Noch bevor die 46 Wahllokale in Castrop-Rauxel am Sonntag (23.2.) pünktlich um 8 Uhr öffnen, stehen die ersten Wähler und Wählerinnen vor den Türen. Stetig kommen sie auch ins Wahllokal 14.2. im Ernst-Barlach-Gymnasium. Hier erwartet sie am Vormittag der Wahlvorsteher Matthias Cupar mit einer Information.
Sein Wahllokal ist ein besonderes. Der Wahlbezirk wurde für eine repräsentative Wahlstatistik ausgewählt. Er ist einer von knapp 2700 von rund 92.000 Wahlbezirken und wurde nach mathematisch-technischen Methoden zufällig als Stichproben-Wahlbezirk bestimmt. Auch der Wahlbezirk 22.1 mit dem Standort Bürgerzentrum Marienschule wurde für diese Stichproben ausgewählt.

Matthias Cupar erläutert jedem Wähler, warum er einen besonderen Stimmzettel erhält. Sie liegen auf Stapeln, die mit Buchstaben gekennzeichnet sind. Auf den Stimmzetteln ist das Geschlecht vermerkt (männlich, weiblich, divers oder ohne Angabe im Geburtsregister) und verschiedene Altersgruppen. Geburtsjahr 1955 und früher ist die höchste Kategorie, 18 bis 24 Jahre wird auf dem anderen Ende der Skala erfasst.
Ein kleiner Flyer von Bundeswahlleiterin Dr. Ruth Brand zum Mitnehmen enthält alle Informationen. „Ihre Wahl bleibt trotzdem geheim“, versichert Matthias Cupar den Wählenden. Am Ende soll es bundesweit Erkenntnisse geben, in welchem Umfang sich Wählerinnen und Wähler an der Wahl beteiligt und wie sie gestimmt haben.
Komplikationen im Wahllokal
Erste Komplikation lassen aber auch dort nicht lange auf sich warten. Ein Wähler und seine Partnerin haben keine Wahlbenachrichtigung bekommen. Sie steht in der Wählerliste und darf wählen. Er nicht. Matthias Cupar ruft im Rathaus an. Dann ist klar: Für den 37-Jährigen geht es nicht in die Wahlkabine. Dabei wollte er zum ersten Mal in seinem Leben bei einer Wahl seine Stimme abgeben.
Beate Quenzer hat auch gewählt. Später war sie nebenan im Wahllokal 14.1 selbst Wahlhelferin sein. „Ich habe das vor 50 Jahren schon einmal gemacht“, erzählt sie. Ganz anders sei das damals gewesen. „Das Wahllokal war in einer Kneipe, es wurde geraucht“, erinnert sie sich. Damals war sie Erstwählerin. Heute ist sie Rentnerin und hat Zeit, sich politisch zu engagieren, und noch einmal Wahlhelferin zu sein.

Wählen mit mulmigem Gefühl
Am Nachmittag verlassen Hannelore, Rainer, Mandy und Carola Neumann das Wahllokal am Adalbert-Stifter-Gymnasium. Sie habe diesmal mit einem „mulmigen Gefühl“ gewählt, sagt Mandy Neumann. Der Familie missfällt die teilweise gehässige Art und Weise, auf die der Wahlkampf geführt worden sei. „Das waren fast schon amerikanische Verhältnisse“, sagt Rainer Neumann.