Adreano Borrega lässt sich vom Dauerregen nicht abhalten, ein frisch Gezapftes im „1910“ zu trinken. © Natascha Jaschinski

Wiedereröffnung

Außengastronomie im Pech: Wie Restaurants und Gäste dem Dauerregen trotzen

Am Pfingstsamstag darf die Außengastronomie in Castrop-Rauxel den zweiten Tag wieder öffnen. Aber es regnet unaufhörlich. Manche Restaurants setzen auf Überdachung, manch ein Gast auf Hochprozentiges.

Castrop-Rauxel

, 22.05.2021 / Lesedauer: 4 min

Pünktlich um 8.30 Uhr hat Lilli Leuthold am Samstagmorgen ihr „1910“ am Marktplatz eröffnet, sagt sie. So, wie vorgesehen. Obwohl es geregnet hat, obwohl es auch windig war und die Temperaturen nicht so richtig tauglich waren, um draußen zu essen und zu trinken. Und Heizpilze hat sie auch nicht, sagt die „1910“-Inhaberin.

Die Wetteraussichten für den Rest des Tages sind ähnlich. Doch: „Wir wollen Präsenz zeigen“, so Lilli Leuthold. Schließlich ist der Pfingstsamstag erst der zweite Tag, an dem die Gastronomie in Castrop-Rauxel wieder für Gäste mit negativen Corona-Test, Geimpfte oder Genesene öffnen darf, nachdem die Inzidenzwerte im Kreis Recklinghausen entsprechend gesunken waren.

Sonnenschirm wurde zum Regenschirm umfunktioniert

Und trotz des miesen Wetters sind schon am Morgen ein paar wenige Gäste ins „1910“ gekommen. So fünf Tische seien über den Morgen verteilt besetzt gewesen, sagt Leuthold. Es wurde gefrühstückt, die Gäste hätten sich unter die Sonnenschirme gesetzt, um wenigstens etwas gegen den Dauerregen geschützt zu sein.

Als wir gegen 14 Uhr vorbeischauen, ist ein Tisch besetzt: Auch Adreano Borrega sitzt unter einem der großen Sonnenschirme, vor sich ein frisch Gezapftes und einen kleinen Kurzen. „Ich wollte nach sieben Monaten einfach wieder raus.“ Das Wetter halte ihn nicht ab. Er werde sich heute auf „Flüssiges konzentrieren“, gegessen habe er schon zu Hause.

Nur große Sonnenschirme schützen im "1910" vor dem vielen Regen. © Natascha Jaschinski

Hochprozentiges gegen die Kühle

Ein kleiner Schnaps ist offenbar das Mittel, der Kühle zu trotzen. Er steht auch vor den beiden Freundinnen, die am Samstagnachmittag auf der Bierzeltgarnitur vor der „Marktschänke“ sitzen. Sie waren auf dem Markt und wollten noch mal eben einkehren, sagen sie. Als Stammkunden waren sie auch am Freitagabend schon da. Da sei es richtig voll gewesen, freut sich „Marktschänke“-Inhaber Karl-Heinz van Loon. „Das Bier floss in Strömen und reichlich Schnaps gab es auch.“

"Sch...." sei das Wetter am Samstag (22.5.), sagt Karl-Heinz van Loon. Seine "Marktschänke" hat er trotzdem geöffnet. © Natascha Jaschinski

Voller als am Samstag war es am Freitagabend auch im „1910“. „Es war so schön, die Gäste wiederzusehen“, sagt Leuthold. Alle hätten sich so gefreut. Und als am Abend nach einem Regenschauer die Sonne hervorkam „gingen die Aperol Spritz und Bierchen auch nur so über die Theke“. Allerdings: Bei 25 Grad und Sonnenschein wäre noch mehr gegangen, ist sich Leuthold sicher. Aber jammern nütze nichts, man könne es nicht ändern und alle anderen Gastronomen müssten auch durch.

Gast: „Bringen Sie mir einfach irgendwas“

Das sieht man im „Café Panorama“ am Stadtgarten ähnlich. Auch dort ist am Samstag trotz Regens offen. Fünf Tische finden unter dem Dach-Vorsprung des Hauses Platz, sagt Inhaberin Aysha Kleis. Die werde man auf jeden Fall anbieten. Heizpilze gibt es auch. Kleis: „Es wird bestimmt Gäste geben, die trotzdem kommen.“ Ihr Mann kaufe mittlerweile eh tagtäglich ein, da könne er gleich einkalkulieren, dass wohl nicht die ganze Terrasse besetzt sind wird bei dem Sauwetter.

Auch der erste Öffnungstag, der Freitag, sei nicht „stressfrei“ gewesen. Immer wieder habe man Tische vom Freien unters Dach zurückgestellt, trocken gewischt. Aber egal. „Wir waren alle aufgeregt ohne Ende und es war eine Riesen-Freude, wieder öffnen zu können“, sagt die Inhaberin. Es sei so viel positive Energie da gewesen. Und die Gäste seien so froh, wieder da zu sein. Das habe sich deutlich am Verhalten gezeigt: „Als ein bestelltes Gericht ausgegangen ist, hat der Gast geantwortet: Bringen Sie mir irgendwas, ich bin nur dankbar, hier zu sein.“

Es sind nur wenige Tische, die unter dem Dachvorsprung Platz finden, aber für diese hat das „Café Panorama" am Stadtgarten auch bei Dauerregen offen. © Natascha Jaschinski

Das „Parkbad Süd“ bleibt Samstag geschlossen

Während Lilli Leuthold und Karl-Heinz van Loon sich offen halten, angesichts des schlechten Wetters am Samstagabend eher zu schließen, will man im „Panorama“ schauen, was der Tag so bringt.

Ein paar Hundert Meter weiter, im „Parkbad Süd“, hat man sich anders entschieden: Am Freitagabend war offen, doch am Samstag bleibt der Außenbereich verwaist. „Wir machen nicht auf“, sagt Inhaberin Marlen Kempf. Es gibt keine Überdachung, daher „mache es keinen Sinn“.

Marius Hurmuz hat da mehr Glück: Sein Restaurant „Il Gambero“ in Henrichenburg hat eine recht große, überdachte Terrasse inklusive Heizpilzen. 70 Plätze kann er anbieten. Er ist sehr aufgeregt. Denn anders als seine Kollegen in der Altstadt startet er erst am Samstag. Mit abgespeckter Karte. Aber voller Euphorie. Trotz Regens. „Das Wetter ist so, kann man nichts machen.“

Er sei auch schon gut gebucht. Am Mittag und nachmittags gebe es noch Lücken, aber ab 17.30 Uhr sei alles dicht. „Wir wollen die Gäste glücklich machen“, lautet sein Motto für die Wiedereröffnung. Und wenn das Wetter irgendwann mal besser wird, könne man noch viel mehr beglücken: Das „Il Gambero“ hat einen Biergarten mit 150 Plätzen.

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