Eine Siebmaschine auf dem Ecosoil-Gelände in Bochum.

© Nora Varga

Ecosoil kontert Kritik aus Castrop-Rauxel: „Verkehr belastet Merklinde kaum“

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Die Ansiedlung von Ecosoil an der Stadtgrenze von Castrop-Rauxel sorgt für riesigen Protest. Nun meldet sich der Unternehmens-Chef zu Wort. Er sagt: So schlimm wird es gar nicht werden.

Merklinde

, 13.09.2021, 17:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Bodenaufbereiter Ecosoil will an die Stadtgrenze von Castrop-Rauxel ziehen, nahe Merklinde auf das alte Gelände der Styropor-Firma Philippine. Die Ansiedlung sorgt für jede Menge Widerstand in der Bevölkerung. Nachbarn, Stadtteil-Vereine und auch die Stadt Castrop-Rauxel gehen mit Demos und rechtlichen Schritten gegen den Umzug vor.

Bisher liegt die Bodenbehandlungsanlage von Ecosoil in Bochum-Riemke. Wenn es nach Geschäftsführer Hans-Hermann Hüttemann ginge, wäre das auch so geblieben: „Wir gehen nicht freiwillig weg.“ Der Nachbar Lidl will ein Verteilzentrum bauen und braucht mehr Platz. Der Pachtvertrag von Ecosoil läuft also aus. Der Standort an der Stadtgrenze zu Castrop-Rauxel sei gut für die Bodenaufbereitung geeignet, da viel Infrastruktur von Philippine übernommen werden könne.

Aber was heißt Bodenbehandlung eigentlich? Ecosoil bekommt den Aushub aus Baugruben oder die Böden von Brachflächen geliefert. Dabei handelt es sich nach Angaben von Ecosoil aber nicht um Böden, in denen Giftstoffe oder Schwermetalle stecken. Bei Ecosoil gehe es vielmehr darum, Steine, Wurzeln und Bauschutt von wertvoller Erde zu trennen. Etwa 80-100 Lkw kommen am Tag und bringen die verunreinigte Erde.

Der Standort, der jetzt nach in Bochum-Riemke steht, soll nach Bochum-Gerthe umziehen.

Der Standort, der jetzt nach in Bochum Riemke steht, soll nach Bochum Gerthe umziehen. © Nora Varga

Für die Erde geht es dann durch verschiedene mechanische Trennverfahren. Wer zwei Stoffe trennen will, kann dies auf unterschiedliche Art tun: chemisch oder mechanisch. Das einfachste Beispiel für eine chemische Trennung ist das Verkochen von Salzwasser, um Salz und Wasser voneinander zu trennen.

Siebt man dagegen kleine Steinchen und Sand, um beides zu trennen, spricht man von mechanischer Trennung. Genau das wird bei Ecosoil gemacht, nur mit riesigen Sieben und Förderbändern.

98 Prozent Wiederverwertung

Am Ende der Trennverfahren stehen dann wieder brauchbare Baustoffe. Standortentwicklerin Anna Neumann: „Von den Materialien, die hier ankommen, können am Ende 98 Prozent wiederverwertet werden.“ Die Böden und Baustoffe werden entweder zu weiteren Verarbeitern gegeben oder gehen direkt wieder auf Baustellen im Ruhrgebiet. Eine der Weiterverarbeitungen liegt schon heute in Castrop-Rauxel. Im Recycling-Centrum-Castrop in Ickern werden Bauschutt oder Holzreste aufbereitet.

Am Ende der Siebverfahren stehen wieder Baustoffe mit unterschiedlicher Körnung. Von feiner Erde bis zu groben Steinen wird alles wiederverwertet.

Am Ende der Siebverfahren stehen wieder Baustoffe mit unterschiedlicher Körnung. Von feiner Erde bis zu groben Steinen wird alles wiederverwertet. © Nora Varga

Gegen die Ansiedlung von Ecosoil gibt es in Merklinde massiven Protest. Die Anwohner fürchten mehr Verkehr und Belästigung durch Lärm und Staub. Geschäftsführer Hans-Hermann Hüttemann: „Ich kann nicht leugnen, dass wir Verkehr verursachen.“

Dennoch sei man von 200 Lkw täglich weit entfernt. Höchstens an Spitzentagen werde es so viel Verkehr geben, verspricht Hüttemann. Außerdem würde die Anlage, laut Hans-Hermann Hüttemann, den aktuellen Plänen zufolge vor allem aus Bochumer Richtung angefahren. Die Lkw würden größtenteils also nicht durch Merklinde fahren.

Lärmschutzwände und Sprinkler

Was Staub und Lärm angeht, möchte das Unternehmen nach eigenen Angaben Vorkehrungen treffen. Standortentwicklerin Anna Neumann zeigt uns bei einem Rundgang eine Bewässerungsanlage, die den Staub an heißen Tagen binden soll. Der ohrenbetäubende Lärm der Rüttelmaschinen soll mit Lärmschutzwänden abgefangen werden.

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Klagen gegen die Ansiedelung bringen Geschäftsführer Hüttemann nach eigener Aussage nicht aus der Ruhe: „Wir machen es, wie man es machen muss.“ Es brauche zwar noch einige Gutachten und das Okay der Bezirksregierung, aber man sei optimistisch. Auch die Erschließung über die Gerther Straße stellt in den Augen von Ecosoil kein Problem dar. Schließlich sei auch Philippine von Lastern beliefert worden. Hüttemann: „Bis hierhin hat es auch funktioniert.“

Dennoch wolle man den Kritikern entgegenkommen. Der Geschäftsführer kann sich gut vorstellen, auf einer Informationsveranstaltung den Betrieb und die Planungen für den Standort vorzustellen.

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