Die Probleme im Einzelhandel sind offenkundig: Geschäftsschließungen, verkürzte Öffnungszeiten, Personalentlassungen. Diese Entwicklung hat auch vor der Floristikbranche nicht Halt gemacht. Gärtnermeister Rüdiger Melzner hat jetzt die Reißleine gezogen.
„Wir haben unser Geschäft auf eine Bestellfloristik umgestellt“, erklärt er. „Das heißt, dass wir ganz gezielt für einzelne Bestellungen einkaufen. Unsere Kunden erhalten dadurch eine höhere Frischequalität.“
Sträuße nach Vorbestellung
Melzner erläutert sein Angebot: „Wir machen schon noch Blumensträuße, zum Beispiel für Geburtstage. Die Sträuße müssen einen Tag vorher bestellt werden und können dann abgeholt werden. Wir müssen somit nicht dauerhaft eine Riesenauswahl an Schnittblumen vorhalten. Es handelt sich schließlich um eine verderbliche Ware, die man nicht 14 Tage in einer Vase stehen lassen und dann verkaufen kann.“
Ein weiteres Standbein des neuen Geschäftsprofils ist die Trauerbinderei und Floristik für den Friedhof. Kleine Blumenschalen und Grabgestecke sind weiterhin im Ladenlokal am Eichenweg vorrätig. Hier hat sich einiges verändert. Die zahlreichen Vasen mit frischen Schnittblumen haben Platz gemacht für einen ansprechenden Beratungsbereich.
Dazu Rüdiger Melzner: „Hier sollen Kunden kompetent und umfassend zu den Themen Trauerfloristik, Grabpflege, Grabmale und Bestattungen beraten werden. Kleine Grabgaben und Kerzen sind außerdem zu den morgendlichen Bürozeiten erhältlich.“ Ein paar Meter weiter, am Eingang zum Waldfriedhof, ergänzt eine Grabmalausstellung den Beratungsumfang.
Verändertes Kundenverhalten
Warum die Profilschärfung und Umgestaltung Anfang dieses Jahres? Laut Rüdiger Melzner hat sich das Kaufverhalten der Kunden verändert: „Die Kaufzurückhaltung hat erheblich zugenommen. Beispielsweise werden die Blumensträuße, die sonst traditionell am Wochenende mit nach Hause genommen wurden, heute mehr beim Discounter an der Kasse gekauft. Natürlich haben auch die gestiegenen Preise ihren Teil dazu beigetragen.“

Das Problem zieht sich bundesweit durch die ganze Floristikbranche, wie der Rauxeler Gärtnermeister aus Gesprächen mit Berufskollegen weiß. Und auch in Castrop-Rauxel spiegelt sich diese Entwicklung wider: „Wir beobachten veränderte Öffnungszeiten. Es gibt Blumenhändler, die teilweise nur noch halbtags geöffnet haben“, so Melzner.
Das neue Geschäftsmodel von Blumen Melzner bedeutet einen erheblichen Einschnitt in der langen Geschichte des Rauxeler Familienbetriebs. Der inzwischen verstorbene Erwin Melzner gründete den Betrieb als Garten- und Landschaftsbaubetrieb im Jahr 1964 am Eichenweg in Rauxel.
Traditioneller Familienbetrieb
Im Jahre 1989 übernahm Sohn Rüdiger den Betrieb, in dem auch seine Frau Andrea mitarbeitet. Sie deckte bisher den normalen floristischen Bereich ab. Melzner selbst konzentriert sich auf den Friedhofsbereich. Tochter Ann Kathrin, gelernte Friedhofsgartenmeisterin, arbeitet teilweise eigenverantwortlich im Betrieb mit, sowohl auf dem Friedhof als auch im Beratungsbüro.
Seit Jahren ist der rührige Gärtnermeister aktives Mitglied im Arbeitskreis „Friedhofsinnovationen“ auf Bundesebene. In dieser Funktion ist der 59-Jährige stets vertraut mit den neuesten Trends auf dem Gebiet.
Davon profitiert auch der Waldfriedhof. Für das von Melzner initiierte Naturbestattungsfeld „NaturRuh“ erhielt sein Betrieb im Jahr 2018 den Bundesinnovationspreis des Wirtschaftsministeriums.
Trübe Aussichten für Floristikbranche
Weniger positiv sieht Rüdiger Melzner die Zukunft der Floristikbranche. Als Vertreter der Friedhofsgärtner im „Ausstellungsbeirat der Bundesgartenschau“ weilte er kürzlich in Mannheim, wo die diesjährige Bundesgartenschau stattfinden wird. Im Gespräch mit dem Floristenvertreter bestätigte dieser, dass es bundesweit ein Blumenladensterben gibt.
„Wenn man sich die Ausbildungszahlen in ganz Deutschland anschaut, wird einem Angst und Bange. Außer in Bayern und Baden-Württemberg sind die Ausbildungszahlen im freien Fall“, berichtet der Rauxeler.
Es scheint, dass Rüdiger Melzner mit dem neuen Geschäftskonzept die richtige Entscheidung getroffen hat, um für die Zukunft gerüstet zu sein.
Das Beratungsbüro von Blumen Melzner, Eichenweg 20, ist von Montag bis Freitag in der Zeit von 9 bis 13 Uhr geöffnet.
Die Beratungsstelle in Henrichenburg ist dienstags von 9 bis 12 Uhr und donnerstags von 15 bis 18 Uhr geöffnet.
Öko-Friedhof in Castrop-Rauxel: Debatte um mehr Nachhaltigkeit erreicht die Ruhestätten
Volkstrauertag in Castrop-Rauxel: Gedenken an Flüchtlinge, Kriegsgefangene und Corona-Tote