Das Brücken-Drama von Bladenhorst Behörden-Zoff um vermeintlichen Neubau wie in den 60ern

Neubau auf dem Stand der 60er? Behörden-Zoff um Bladenhorster Brücke
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Der Rhein-Herne-Kanal wird verbreitert. Bald wird die Großbaustelle nach Castrop-Rauxel vorrücken. Am Westring hinter dem Schloss Bladenhorst muss eine Brücke abgerissen und dann neu gebaut werden. Aber der städtische Wunsch, die Brücke dann mit einem vernünftigen Rad- und Fußweg auszustatten, wird wohl nicht umgesetzt. Das bringt Castrop-Rauxeler auf die Palme, und es wirkt wie eine schreckliche Episode deutschen Bürokratismus‘.

Jüngst regte sich Thorsten Werth-von Kampen darüber auf. Und der ist nicht irgendwer: Er ist Vize im EUV-Stadtbetrieb und kennt die Art, wie Behörden arbeiten und wie Planverfahren laufen aus dem Effeff. Aber es hielt ihn nicht davon ab, öffentlich aufzuschreien.

„Das Wasserstraßenneubauamt“, motzte er kürzlich im Ausschuss für Klima- und Umweltschutz, „hat sich immer unwillig gezeigt, den Wunsch aus der Stadt in einem Planänderungsverfahren einzubringen. Die Stadt hat nie locker gelassen, hat auch einen weiteren Vorschlag eingebracht, in dem wir forderten, nach dem Rückbau einer Behelfsbrücke für die Zeit des Umbaus die Widerlager für eine eigene schmale Brücke nutzen zu können. Das Amt teilt uns nun aber mit, dass für beide Vorschläge keinerlei personellen Ressourcen vorhanden seien. Das ist die ernüchternde Tatsache.“

So baue man nun eine neue Brücke anstelle der alten, die zwar nach neustem Stand der Technik, aber im Prinzip genauso wieder hergerichtet wird wie die alte. Schmal, ohne Möglichkeiten für einen gesonderten Fuß- und Radweg. Ohne Rücksicht auf eine Verkehrswende, die schon läuft, aber politisch immer weiter unterfüttert werden soll.

EUV-Vize Thorsten Werth-von Kampen
EUV-Vize Thorsten Werth-von Kampen © Tobias Weckenbrock

Kosten kämen auf die Stadt zu

Das zuständige Amt erklärt auf Anfrage unserer Redaktion dazu: „Die Überlegungen der Stadt Castrop-Rauxel sind dem Wasserstraßen-Neubauamt Datteln seit dem Beginn der Planungen im Jahr 2008 bekannt. Sie wurden vom WNA Datteln untersucht und mit der Stadt 2009 erörtert.“ Dabei sei auf die „rechtlichen Regelungen im Kreuzungsrecht im Wasserstraßengesetz hingewiesen“ worden, „wonach es beim Verlangen Dritter in Ausbaumaßnahmen zu einer Kostenbeteiligung kommt“, so Dirk Bölling.

2014 und 2021/22 habe die Stadt erneut die Initiative gesucht. Aber erst habe sie 2014 in einem Erörterungstermin ihre Initiative zurückgezogen. Auch hier der Grund: die selbst zu tragenden Kosten. Die Initiativen 2021 und 2022 seien ein Eingriff in den Planfeststellungsbeschluss von 2018. Im Februar 2023 habe das WNA das der Stadt erneut erläutert, erklärt Bölling.

Die Brücke am Westring ist für Radfahrer und Fußgänger nicht optimal. Aber wenn sie abgerissen und neu gebaut wird, wird sie Stand jetzt wieder genauso schmal werden.
Die Brücke am Westring ist für Radfahrer und Fußgänger nicht optimal. Aber wenn sie abgerissen und neu gebaut wird, wird sie Stand jetzt wieder genauso schmal werden. © Volker Engel (2016)

„Sicher kann man fragen, warum wir als Stadt nicht schon vor 15 Jahren die Forderung aufgestellt haben. Das ist aber müßig“, sagt Thorsten Werth-von Kampen. „Hier zeigt sich aus meiner Sicht, wie unflexibel der Bund mit seinen Planungen umgeht und wie wenig der Bund in der Lage ist, sich auf Veränderungen in der Gesellschaft und neue Herausforderungen einzustellen.“

Es wäre „aus unserer Sicht einfach möglich gewesen, seitlich der Brücke etwas anzubringen, ohne die Statik zu gefährden. Aber das Amt ist dazu nicht bereit, wir können damit keinen Lückenschluss des Radwegs herstellen“, so Werth-von Kampen. „Es kommt die gleiche Standardbrücke auf dem Stand der 60er-Jahre wieder hin.“

Vereinbarung zu neuer Prüfung

Die Behörde eröffnet irgendwie doch noch eine Option. Darum ist nicht ganz klar, ob das letzte Wort schon gesprochen ist. Bölling sagt: „Als mögliche Lösung wurde einvernehmlich die Prüfung einer vom Neubauprojekt Bladenhorster Brücke unabhängigen Radwegebrücke durch die Stadt Castrop-Rauxel vereinbart.“ Fest steht aber schon: Es wird für die Stadt nicht kostenlos.

Der Rhein-Herne-Kanal wird insgesamt verbreitert, damit hier größere Kanalschiffe verkehren können. Jede Brücke muss deshalb abgerissen und neu gebaut werden.
Der Rhein-Herne-Kanal wird insgesamt verbreitert, damit hier größere Kanalschiffe verkehren können. Jede Brücke muss deshalb abgerissen und neu gebaut werden. © Volker Engel (2016)