Zwei Jahre vor der nächsten Bürgermeister-Wahl Wer könnten Kandidaten für Castrop-Rauxel sein?

Zwei Jahre vor der nächsten Bürgermeister-Wahl: Wer könnten die Kandidaten sein?
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Rajko Kravanja ist seit Oktober 2015 Bürgermeister der Stadt Castrop-Rauxel. Der gebürtige Castrop-Rauxeler (Jahrgang 1978), verheiratet mit Britta und Vater zweier Kinder, ist gerade mitten in seiner zweiten Amtszeit. Als er Nachfolger von Johannes Beisenherz wurde, war er schon seit elf Jahren Ratsherr für die SPD. Auch Beisenherz war zwei Amtszeiten lang für die Sozialdemokraten in der Verantwortung. Vier Amtszeiten schaffte deren Vor-Vorgänger Hugo Paulikat von 1971 bis 1989. Wird es ab 2025 die dritte Amtszeit für Kravanja geben?

Nach dem Super-Wahlsonntag mit den Landtagswahlen in Hessen und Bayern, wo viele Menschen auch in Castrop-Rauxel über Prozente, Gewinne und Verluste diskutiert haben, haben wir in die Zukunft geschaut: Wen können wir Castrop-Rauxeler im September 2025 wählen, wenn die nächste Kommunalwahl die Besetzung von Kreistag und Stadtrat, das Landratsamt und den Bürgermeister-Posten bestimmt?

Vorweg: Die Stadtverbände der Parteien halten sich dazu zurück. Die Antworten aus den Zentralen weitgehend unisono: Wir sind zurzeit auf Inhalte fokussiert. SPD und Grüne verweisen auf die noch abzuarbeitenden Punkte aus dem Koalitionsvertrag. Mitten in der „Legislaturperiode“ wollen sich auch die anderen Parteien (natürlich) noch nicht festlegen. „Frühestens im 2. Quartal 2024“ (FWI), „Anfang 2025“ (Die Linke): Das sind die Aussagen im Detail.

Die SPD schreibt: „Wir starten gerade ein kreisweites Qualifizierungsprogramm für unsere Nachwuchskräfte, um diese frühzeitig an die Aufgaben im Rat heranzuführen. Dieses Personalentwicklungsprogramm ist bis Ende 2024 angelegt. Erst im Anschluss werden wir auf einem Parteitag ein Personaltableau aufstellen und Weichen für die Kommunalwahl stellen.“

Was wäre denkbar?

Aber was wäre denkbar? Wie sind die Parteien aktuell aufgestellt? Wer könnte Kravanja das Amt streitig machen, sollte er wieder antreten? Wer taugt vielleicht heute schon als Kandidat?

Kravanja selbst gibt sich zurückhaltend: Er hält sich an das, was der Stadtverband über die Vorsitzende Lisa Kapteinat kundtut. Die Aufstellung der Kandidaten obliege der Partei. Klar ist aber wohl: Nur wenn Kravanja ein anderes Amt anstreben würde, wäre der Weg frei in der Partei, die Castrop-Rauxel seit jeher dominiert. Auch wenn er immer mal wieder kritisiert wird: Er ist neben Landtags-Mitglied Lisa Kapteinat und Bundestags-Mitglied Frank Schwabe, den Berufspolitikern, der Mann im Vordergrund. Auch wenn es Strippenzieher im Hintergrund gibt: Sollte er selbst wieder antreten wollen, ist Stand heute kaum vorstellbar, dass er nicht wieder nominiert würde.

Immer eine Option, gerade als SPD-Stadtverbandsvorsitzende: Lisa Kapteinat (34). Die zweifache Mutter setzt aber eher auf ihre Rolle in der Landespolitik. Die Juristin ist im Vorstand der Landtagsfraktion und seit 2017 Abgeordnete im Düsseldorfer Parlament.
Immer eine Option, gerade als SPD-Stadtverbandsvorsitzende: Lisa Kapteinat (34). Die zweifache Mutter setzt aber eher auf ihre Rolle in der Landespolitik. Die Juristin ist im Vorstand der Landtagsfraktion und seit 2017 Abgeordnete im Düsseldorfer Parlament. © Volker Engel

Lisa Kapteinat macht vermutlich eher in der Landes-SPD politische Karriere. Sie schnitt bei der Stadtverbands-Vorstandswahl nicht so überragend ab, dass sie mit voller Rückendeckung antreten könnte: Sie erhielt rund zwei Drittel der Stimmen, obwohl es keinen Gegenkandidaten gab. Seit April 2016 ist sie Vorsitzende.

Frank Schwabe ist u.a. anerkannter Fachmann für internationale Fragen durch sein herausgehobenes Engagement im Europarat. Aktuell ebensowenig realistisch, dass er in die Kommunalpolitik wechselt.

Weitere SPD-Kandidatin könnte Katrin Lasser-Moryson sein: Sie ist stellvertretende Bürgermeisterin und verfügt über kommunalpolitische Erfahrung, unter anderem als Vorsitzende des Fachausschusses für Soziales, Familie, Schulen und Co.

Sebastian John wäre vermutlich geeignet, will es aber wohl nicht machen. Mögliche Kandidaten aus dem Partei-Nachwuchs könnten Jan-Philipp Hermes oder Daniel Djan sein. Ersterer steht als Digitalisierungs-Beauftragter im Rathaus eng an der Seite von Rajko Kravanja, kam aber selbst bei der letzten Kommunalwahl trotz Direkt-Wahlkreises in Frohlinde nicht in den Stadtrat. Djan war vor allem in Social Media mehrere Jahre sehr aktiv, nachdem er erstmals in den Rat einzog; aber zuletzt hat der Ratsherr, der sich in Ickern klar durchsetzte, sein Engagement zurückgefahren. Warum, ist unklar.

Frauen-Power für die Union?

Bis auf eine Amtszeit ist das Bürgermeister-Amt im Rathaus seit 1948 (Wilhelm Kauermann) durchgängig in SPD-Hand. Nur Nils Kruse (CDU) gelang es 1999, diese Phalanx für fünf Jahre zu durchbrechen. Bei der letzten Bürgermeister-Wahl verlor Oliver Lind sehr deutlich gegen Kravanja. Die Stichwahl endete zwei Drittel zu ein Drittel und damit sogar etwas deutlicher als die Ratswahl (10.000 SPD-Stimmen / 7000 CDU-Stimmen).

Aber wer tritt für die Christdemokraten 2025 in den Ring? Der kommunalpolitisch erfahrene Oliver Lind, der schon 2020 in seiner Rolle nicht erfolgreich war, wohl kaum. Er ist Beigeordneter für Finanzen und Stadtkämmerer in Herten. Ebenso wenig realistisch ist eine Kandidatur des besten Mannes der CDU Castrop-Rauxel: Michael Breilmann (40) ist im Bundestag angekommen und will sich wohl eher dort etablieren. Die Legislaturperiode im Bund reicht auch bis September 2025. 2015 verlor Breilmann gegen Kravanja in jedem Fall nur knapp: In der Stichwahl, bei der er als gemeinsamer Kandidat von CDU und FWI antrat, erhielt er 47,4 Prozent der Stimmen. Er war viel näher dran als Lind.

Anika Levin (l.) und Yasemin Breilmann von der Frauen Union verteilen Blumen in der Altstadt. Breilmann ist in der CDU sehr aktiv.
Anika Levin (l.) und Yasemin Breilmann von der Frauen Union verteilen Blumen in der Altstadt. Breilmann ist in der CDU sehr aktiv. © Nora Varga

Eine Option ist, dass seine Ehefrau (sie heirateten 2020) in die erste Reihe tritt: Yasemin Breilmann (geb. Dittrich), wie ihr Mann Rechtsanwältin von Beruf, ist im erweiterten Kreisverbands-Vorstand, meldet sich auch im Betriebsausschuss und im Stadtrat immer mal wieder zu Wort und rückte in den vergangenen Jahren mehr und mehr nach vorne auf. Allein die Kandidatur einer Frau in einer Riege aus männlichen Bürgermeistern seit dem 2. Weltkrieg hätte vielleicht für manche Wählerinnen und Wähler großen Charme.

Vielleicht überholt Yasemin Breilmann, stellvertretende Vorsitzende des Stadtverbandes, darum intern auch Michael Schneider. Der Familienvater aus dem Stadtverbands-Vorstand, Pressesprecher des Dortmunder Gesundheitsamtes, war schon mal hoch gehandelt in der Union vor Ort, ist bis heute als Vorstandsmitglied anerkannt in der Partei, sympathisch und kompetent. Aber bisher wollte er wohl nicht als Bürgermeisterkandidat antreten. Ob das so bleibt, ist offen. Stadtverbands-Chef Carsten Papp hingegen ist eher als ruhiger Vertreter bekannt. Die Angriffslust, die es in der Opposition braucht, ist von ihm kaum zu erwarten.

Grüne: Nachwuchs oder Geheimtipp?

Timo Eismann (l., Grüne) und Jonas Ehm (CDU) 2022 in der Agora nach einer Ausschusssitzung. Eismann ist eine der Nachwuchs-Hoffnungen der Grünen.
Timo Eismann (l., Grüne) und Jonas Ehm (CDU) 2022 in der Agora nach einer Ausschusssitzung. Eismann ist eine der Nachwuchs-Hoffnungen der Grünen. © Verena Schafflick (2022)

Bleiben die kleineren Parteien. Bei den Grünen, die in den vergangenen Jahren Stimmenzuwächse und zweistellige Werte bejubeln konnten, könnte nach Manfred Fiedler im Jahr 2020 ein jüngeres Gesicht in den Vordergrund rücken. Oder es macht ein Geheimtipp, der ebenfalls 2020 schon mal höher gehandelt wurde.

Timo Eismann, geschult im Kinder- und Jugendparlament, ist in den vergangenen Jahren vorgerückt. Er ist Vorsitzender des Ausschusses für Klima- und Umweltschutz und leitet die Sitzungen trotz seiner erst 22 Jahre sehr kompetent und souverän. Ein großes politisches Talent, engagiert für Fridays for Future und das Umweltpunkt-Projekt im Callo-Haus, Student und der vermutlich stärkere Kandidat als der tapfere und eloquente Nils Stennei, der für den Bundestagswahlkampf aufgestellt wurde. Co-Fraktionsvorsitzender Holger Schelte arbeitet viel im Hintergrund, aber ist bisher nicht so sehr in die Offensive gegangen.

Ein Geheimtipp könnte Thomas Krämerkämper sein. Der Henrichenburger ist seit Jahren im BUND-Landesvorstand aktiv, kennt sich durch das Engagement dort in verwaltungs- und planungsrechtlichen Fragen besser aus als alle anderen. Aber er soll wohl schon für die Wahl 2020 die Kandidatur intern abgelehnt haben. Eine echte Chance hätte ein grüner Kandidat wohl auch nur, sollten sich Wahlgemeinschaften aus den kleinen Parteien ergeben.

Tom-Jonas Roehl, stellvertretender Stadtverbandsvorsitzender der FDP.
Tom-Jonas Roehl, stellvertretender Stadtverbandsvorsitzender der FDP. © FDP

Ob die FDP einen Kandidaten aufstellen würde, ist offen. Nils Bettinger sagte schon, dass er nicht wieder antritt. Tom Roehl, der zweite Aktivposten der Liberalen in der Kommunalpolitik, wäre dessen logischer Nachfolger. Der Jura-Student (22) stieg erst kürzlich in den Landesvorstand der Jungen Liberalen auf und bringt sich immer wieder selbst produktiv in Rats- und Ausschussdebatten ein.

Eigene Kandidaten von Linken, FWI und UBP sowie von „Die Partei“ sind kaum zu erwarten. Die AfD spielt in Castrop-Rauxel kommunalpolitisch keine Rolle.