Zuversichtlich und gemeinsam neue Wege gehen Regina Weyer (63) tritt für die Grünen an

Regina Weyer (63) tritt für die Grünen an: Mit Zuversicht und Gemeinsinn
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Als Siebenjährige hat Regina Weyer ihre Mitschülerinnen und Mitschüler zu einer spontanen Demo mobilisiert, als ein Baum auf dem Schulhof gefällt werden sollte. „Wir haben uns im Kreis um den Baum gestellt, an den Händen gehalten und protestiert“, erzählt sie lachend. Zwar hat es nichts geholfen - der Baum wurde gefällt - doch schon ihre erste politische Aktion hatte einen Bezug zur Natur. Und auch heute, da die 63-Jährige im Wahlkreis Recklinghausen I für die Grünen in den Städten Waltrop, Recklinghausen und Castrop-Rauxel als Kandidatin für die Bundestagswahl am 23. Februar antritt, liegt der Hertenerin ihre Umwelt am Herzen.

„Ich imkere zum Beispiel. Und ich sehe an meinen Bienen, dass die jetzt schon leiden unter dem klimatischen Wandel.“ Das Hobby hat sie von ihrem Großvater übernommen. Acht Völkern hilft Regina Weyer aktuell durch den Winter, ihre Bienenstöcke stehen im eigenen Garten und auf dem Gelände einer Einrichtung für Menschen mit Behinderungen - die sich dann auch über den Honig freuen können. Ebenso wichtig wie der Erhalt der Lebensgrundlage von Mensch - und Biene - ist Regina Weyer: die Demokratie.

Frei und in Vielfalt leben, das Miteinander stärken - beispielsweise in Vereinen, das ist für sie essenziell. Einmal in der Woche trifft sich Regina Weyer mit ihrer Frauensportgruppe in der Glück-Auf-Turnhalle in Herten-Bertlich, dann wird Volleyball gespielt. „Das ist etwas, das in unserer Gesellschaft wieder stärker in den Blick geraten sollte: Dass man wieder mehr mit anderen Menschen zu tun hat. Das tut einfach gut.“ Teamplayerin, Teamworkerin? Das sei sie auch, aber: „Ich bin auch jemand, der gerne etwas aufbaut und auch neue Wege geht. Und da muss man manchmal auch alleine vorangehen.“ Mit Zuversicht.

„Es wird an der falschen Stelle gespart“

Aufbauen, vorangehen - das hat Regine Weyer auch beruflich getan. Auf Initiative der diplomierten Sozialpädagogin wurde die erste Tagespflegeeinrichtung für Senioren im Kreis Recklinghausen in Oer-Erkenschwick gegründet. Beim Diakonischen Werk hat sie eine Behindertenhilfe aufgebaut, die sie 14 Jahre leitete. Regina Weyer betont, wie wichtig es ist, Menschen, die es im Leben nicht leicht haben, wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Sie bräuchten Strukturen, Halt, Perspektiven.

„Es wird zurzeit an der falschen Stelle gespart, nämlich dort, wo Menschen ins Berufsleben geführt werden“, sagt die Kommunalpolitikerin. Ein konkretes Beispiel sei die Radstation in Castrop-Rauxel, die von Menschen in Beschäftigungsmaßnahmen betrieben wird und die nun geschlossen werden soll, weil die Finanzierung gekürzt wird. „Das hat natürlich Auswirkungen für die Gesamtgesellschaft und vor allem eben auch für Menschen, die sich das nicht leisten können, in ein teures Radgeschäft zu gehen, um da ihr Rad reparieren zu lassen.“

Regina Weyer steht an einem Unterstand in Herten und blickt lächelnd in die Kamera.
Regina Weyer schöpft in der Natur Zuversicht, Inspiration und Motivation für ihre politische Arbeit. © Danijela Budschun

In einer älter werdenden Gesellschaft braucht es aus Sicht von Regina Weyer auch Fachkräfte aus dem Ausland. Sie kritisiert, dass berufliche Qualifikationen oft nicht anerkannt werden, es an Sprachkursen fehlt und warnt: „Wir brauchen die Menschen in praktischen Berufsfeldern dringend.“ Ausbildungsprojekte für Jugendliche und Langzeitarbeitslose fördern, Bürokratie abbauen, sinnvolle wirtschaftliche Maßnahmen stärken und Strukturen gegen sexuelle Gewalt ausbauen, das sind Themen, die sie sich auf die Fahnen geschrieben hat.

Neue Wege ausprobieren

Aber auch die Finanzlage der Ruhrgebietsstädte ist für die gebürtige Hernerin, die mit ihrem Mann zwei Söhne großgezogen hat, ein drängendes Thema. „Wir müssen da eine Lösung finden, um wieder handlungsfähig zu sein“, sagt sie. Ein Weg sei ein Altschuldenfonds. Darüber hinaus plädiert Regina Weyer, die im Hertener Stadtrat und im Kreistag sitzt sowie Landesdelegierte der Grünen ist, für das Konnexitätsprinzip. Salopp formuliert geht das so: Wer die Musik bestellt, soll sie auch bezahlen. Anders ausgedrückt: Bund und Land sollen die Städte für die Aufgaben, die sie ihnen übertragen, auch mit ausreichend finanziellen Mitteln ausstatten.

Woher der Bund das Geld nehmen soll? Eine Patentlösung hat die 63-Jährige nicht. Aber mit einer Idee ihres Parteivorsitzenden und Kanzlerkandidaten kann sie sich durchaus anfreunden: der Vermögenssteuer für Superreiche. Robert Habeck fordert, Milliardäre in Deutschland in die Verantwortung zu nehmen, um marode Schulen zu renovieren. Das könnte durchaus ein gangbarer Weg sein, meint Regina Weyer. „Bis jetzt ist er noch nicht ausprobiert worden.“