Eigentlich hätte es längst losgehen sollen an der Grimbergstraße/Ecke Bodelschwingher Straße auf Schwerin. Schon im März hätte das Back-Bistro abgerissen werden sollen, das bis Ende 2022 von Nicole Thöne dort betrieben worden war. Schon 2024 sollte auf dem Grundstück eben jenes Bistros ein vierstöckiger Neubau stehen, nach 18 Monaten Bauzeit.
Doch daraus wird nichts, denn die Krise im Neubau zieht auch in Castrop-Rauxel ihre Kreise. An der Grimbergstraße 28 rollen jedenfalls noch keine Bagger. Und das soll sich auch erstmal nicht ändern, verrät der Castrop-Rauxeler Makler Anel Kicin, der an der Realisierung des Immobilienprojekts beteiligt ist. „Wir haben uns entschieden, das Vorhaben jetzt zunächst bis Sommer kommenden Jahres ruhen zu lassen“, so der Immobilienmakler.
„Macht immer weniger Spaß“
„Es herrscht im Moment eine gewisse Unsicherheit.“ Dazu würden die in diesem Jahr gestiegenen Zinsen und Baukosten beitragen. Unter diesen Bedingungen Menschen zu finden, die gerade jetzt eine große Investition starten – das ist alles andere als einfach. Zwar sei die Hälfte der geplanten Wohnungen bereits reserviert. „Ich habe mit den Interessenten auch schon gesprochen und sie informiert“, sagt Anel Kicin. „Die meisten wollen auch weiterhin dabeibleiben.“ Aber das reiche nicht, um den Neubau zu finanzieren.

Die Kosten für den Kauf des Grundstücks, den geplanten Abriss des Back-Shops sowie die Kosten für Bauantrag und -genehmigung hätte der Dortmunder Bauherr „Flora Bauträger GmbH“ bereits übernommen. Der Neubau finanziert sich dann allerdings aus den Abschlagszahlungen der Wohnungskäufer. „Wir brauchen für mehr als 50 Prozent der Wohnungen Kaufzusagen, damit wir die Baukosten decken können“, so Anel Kicin. „Da wir den Neubau als Ganzes durchziehen wollen, hat sich der Bauherr entschlossen, momentan lieber etwas vorsichtiger zu sein und noch zu warten. Das halte ich für eine kluge Entscheidung.“
Dass man im Sommer kommenden Jahres beginnen kann, ist aktuell die Hoffnung: „Wir erwarten, dass sich die Zinssituation 2024 wieder mehr zu unseren Gunsten entwickelt und die Ausgangslage dann für alle Beteiligten vorteilhafter ist. Dann können wir das Projekt ohne zu große Kopfschmerzen angehen.“ Zu dem bundesweit verzeichneten Einbruch des Neubaus würden auch die jährlich um vier bis acht Prozent steigenden Baukosten führen. Die würden es schwer machen, überhaupt noch eine Marge zu erzielen. „Unter den Bedingungen macht es immer weniger Spaß im Moment.“
Kaufpreise sollen stabil bleiben
Das Mehrfamilienhaus auf Schwerin soll 15 Wohnungen beherbergen, jeweils mit eigenem Balkon beziehungsweise Dachterrasse und Stellplatz. Im Erdgeschoss und in den ersten beiden Etagen sollen die Wohnungen zweieinhalb und dreieinhalb Zimmer und etwas mehr als 50 Quadratmeter groß sein. In der obersten Etage sind auf jeweils 86,8 Quadratmetern drei Penthouse-Wohnungen vorgesehen.

Der Neubau ist nach klimafreundlichem KfW 40-Standard konzipiert. Geplant ist außerdem, ihn mit einer Luftwärmepumpe zu beheizen. Dazu soll eine Fußbodenheizung eingebaut werden, die aufgrund der niedrigeren Vorlauftemperatur energieeffizienter als statische Heizkörper ist. Deshalb seien die Wohnungen „ideal für Selbstnutzer oder Kapitalanleger“, so Makler Kicin. Die Kaufpreise starten bei 177.900 Euro und sollen auch nicht angehoben werden.
Castroper Altstadt: Elf Ladeneröffnungen und nur ein einziger Flop
Immobilienmarkt nach der Zinswende: Makler gibt fünf Tipps für den bestmöglichen Verkauf
Haus Bladenhorst und andere Immobilien in Castrop-Rauxel: Käufer erläutert seine großen Pläne
Nächstes Castrop-Rauxeler Geschäft dicht: Schluss für deutsch-türkisches Back-Bistro
Ein Jahr der Geschäftsschließungen droht: Jetzt sind die Castrop-Rauxeler in der Pflicht