Keine Baugenehmigung für den zweiten Bauabschnitt? Dabei sind doch die Häuser eigentlich alle baugleich im Beerenbruchviertel. Und was wird eigentlich aus den ganzen Interessenten, die hier bauen wollten? Es sind doch bestimmt viele von ihrem Kaufinteresse zurückgetreten wegen der steigenden Zinsen, oder?
Es sind nur Gerüchte, die rund um das Baugebiet in Ickern existieren, das für rund 1000 Bewohner geplant ist und damit das größte neue Wohngebiet in Castrop-Rauxel werden soll. Aber was ist dran? Sind die Termine einzuhalten? Was sagen Stadtverwaltung und die Dornieden-Gruppe, die hier Dutzende Ein- und Mehrfamilienhäuser bauen? Wir haben nachgefragt.
Zunächst antwortet die Stadt, der dieses Baugebiet natürlich wichtig ist. Maresa Hilleringmann bleibt allerdings relativ unkonkret: „Allgemein kann die Stadtverwaltung darauf hinweisen, dass die Prüfung eines Bauantrags nicht nur das Gebäude betrifft, sondern – sogar in erster Linie – das Grundstück und die Position des Gebäudes darauf einschließlich der äußeren Rettungswege, Erschließung, Abstandflächen und der Bezüge zum Nachbarn etc.“
Da die Grundstücke und die jeweiligen planungsrechtlichen Festsetzungen immer etwas unterschiedlich seien, sei jeder Fall einzeln zu prüfen – auch bei gleichen Gebäudetypen: Grundstücke seien immer individuell. „Die Prüfung einer größeren Anzahl von vergleichbaren Vorhaben ist jedoch effizienter zu organisieren“, heißt es. So könne man nicht sagen, dass es schneller gehen müsse.
Baugenehmigung für 2. Abschnitt
Thomas Bolte, Sprecher der Dornieden-Gruppe., bestätigt das: Die weitere Realisierung des Beerenbruchviertels und somit der Baustart für den zweiten Bauabschnitt hänge zwar in der Tat von der Erteilung der Baugenehmigung ab. Aber: „Wir sind im engen Austausch mit der Bauaufsicht der Stadt und erwarten die Erteilung in Kürze sowie innerhalb der von uns vorgesehenen Frist.“
So sei die Fertigstellung des zweiten Bauabschnitts bis Ende des kommenden Jahres aus seiner Sicht aktuell nicht gefährdet. „Das gesamte Quartier entwickeln wir plangemäß.“

Trotz langfristiger Lieferverträge und kostensparender Mengeneinkäufe könne man sich den Preisentwicklungen aber nicht entziehen. So sollen Kaufpreise für Häuser deutlich gestiegen* sein, heißt es gerüchteweise. „Die Verunsicherung unter den Interessenten ist relativ hoch – in der gesamten Immobilienbranche ist eine Abschwächung der hohen Nachfragedynamik der vergangenen Jahre zu spüren“, erklärt Thomas Bolte. Preissteigerungen seien „relativ moderat und entsprechen den allgemeinen Kostenerhöhungen bei Material und Baustoffen“.
Kauf-Zurückhaltung habe nicht nur mit der Zinsentwicklung zu tun, sondern sei auch auf die Inflation und die Unsicherheiten mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung zurückzuführen. „Die Zeit der Niedrigzinsen ist zwar vorerst vorbei, Baukredite sind im historischen Vergleich aber nicht teuer“, sagt er. Höhere Zinsen hätte es bis 2011 gegeben, als die Bauzinsen zwischen vier und sechs Prozent schwankten. Nach zum Teil unter 1 Prozent in den vergangenen zwei, drei Jahren sind aktuell Abschlüsse unter 4 Prozent nur noch schwer möglich.
*Anmerkung der Redaktion: Hier haben wir den Text leicht geändert. Konkrete Kostensteigerungen für Häuser um 20 Prozent entsprachen laut Dornieden-Sprecher Bolte nicht den Fakten und ließen sich für uns als Redaktion nachträglich nicht nachweisen.
Einige warten Entwicklung ab
„Eindruck aus vielen Gesprächen: Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden bleibt ungebrochen, aber einige Interessenten möchten erst einmal schauen, wie sich die Inflation in den nächsten Monaten entwickelt“, so Bolte. „Ökonomen sehen hier eine Normalisierung im nächsten Jahr.“
Energieeffiziente Immobilien blieben aber als beständige Wertanlage und Altersvorsorge insbesondere bei jungen Familien gefragt. „Zwar mögen die Kosten für die Finanzierung gestiegen sein, im Gegenzug sinken die Betriebskosten in einem energieeffizienten Haus aber erheblich“, so die Dornieden-Gruppe. Es gebe „kaum eine bessere Zukunftsinvestition als ein energieeffizientes Eigenheim“.
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