Ulrich Dingebauer, Inhaber des gleichnamigen Hofes und Mitbegründer der Neuland-Initiative, ist ein Pionier. Der Landwirt setzt sich seit den 80er-Jahren für artgerechte Tierhaltung und Regionalität ein. Auf seinem Bauernhof stehe das Programm ganz klar im Mittelpunkt, erzählt er. Deshalb bedeutet Nachhaltigkeit für den Deininghausener, den Richtlinien zu folgen.
Die Richtlinien bestehen aus acht Aspekten, die den Tieren ein möglichst artgerechtes Leben ermöglichen sollen. Dazu gehört zum Beispiel ein Außenbereich für Schweine und Hühner, damit sie sich das ganze Jahr im Stall und außerhalb aufhalten können. Der Stall sei auch größer, als es gesetzlich vorgeschrieben ist. Dadurch sind die Tiere seltener krank und robuster gegen Erkältungen, erklärt Dingebauer. Aber sie wachsen auch langsamer. Deshalb dauert die Mast länger, als bei konventioneller Tierhaltung.

Ein anderer Punkt des Programms: Die Haltung auf Stroh. Dadurch entstehe keine Gülle, sondern Festmist, erklärt Dingebauer. Der Festmist sei nicht so hoch konzentriert wie Gülle und diene als Dünger für die Anbaukulturen auf dem Feld. Er sei besser für den Acker, weil der Nitrat-Stickstoff nicht so schnell ausgewaschen werde.
Ulrich Dingebauer sagt, er verteile den Festmist auf dem Feld, wenn er die Zwischenfrüchte vor dem Winter aussähe. „Die Zwischenfrüchte dienen nur dazu, den Boden zu begrünen, die Bodenstruktur zu verbessern und die Nährstoffe über den Winter zu retten“, erzählt der Landwirt. Neben Mais baut Ulrich Dingebauer auf 60 Hektar die Getreidesorten Wintergerste und Triticale an. Natürlich alles ohne Gentechnik. Die ist bei Neuland nämlich verboten.
Das Getreide verwertet er unter anderem zu Futtermitteln für seine Tiere. Er kaufe aber auch Futtermittel dazu. Wichtig sei ihm dabei, „dass alles einheimisch ist“, sagt Dingebauer. Ein weiterer Punkt der Neuland-Initiative. Er importiere kein Soja, sondern benutze Ackerbohnen und Rapskuchen. Das sei zwar teurer, aber auch nachhaltiger.
Andere Produktionskosten, die durch die Umstellung auf das Programm steigen, seien die Preise für Ferkel, weil die Mütter „frei abferkeln“. Das bedeutet, dass sie sich während der Geburt frei bewegen können. Die Richtlinien verbieten es nämlich, Tiere anzubinden, erzählt Ulrich Dingebauer. Neuland-Betriebe können wegen der hohen Produktionskosten fast nur durch die Festpreise der Produkte weiterhin existieren. „Damit wird man kein Millionär, aber wir kommen klar“, sagt der Landwirt über das von und mit ihm entwickelte Programm.

Neuland- und Bio-Richtlinien wirken auf den ersten Blick ähnlich, sind aber doch sehr unterschiedlich. Die Unterschiede seien die Tierhaltung und das dafür produzierte Futter. „Beim Thema Haltung gibt es nichts Besseres als Neuland“, sagt Ulrich Dingebauer.
Für das Neuland-Futter gibt es im Gegensatz zu Bio-Futter nur wenige Vorschriften. Beim Anbau von Futtermitteln für Neuland darf kein Glyphosat vorkommen. Bei Bio-Futtermitteln gäbe es deutlich mehr Vorschriften. Dabei muss auch das Getreide komplett biologisch produziert werden, erklärt der Bauer.
In der Regel verkaufe der Hof Dingebauer eigenes Schweine- und Hähnchenfleisch und zugekaufte Produkte aus der Region. Wenn keine Neuland-Produkte verfügbar sind, seien Bio-Produkte auch in Ordnung. Die Schweine werden wöchentlich geschlachtet. Frisches Hühnerfleisch gäbe es alle vier Wochen. In den Wochen, in denen es gerade kein frisch geschlachtetes Hühnerfleisch gibt, gäbe es nur eingefrorene Hähnchen und Hähnchenteile.

Mindestens einmal im Jahr käme jemand von einer unabhängigen Organisation, um zu überprüfen, ob die Richtlinien auf den Höfen auch eingehalten werden, sagt Ulrich Dingebauer. Das passiere unangemeldet. Der Landwirt ist aber ohnehin der Meinung, dass seine Kunden seine strengsten Kontrolleure seien.
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