
© Christian Püls
Bekannter Sex-Rastplatz im Ruhrgebiet: Realität oder bloß moderne Sage?
Autobahn A42
Der Rastplatz Lusebrink an der Autobahn A42 gilt als Sex-Treffpunkt – besonders für Schwule. Oder ist das bloß eine „urban legend“? Eine Vor-Ort-Recherche in Castrop-Rauxel gibt Aufschluss.
Die Recherche zu dieser Geschichte beginnt im Internet: Der Rastplatz Lusebrink an der Autobahn 42 gilt als Sex-Treffpunkt. Aber stimmt das nun oder ist das bloß eine moderne Sage?

Der Autobahn-Rastplatz Lusebrink (oben) ist seit Jahren berüchtigt. Dort wird immer wieder von Treffen Homosexueller gesprochen, die sich dort zum Geschlechtsverkehr verabreden. Gerüchte um den Parkplatz in der Gegenrichtung der A42 (Holthauser Bruch, unten) bestätigten sich bei unserer Recherche nicht. © RVR 2019 Aerowest / Meixner
Deutliche Hinweise im Internet
Die Google-Suche „Parkplatzsex Castrop-Rauxel“ liefert verschiedene Hinweise auf recht eindeutige Seiten. Doch teils sind die Einträge alt, teils widersprechen sie sich. Am Parkplatz an der Abfahrt Castrop-Rauxel-Bladenhorst sollen sich heterosexuelle Paare und sogenannte „Solo-Herren“ treffen. Auch vereinzelte Frauen wollen scheinbar auf diesen Ort hinweisen. Über den Rastplatz Holthauser Bruch (Fahrtrichtung Dortmund) heißt es auf einer Seite lapidar: „Viele Kerle, wenig Frauen.“
Die (mit deutlichem Abstand) meisten aktuellen Hinweise gibt es zum Rastplatz Lusebrink an der A 42 in Fahrtrichtung Duisburg. Ein Straßenstrich mit weiblichen Prostituierten, sagen ältere Hinweise. Am häufigsten wird der Lusebrink jedoch als Sex-Treffpunkt homosexueller Männer genannt. Sogar eine Straftat, bei der ein Mann laut Anklage seinen Sohn zum Sex anbot, ist von hier bekannt.
Wir steuern alle drei genannten Parkplätze zunächst bei Tageslicht an, um uns einen ersten Eindruck zu verschaffen. Später kehren wir noch mal zurück.
Erster Besuch an einem milden Frühlings-Vorabend
Ein Freitagabend im März, 16 Grad, Sonnenschein. Gegen 18 Uhr sind die Lkw-Stellplätze am Lusebrink voll. Weiter hinten, bei den Pkw, stehen mehr als ein Dutzend Fahrzeuge. Möglicherweise Pendler, denn der Parkplatz ist menschenleer; bis auf einen augenscheinlichen Fernfahrer, der sich gerade die Beine vertritt.

Der Rastplatz Lusebrink in Fahrtrichtung Duisburg ist gegen 18 Uhr nahezu menschenleer. Drei Stunden später soll sich hier ein ganz anderes Bild ergeben. © Christian Püls
Auf zur anderen Seite der A 42, Rastplatz Holthauser Bruch: Dort finden sich ebenfalls volle Lkw-Stellplätze. Bei den Autos ist es etwas leerer als in der Gegenrichtung. Am Tisch vor dem Toilettenhäuschen nehmen mehrere Fernfahrer gerade ihr Abendessen ein. Mehr ist nicht zu beobachten.
Am Parkplatz in der Nähe der Abfahrt Bladenhorst finden sich um diese Zeit ausschließlich Hundehalter, die ihre Vierbeiner Gassi führen. Und einige Menschen mit Nordic-Walking-Stöcken.
Drei Stunden später: Ein Parkplatz hat sich gefüllt
Gegen 21 Uhr fahren wir im Dunkeln dieselbe Route nochmal – und erleben eine Überraschung: Auf dem Rastplatz Lusebrink stehen nun deutlich mehr Fahrzeuge als noch vor drei Stunden. Diesmal tummeln sich mehrere dutzend vornehmlich junge Männer zwischen den Autos. Frauen sind nur vereinzelt zu sehen.
Die Männer stehen zu zweit, zu dritt oder in Grüppchen zusammen. Es wird geredet, geraucht, getrunken. Alles mögliche, typische Flaschen sind nicht zu sehen. Masken werden kaum getragen. Wir bleiben deswegen auf Distanz. Über was sie sprechen, ist von weitem nicht zu hören. Mühelos lässt sich jedoch feststellen: Irgendetwas geht am Lusebrink vor sich. Aber was?
Manche Dinge lassen sich schnell ausschließen: Der Rastplatz ist nicht so voll, weil gerade ein Musikfestival oder ein Bundesligaspiel in der Nähe bevor steht. Ist nicht wegen Corona. Ebenso wenig findet hier ein spontanes Auto-Tuner-Treffen statt. Die meisten Fahrzeuge sind unauffällig, eher durchschnittlich.
Männer verschwinden im Wald
Hin wieder verlassen einige Männer den Parkplatz in Richtung eines dahinter liegenden Waldstücks. Sie verschwinden dort in der Dunkelheit. Möglicherweise ein Drogen-Umschlagplatz? Oder tatsächlich ein Sex-Treffpunkt? Irgendwas passiert hier. Aber was genau, wird nicht klar. Ein Transporter parkt in der Nähe und nimmt uns die Sicht.

Am Parkplatz nahe der Abfahrt Bladenhorst finden sich lediglich Hundebesitzer und Nordic Walker. Am späteren Abend ist er völlig verwaist. © Christian Püls
Daher setzen wir unsere Runde fort. Am Rastplatz Holthauser Busch ist alles ruhig; es stehen nur noch vereinzelt Pkw herum, darunter die zwei baugleichen, weißen Seat mit nahezu identischen Kennzeichen, die dort schon vor drei Stunden standen. Vermutlich Fahrzeuge derselben Firma. Der Parkplatz an der Ausfahrt Bladenhorst ist inzwischen völlig verwaist.
Fazit: Der Rastplatz Lusebrink scheint nach wie vor ein Hot-Spot zu sein. Es gibt zumindest Indizien dafür, dass sich hier Schwule treffen. Die Gerüchte um die anderen beiden Parkplätze sind aber offenbar veraltet.