
© Karsten Wickern
Bürgermeister Kravanja: Meine Tochter fragt, ob die Bomben bis zu uns reichen
Krieg in der Ukraine
Castrop-Rauxels Bürgermeister Rajko Kravanja hat bei der Friedens-Demo vor rund 800 Teilnehmern Putin ein „Nein!“ entgegen geworfen. Er sprach auch über das, was Kinder bei uns denken.
Rund 800 Teilnehmer bildeten einen Kreis um den Reiterbrunnen. Sie versammelten sich nach einem Aufruf der Parteien in Castrop-Rauxel, sich an einer Kundgebung für den Frieden zu beteiligen. Von Castrops Marktplatz aus ging ein klares Signal: Wir stehen in Blau und Gelb mit unseren Farben für die Menschen und den Frieden in der Ukraine ein.
Bürgermeister Rajko Kravanja hielt auf der rund 20-minütigen Veranstaltung eine Rede. Wir zeigen sie im Video und haben die zentralen Aussagen notiert:
Es ist ein gutes Zeichen, dass wir hier vereint stehen. Ich freue mich, auch wenn freuen sicher der falsche Ausdruck ist. 75 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg suchen heute Menschen Schutz in Kellern und U-Bahn-Schächten. Es bringen Männer ihre Frauen und Kinder an die Grenze und gehen dann kämpfen. Es fragen Kinder, ob die Bomben auch bis zu uns reichen, so meine Tochter mit ihren fünf Jahren.
Wo macht das Machtstreben eines rückwärtsgewandten Anhängers der Sowjetunion Halt? Wir sagen an dieser Stelle: Bis hier hin und nicht weiter. Nein! Das ist das Zeichen, das von hier heute Abend ausgehen soll. Hier und heute ist unsere Grenze erreicht. Nicht die Grenze der EU, es ist die Grenze von Frieden, Freiheit und Freundschaft.
Castroper Demo für Frieden in der Ukraine
„Wenn Europa zusammenhält, sind wir stark“
Es ist das Recht auf Leben, das hier verteidigt wird. Waren wir zu blauäugig? Ich glaube ja. Blind ist die EU viel zu oft, wenn es darum geht, was interne Grenzen angeht, was nationale Interessen angeht. Es ist eine Zeitwende, und eines wird klar: Dass Lösungen nur gemeinschaftlich zu finden sind. Wenn Europa zusammenhält, sind wir stark und können allen Äußeren die Stirn bieten.
Während der Angriffskrieg in der Ukraine tobt, Angriffsziele fallen, Nachrichten gefälscht werden, die Linien sich enger ziehen, stehen wir hier: Jeder von uns kann helfen, auch heute, auch hier. Aufstehen, Zeichen setzen kann jeder! Wir als Stadt organisieren die Hilfe nun zusammen mit unserer polnischen Partnerstadt Nowa Ruda.
Danke an Kirchengemeinden, Caritas, DRK, Flüchtlingshilfe, alle, die hier sind. Uns erreichen unfassbar viele Angebote für Wohnungen und Unterkünfte. Es ist gut, wenn wir Menschen aufnehmen und ihnen hier neue Sicherheit bieten können.
Gerade in unserem 60. Jubiläum als Europastadt Castrop-Rauxel sind wir Freiheit, Frieden und Freundschaft verpflichtet und in den Farben vereint. Wir stehen hier, damit Putin sich zurückziehen muss. Wir stehen an der Seite der Menschen der Ukraine. Wir sind gegen den Krieg. Danke, dass Sie heute Abend hier sind.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
