„Ab zur Tante!“ statt Adventszelt in der Altstadt Bubi Leuthold führt Tradition an neuem Ort fort

Adventszelt-Aus: Bubi Leuthold veranstaltet im Dezember „Ab zur Tante!“
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„Letztendlich hat uns Corona geschafft.“ Das sagt Franz-Josef „Bubi“ Leuthold. Als er nach Weihnachten 2022 mit dem Team das Adventszelt abbaute, da stand schon so gut wie fest: Das war es mit „Ab ins Zelt“, einer Institution seit 2002, die für Castrop genauso stand wie „Castrop kocht über“. Ein Event, das Strahlkraft hatte, das die Leute in die Altstadt zog. Abend für Abend.

Doch wer gedacht hat, mit dem von der Stadt verkündeten Ende des Adventszelts in bisheriger Form wäre auch das Ende des satirischen Adventskalenders gekommen, der täuscht sich. „Ab zur Tante!“ heißt es ab dem 1. Dezember 2023 jeden Tag im Biergarten von „Tante Amanda“.

Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärte Leuthold am Mittwoch (27.9.), wie es zu der Entscheidung kam, den Marktplatz zu verlassen. Zwei Jahre mit einem dicken Minus im fünfstelligen Bereich ließen ihn umdenken. „Wir sind darüber gar nicht sauer“, sagte er jetzt. „Aber es wäre ja schade, wenn diese Idee von Fred Ape, Peter Breuer und mir von vor 21 Jahren nicht weitergeführt würde.“

Dafür habe er in Westerfilde, direkt an der Stadtgrenze zu Frohlinde und Schwerin, perfekte Bedingungen. „Die Künstler klopfen bei uns an, wie es in diesem Jahr aussieht. Sie und wir finden unsere Idee von einst weiterhin gut.“ Die Infrastruktur sei dafür schon vor Ort: Ausschank, Toiletten, Grills, Bühne, Technik und viel Platz. „Hier ist das Risiko minimal“, sagt Bubi Leuthold, der sich wiederkehrende Kosten für die Zeltmiete von weit über 50.000 Euro sparen kann.

Jeden Abend Programm bei Tante Amanda

Dafür hat er jetzt vor der eigenen Haustüre investiert: Er hat zum Beispiel im angrenzenden Bereich des Biergartens zwischen Wohnhaus und Gastronomie für die Bühnentechnik und -regie eine große Fläche gepflastert. Für die „Festwochen“ werde er jeden Tag Programm anbieten. Der Unterschied: Es wird vorher klar sein, wer an welchem Abend auftritt.

Die Komödianten sind vielen Zeltgängern bekannt. Noch will er nicht zu viel verraten, aber Bruno „Günna“ Knust zum Beispiel werde darunter sein, die Pottrosen, René Steinberg und viele derer, die Jahr für Jahr im Zelt zu sehen waren.

Ingo Böhmer (v.l.) von der Werbeagentur zusammen mit Bürgermeister Rajko Kravanja, Frank und Leon Philipp sowie Stadtmarketing-Chef Jens Langensiepen. Gemeinsam haben sie ein neues Konzept für den Castroper Weihnachtsmarkt gefunden.
Ingo Böhmer (v.l.) von der Werbeagentur zusammen mit Bürgermeister Rajko Kravanja, Frank und Leon Philipp sowie Stadtmarketing-Chef Jens Langensiepen. Gemeinsam haben sie ein neues Konzept für den Castroper Weihnachtsmarkt gefunden. © Stadt Castrop-Rauxel

Und an den Wochenenden werde es Musik geben: Seven Cent, die Florians, die Kellerband und mehr. Ebenfalls ein Line-Up, das man vom Adventszelt kennt. Das Programm reicht vom 1.12. bis zum 31.12. Inklusive dem Frühschoppen am Heiligabend und einer Silvesterparty.

500 bis 600 Leute fasse der Biergarten, den er dafür weihnachtlich schmücken will. Rund 300 Quadratmeter seien überdacht. Dazu sollen ein paar Hütten das Weihnachtsmarkt-Ambiente herzaubern. Und dass man dann in der Nachbarstadt Dortmund ist, das sehe er nicht so eng: „Es ist ja nicht weit von Frohlinde“, so Leuthold.

Wird es ein Wettbewerb der Bühnen?

Konkurrenz also zum „Castroper Weihnachtsdorf am Reiterbrunnen“ vom Stadtmarketing und Frank Philipp, dem Gastronom und Schausteller aus Henrichenburg? „Frank Philipp und ich, wir verstehen uns super. Er macht gut, was er macht. Wir machen das freundschaftlich, sind beide Profis und erzählen dem andere auch, was er vor hat.“ Für den Kollegen sei das in Ordnung gewesen.

Und was sagt der? Frank Philipp erklärt, der neue Plan sei „in mehreren Gesprächen“ entstanden. Bei Bubi sei der Gedanke gereift, nicht mehr teilzunehmen. „Dann haben wir überlegt, was wir machen können.“ Nur die Scheune aufstellen? „Wir waren der Meinung, dass das im ersten Jahr vielleicht noch klappt, aber dann im Laufe der Jahre weniger attraktiv würde. Dann fiel die Entscheidung, dass wir mit dem Haus Hölter den Part übernehmen, den sonst das 1910 und Tante Amanda übernommen haben“, so Frank Philipp am Mittwoch.

Und zur Frage nach der Konkurrenz sagt der Gastronom: „Wir sind da im Reinen miteinander. Ich sehe es nicht als Problem, dass das gleichzeitig stattfindet. Wir haben die öffentliche Fläche im Stadtkern, ein kleines Weihnachtsdorf mit frei zugänglichem Programm. Er wird seine Kunden haben, wir unsere. Das wird sich nicht beißen.“

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