Rita Nowak und Daniel Petzoldt stehen mit einer Regenbogenflagge im Stadtpark.

© Jörg Müller

Beim Videodreh: Schwule und Lesben im Stadtpark angepöbelt und mit Steinen beworfen

rnChristopher Street Day

Sie wollten einen Clip für einen Ankündigungsfilm für das CSD-Fest in Recklinghausen drehen. Doch Daniel Petzoldt aus Castrop-Rauxel und seine Mitstreiter wurden in Oer-Erkenschwick angefeindet.

Oer-Erkenschwick, Castrop-Rauxel, Recklinghausen

, 08.04.2022, 17:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Daniel Petzoldt aus Castrop-Rauxel ist Vorstandsmitglied des Vereins „Vestischer Christopher Street Day“. Der Christopher Street Day (CSD), der auf schwulenfeindliche Polizeiaktionen in einer gleichnamigen Straße in der US-Metropole New York zurückgeht, ist eine Aktion von lesbischen, schwulen, bisexuellen und Transgender-Menschen (LGBT), die sich mit dem CSD-Fest und einer damit verbundenen Kundgebung samt vorherigem Demonstrationszug weltweit für die Rechte dieser Gruppen sowie gegen Diskriminierung und Ausgrenzung einsetzen.

Am 25. Juni findet wieder das CSD-Fest in Recklinghausen statt. Zur Ankündigung in den sozialen Netzwerken wollten Daniel Petzoldt (35) und seine Mitstreiter wie Rita Nowak (64) aus Recklinghausen ein Video drehen - auch im Stadtpark von Oer-Erkenschwick. Doch dazu kam es nicht.

„Situation im Stadtpark von Oer-Erkenschwick wirkte bedrohlich“

„Wir waren eine gute Handvoll Leute mit Regenbogenflaggen, darunter auch zwei Drag-Queens, und wollten am letzten Schönwetter-Sonntag im März im Stadtpark gerade mit den Dreharbeiten beginnen, als immer mehr Kinder und Jugendliche Picknick-Gruppen auf den Rasenflächen auf uns zukamen und uns anpöbelten“, berichtet Daniel Petzoldt.

Die nach und nach anwachsende Gruppe rief „Schwule raus!“ oder „Weg mit den Transen“. „Am Ende wurden wir sogar mit Steinen beworfen“, berichtet Rita Nowak und gesteht: „Die Situation wirkte auf uns sehr bedrohlich. Deshalb haben wir uns zurückgezogen und den Dreh abgebrochen.“

Staatsschutz führt bald die ersten Vernehmungen durch

Nach einigen Tagen interner Beratung haben Daniel Petzoldt und seine Mitstreiter online bei der Polizei Anzeige erstattet. „Die Anzeige ist bei uns eingegangen und die Ermittlungen laufen“, bestätigt Andreas Lesch, Sprecher der Kreis-Polizeibehörde in Recklinghausen.

Mittlerweile hat unter anderem Daniel Petzoldt schon einen Termin für eine Zeugenaussage im Recklinghäuser Präsidium. Der Staatsschutz hat sich der Sache angenommen.

Demozug vom Berliner Platz zum Stadtpark und wieder zurück

Dabei wollen es die Mitglieder des Vereins Vestischer Christopher-Street-Day aber nicht belassen. „Wir wollen gegen Schwulen-, Lesben- und Transgenderfeindlichkeit auch im Stadtpark und hoffentlich wieder bei schönem Wetter demonstrieren“, sagt der 35-Jährige – und hat die Demo schon bei der Polizei angemeldet.

Geplant ist am Sonntag, 24. April, ab 14 Uhr ein Demonstrationszug vom Berliner Platz, durch den Stadtpark in Oer-Erkenschwick und wieder zurück. Polizeisprecher Andreas Lesch bestätigt die Anmeldung, über die auch das Ordnungsamt der Stadt Oer-Erkenschwick bereits informiert worden ist.

Die offizielle „Anmeldebestätigung“, das ist eine Art „Genehmigung“, wurde aber noch nicht verschickt. Wenn die Bestätigung vorliegt, woran nach dem Versammlungsrecht kaum Zweifel bestehen, dann wird der Demonstrationszug auch von Polizeibeamten begleitet. „Allein schon wegen der Verkehrssicherung“, sagt Andreas Lesch.

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Daniel Petzoldt und seine Mitstreiter hoffen jetzt auf viele Teilnehmer bei der Demo am 24. April, für die bereits in den sozialen Medien kräftig die Werbetrommel gerührt wird.

Bürgermeister Wewers verurteilt die Pöbeleien in Oer-Erkenschwick

Bürgermeister Carsten Wewers verurteilt die Pöbeleien und spricht von einem „bedauerlichen Vorfall“. Wewers wörtlich: „Oer-Erkenschwick ist nicht schwulen- und lesbenfeindlich, sondern eine weltoffene Stadt. Wir unterstützen auch jede Aktion gegen Homophobie zum Beispiel durch das Anbringen der Regenbogenflagge am 17. Mai, der der Tag gegen Lesben- und Schwulenfeindlichkeit ist.“

Ihren Videoplan haben Daniel Petzoldt und Rita Nowak übrigens nicht aufgegeben. „Jetzt drehen wir bei der Demo – und dabei natürlich auch im Stadtpark“, kündigen die beiden Aktivisten an.