Sommer abgerissen worden. Aber man lagerte viele Materialien ein: Dachsparren zum Beispiel, Fenster und andere unbeschädigte Bestandteile des Hauses kamen in Container, die bis heute im Garten stehen. Anfang Oktober feierten sie schon Richtfest. Diesmal, anders als beim ersten Bau, richtig zünftig: mit Schnaps, Grill und Freunden. „Das holen wir nach. Es hat ja offenbar kein Glück gebracht“, sagt Henning Börgmann heute.
Der Industriemeister, der bei einem Baustoffhersteller arbeitet, und die Lehrerin an einer Gesamtschule in Recklinghausen, sie sind auf einem guten Weg: Sie hoffen, dass sie im Sommer 2024 wieder einziehen können. In ein Haus, das dann wieder genauso sein wird wie das von 2017. „Das einzige, was wir ändern, ist die Position des Außenwasserhahns. Der war zu tief angebracht“, sagt Natascha Geesmann.
Dankbar sind sie vor allem zwei Dingen: dem Schicksal, dass sie beim Unglück im Esszimmer saß und nicht in der Küche, dass er erst sechs Minuten nach dem Aufprall des Busses heimkam und nicht genau zu dem Zeitpunkt, als der Bus von der Straße abkam. Und Architekt Jörn Leder: Er, ein einstiger Schulkamerad von Natascha Geesmann am ASG, kümmerte sich vom Abend des Unglücks an bis heute um alles. Die Baugenehmigung bei der Stadt Castrop-Rauxel dauerte ganze 21 Tage: Auch dank ihres Architekten.


