Bundestagswahl

Uwe Biletzke (Linke): „Ohne Klimaschutz macht alles andere keinen Sinn“

Linken-Bundestagskandidat Uwe Biletzke erzählt, wie er aus der DDR nach Castrop-Rauxel gekommen ist. Und warum die Entscheidung, in die Politik zu gehen, für ihn nicht ganz einfach war.

Castrop-Rauxel, Waltrop, Recklinghausen

, 07.09.2021 / Lesedauer: 4 min

Im Bundestag will Uwe Biletzke sich für Umwelt und Klima einsetzen. Auch ein niedrigeres Renteneintrittsalter liegt ihm am Herzen. © Rebekka Wölky

Uwe Biletzke wohnt zwar seit Jahren in Castrop-Rauxel, in der Stadt geboren ist er aber nicht. Die Entscheidung für Castrop-Rauxel als Wohnort – und mittlerweile auch Heimat – hat der 56-Jährige bewusst getroffen. Ursprünglich kommt er aus Jena in Thüringen, die DDR hat Uwe Biletzke 1989 verlassen, ganz kurz nach dem Mauerfall.

Uwe Biletzke kandidiert für die Linke im Wahlkreis Recklinghausen I, will für Castrop-Rauxel, Waltrop und Recklinghausen in den Bundestag. Wir treffen den Linken-Politiker im Castrop-Rauxeler Kulturzentrum Agora, „einem Ort, der die Menschen zusammenführt“, wie er selbst sagt.

Persönlich und politisch habe er viele gute Erinnerungen an die Agora: „Wir haben hier zum Beispiel unseren Bürgermeisterkandidaten vorgestellt und die Kommunalwahl erlebt“, erzählt er.

Aus Jena nach Unna und weiter nach Castrop-Rauxel

Aber was hat den jungen Uwe Biletzke 1989 genau hierher verschlagen, in das kleine Castrop-Rauxel? Der Zufall, mehr oder weniger. Zu seinem Zuhause machte er die Stadt erst später.

„Nachdem wir uns entschieden hatten, die DDR zu verlassen, sind wir zuerst nach Unna-Massen gekommen“, erinnert er sich. Von dort ging dann ein Tross nach Castrop-Rauxel. Da habe ich gesagt: Wir fahren einfach hinterher.“

Mit seiner damaligen Frau und den gemeinsamen Kindern kam er zuerst beim Technischen Hilfswerk und beim Deutschen Roten Kreuz unter, später zogen sie in eine Unterkunft in Bonn.

Doch Castrop-Rauxel ließ Biletzke nicht los. Als Freunde aus der Stadt ihn und seine Familie baten, zurückzukommen, zog man mit Sack und Pack schon wieder um. Und blieb.

„In Merklinde haben wir die erste eigene Wohnung für unsere junge Familie gefunden“, erinnert sich Biletzke. In der DDR sei das zuvor sehr schwierig gewesen.

Mehr als 30 Jahre später sagt Uwe Biletzke über Castrop-Rauxel: „Heute ist es meine Heimat. Vor allem, weil meine Familie hier ist. Ich habe zwei Kinder und jetzt schon drei Enkel. Das macht viel Freude.“

Ohne Umweltschutz keine Zukunft

Ein Familienmensch ist Biletzke also. An Castrop-Rauxel bindet ihn aber mehr: „Ich verbinde mit Castrop-Rauxel, dass es eine Stadt im Grünen ist. Und das muss so bleiben. Wir können nicht jeden Platz, den wir haben, mit Häusern zupflastern. In den heißen Sommern zum Beispiel brauchen wir Bäume, damit die Menschen in dieser Stadt leben können.“

So ist der Umweltschutz sein wichtigstes politisches Ziel. „Da müssen wir unbedingt dran arbeiten. Ohne den Klimaschutz und die 1,5-Grad-Erwärmung macht alles andere keinen Sinn. Dann brauchen wir nicht über Wirtschaft nachzudenken oder über Zukunft.“

Genug Zeit habe man dafür in den vergangenen Jahren gehabt. „Aber die Politiker, die jetzt schon im Bundestag gesessen haben, die haben das einfach verschlampt“, sagt Biletzke wütend. Die Wissenschaft habe Warnsignale schon sehr früh gegeben. „Und die Demonstranten von Fridays for Future haben natürlich auch recht.“

Konkret heißt Umweltschutz für Biletzke: keine fossilen Brennstoffe mehr, keine giftigen Düngemittel in der Landwirtschaft. Die Liebe zur Natur beschäftigt ihn auch in seiner Freizeit. „Ich bin sehr ambitioniert mit meinem Kleingarten. Da geht es mir vor allem um die Bodenverbesserung.“

Kommunale Krankenhäuser und Wohnungen

In dem Unternehmen, in dem er als Netzwerkadministrator arbeitet, ist Biletzke außerdem Betriebsratsvorsitzender. „Ich setze mich gern für die Kollegen ein, damit es ihnen bei der Arbeit gut geht.“ Für die Betriebsräte wünsche er sich aber von der Politik mehr Unterstützung. Dafür wolle er im Bundestag kämpfen.

Hartz-IV-Leistungen möchte Uwe Biletzke auf 1200 Euro im Monat einstellen und ein Renteneintrittsalter von 65 Jahren sei wichtig. „Und die Krankenhäuser und Wohnungsgesellschaften müssen wieder zurück in kommunale Hand. Die dürfen nicht privaten Aktiengesellschaften gehören, die nur Gewinne machen wollen, ohne dass die Menschen dabei eine Rolle spielen.“

Politik macht Uwe Biletzke heute aus Überzeugung. Der Weg zur Linken war aber nicht ganz einfach. „Ich wollte aktiv für die Menschen da sein und etwas tun, um die Gesellschaft zu verbessern. Das hat sich über viele Jahre immer stärker entwickelt“, sagt er. Doch das Thema Politik rief nicht nur positive Erinnerungen wach.

Mutter hat die SED verlassen

„Meine Mutter war in der SED-Kreisleitung in Jena“, sagt Uwe Biletzke. „Sie hat die Partei verlassen, nachdem ich ihr erzählt hatte, wie schlimm die DDR sei, was sie mit uns Menschen machte und dass sich nur andere bereicherten. Eine ganz lange Zeit über war es für mich deshalb gar nicht interessant, in die Politik zu gehen.

Doch der Drang, etwas zu verändern, war am Ende stärker. „Ich habe dann die Parteien verglichen und gesehen, dass nur die Linke-Partei die richtigen Themen hat. Und ich bin mir auch sicher, dass sich meine Mutter, wenn sie noch leben würde, sehr darüber freuen würde.“

An der aktuellen politischen Situation im Bundestag stört Biletzke vor allem die Ablehnung durch die großen Parteien. „Es kommt mir so vor, als würden sie sich das, was die Linken sagen, gar nicht anhören. Dabei sind wir immer mit guten Ideen dabei, arbeiten die auch aus, laden Sachverständige ein. Aber die CDU kauft lieber Masken und bereichert sich daran, als auf unsere Themen einzugehen.“