In der Castroper Boutique Bini Moden hängen Strickjacken, Blusen und Pullover farblich sortiert und aufeinander abgestimmt. Seit 46 Jahren arbeitet Marie-Luise Güthoff bei Bini Moden. Vor 30 Jahren hat sie „die Bini“, wie die Boutique liebevoll genannt wird, von Rainer Schmidt übernommen und ist seitdem dort mit ihrer Tochter Kerstin Güthoff (58) tätig. Am Dienstag hat Marie-Luise Güthoff ihren 80. Geburtstag gefeiert, aber ein Ende sei nicht in Sicht, erzählt sie.

Wer ist „Frau Bini“?
„Ich liebe einfach die Menschen“, sagt Marie-Luise Güthoff. Viele ihrer Stammkunden kenne sie auch privat und wisse sogar, was sie im Kleiderschrank haben. So könne die Beratung noch persönlicher sein, denn das zeichne das Geschäft aus. Neben der Beratung in Stil-Fragen legen Marie-Luise Güthoff und Kerstin Güthoff einen großen Wert auf das Miteinander zwischen Kundinnen und Verkäuferinnen, sagen sie.
Marie-Luise Güthoff und Kerstin Güthoff betreiben die Boutique in Castrop-Rauxel nur zu zweit, aber es funktioniere trotzdem gut, erzählen sie. Beide arbeiten schon viele Jahre in der Modebranche und so soll es zunächst auch bleiben. Die 80-Jährige würde noch bei Bini Moden arbeiten, wenn sie nur im Rollstuhl vorne an der Tür säße, scherzt sie.
„Der Laden ist der Grund, warum meine Mutter noch so fit ist“, erklärt Kerstin Güthoff. Ihren 80. Geburtstag habe Marie-Luise Güthoff natürlich wie jeden anderen Tag im Geschäft verbracht. Kein Wunder, dass viele Kunden sie nur als „Frau Bini“ kennen und ihren echten Namen nicht wissen.


Gegen den Online-Handel
Viele kleine Geschäfte haben in den letzten Jahren angefangen Online-Handel zu betreiben, um mit den großen Unternehmen mithalten zu können und ihre Kunden nicht zu verlieren. Die Menschen sind bequemer geworden und fahren immer seltener in die Innenstädte, um beispielsweise Kleidung zu kaufen, weil sie es sich ganz einfach nachhause liefern lassen können.
Marie-Luise Güthoff und ihre Tochter verzichten ganz bewusst darauf, die Kleidungsstücke von Bini Moden im Internet anzubieten und zu verschicken. Das habe vor allem den Grund, dass ihre Kunden nicht die Zielgruppe für Online-Shopping seien. „Unsere Kunden wollen den persönlichen Kontakt“, erklärt Marie-Luise Güthoff, „manche Menschen kommen nur herein um kurz Hallo zu sagen und zu plaudern.“

Zudem lehnen die beiden Verkäuferinnen den immer populärer werdenden Online-Handel ohnehin ab. Die vielen Leerstände in der Altstadt seien das Resultat dessen. Frau Bini und ihre Tochter seien immer Fans von Castrop gewesen. Nach und nach werde die Stadt aber immer erdrückender.
An das Aussterben der Altstadt glauben sie trotzdem nicht. „Ich persönlich habe keine Angst davor, dass der Einzelhandel komplett verschwindet“, sagt die 80-Jährige bestimmt, „vielleicht sind die Leute das Internet mal Leid.“
