Alexander Auffenberg führt in der vierten Generation die Bäckerei seiner Eltern in Ickern weiter. Der Vater zweier Kinder arbeitet nach eigenen Angaben 60 bis 70 Stunden in der Woche. Vor allem die Ausweitung auf inzwischen sechs Filialen sorgt für immer neue Büroaufgaben. Auffenbergs haben 65 Mitarbeiter.

Alexander Auffenberg führt in der vierten Generation die Bäckerei seiner Eltern in Ickern weiter. Der Vater zweier Kinder arbeitet nach eigenen Angaben 60 bis 70 Stunden in der Woche. Vor allem die Ausweitung auf inzwischen sechs Filialen sorgt für immer neue Büroaufgaben. Auffenbergs haben 65 Mitarbeiter. © Tobias Weckenbrock

Bäckermeister Auffenberg in der Klemme: „Gottseidank nicht umgestellt“

rnEnergiekrise

Es ist eine Bäckerei in Baden-Württemberg, über die das „heute journal“ berichtet. Aber was der Kollege dort sagt, kann Alexander Auffenberg aus Ickern mit Filiale auch in Huckarde nachempfinden.

Ickern

, 18.09.2022, 15:07 Uhr / Lesedauer: 2 min

Verbraucher in Sorge, Unternehmer in Not: Die Energiekrise macht Deutschland zu schaffen. Ein Beispiel: Eine Traditions-Bäckerei aus Baden-Württemberg kündigte vergangenen Sonntag (11.9.) in einer der größten Nachrichtensendungen Deutschlands an, den Betrieb einzustellen. Vorsorglich, um nicht in die Insolvenz zu geraten. Bäcker in Castrop-Rauxel haben ähnliche Sorgen.

„Ich kenne die Fakten zu diesem Fall im Detail nicht, aber höre schon von Kollegen, dass sie gerade mit horrenden Abschlagsforderungen konfrontiert sind“, sagt Alexander Auffenberg. Ihm gehören zusammen mit seiner Frau Isabel eine Bäckerei in Ickern an der Vinckestraße und mittlerweile sechs Cafés und Verkaufsstellen in Castrop-Rauxel und Dortmund-Huckarde.

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Sie waren noch auf Expansionskurs: 2021 eröffneten die Auffenbergs in Castrop am Münsterplatz und übernahmen eine Traditionsbäckerei in Huckarde. Alexander und Isabel Auffenberg bezeichneten diese Übernahmen noch als eher zufällige Gelegenheiten, die beide an sie herangetragen worden seien. Aber vor dem Hintergrund der jetzigen Lage ist an Expansion gar nicht mehr zu denken.

Bäckereien können Abschläge kaum bezahlen

„Die Kollegen können diese Abschlagszahlungen in keiner Wiese leisten“, sagt Alexander Auffenberg. Dabei hieß es vor zwei Jahren innerhalb der Bäckerei-Innung noch: Steigt um! Viele Öfen, oft noch betrieben mit Heizöl, sollten fit für die Zukunft gemacht und auf Gas umgestellt werden. „Das galt vor zwei Jahren noch als das Nonplusultra“, sagt Auffenberg. „Wer umgestiegen ist, der hat heute den schwarzen Peter.“

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Viele, sagt er, hätten das getan, es sei auch von der Bundesregierung lanciert worden. Er nicht. „Wir wollten damals auch umstellen, aber Gottseidank haben wir es nicht gemacht“, sagt der Bäckermeister, Sohn einer Bäckerfamilie und selbst Familienvater und Chef von 65 Beschäftigten, heute.

Er macht eine Rechnung auf: „Der Ölpreis hat sich 2022 verdoppelt, ich zahle etwa das doppelte wie vor einem und das dreifache wie vor zwei Jahren“, so Auffenberg. Aber er könne nun immerhin verlässlich planen: „Wenn ich meinen Tank voll mache, dann habe ich ein Dreivierteljahr Ruhe. Jetzt muss ich die Zähne zusammenbeißen und gut.“ Bei den Gasöfen habe das ganz andere Folgen. Verträge müssen gekündigt werden, die Energiesicherheit ist in akuter Gefahr. Und damit nicht nur Brot, Brötchen und Kuchen, sondern Existenzen und Beschäftigte.

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Der Bäckerkollege aus Baden-Württemberg brachte das Problem im ZDF-Beitrag auf einen simplen Nenner: Er müsse sein Brezel für mehr als 1,50 Euro verkaufen. Aber er wäre selbst nicht bereit, mehr als 1,50 Euro für ein Brezel zu bezahlen, könne den Kunden also verstehen. Ehe die Insolvenz auf ihn zukomme, mache er bei all dem Schmerz, dem ihm das bereite, ein Familienunternehmen zu schließen, lieber zu.

„Ich habe selbst eine Schmerzgrenze“

„Das Gefühl, dass Brötchen die Preisgrenze dessen, was ich vertreten und was man Kunden zumuten kann, überschreiten, habe ich auch“, sagt Auffenberg. Er habe ja selbst beim Lebensmitteleinkauf diese Schmerzgrenze. Aber wenn die Rohstoffe und die Energie so teuer sind: Was ist der Ausweg?

Andere Brötchenverkäufer und -produzenten im Markt böten zurzeit auch in Castrop-Rauxel Fantasie-Preise an. „Dafür kann Bäckerei Auffenberg nicht einmal den Ofen betreiben“, sagt Alexander Auffenberg, verkneift sich aber zu sagen, über welche Wettbewerber er spricht. Da würden Waren und Produkte quersubventioniert, um die Geschäfte voll zu machen. Aber für deren Verkaufspreis könne man ein Brötchen nicht ansatzweise backen.